Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 61

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Es ist aber sicherlich so, daß in den letzten Jahren eine schnellere Kommunikation auch in der Kunst stattgefunden hat und damit die herrschenden Verwaltungsstrukturen zu hinterfragen sind. Wenn man dieses Hinterfragen ernst nimmt, so kann man nicht davon ausgehen, daß das zu irgendwelchen Kürzungen führt, auch nicht zu Kürzungen in Teilbereichen. So wird der Literaturbereich nicht gekürzt, so wie das gestern in einer Pressekonferenz dargestellt wurde. Auch die Teilgebiete dieses Bereiches werden in voller Höhe bestehen bleiben. Man wird aber darüber nachdenken dürfen, welche Schwerpunkte man innerhalb dieser Teilgebiete setzt, und man wird sich selbstverständlich auch mit den Künstlern auseinandersetzen, die Befürchtungen haben, daß es da zu Veränderungen kommen wird, die zu Lasten der Kunst gehen. Das ist nicht beabsichtigt, sondern die Förderung der Kunst wird so bleiben, wie sie ist. Sie soll nämlich auch Marktunfähiges oder nicht Marktkonformes fördern, weil nur dann die künstlerische Vielfalt jetzt und auch weiterhin gewährleistet ist.

Was den angesprochenen Katalog betrifft, so möchte ich schon darauf hinweisen, daß es sich darin um Kunstwerke aus den sechziger Jahren handelt (Abg. Mag. Schweitzer: Haben Sie nichts anderes anzubieten?) , also um Kunstwerke, die schon lange in Verkehr sind, die schon seit 20 Jahren Teil unseres kulturellen Lebens sind (Abg. Mag Stadler: Das ist unglaublich!) , die schon 20 Jahre im Kulturgeschehen vorhanden sind. Diese Darstellungen sollen eigentlich das Gegenteil dessen bewirken, was Sie hier mit Ihren Ausführungen bezwecken wollen, nämlich die Abkehr und Abwehr vom wirklich desaströsen Verhalten mancher Menschen, die Abscheu davor. Gerade vor solchen Anwürfen, die sehr vordergründig sind, sollte man die Kunst in Schutz nehmen. (Abg. Mag. Stadler: Das ist unglaublich! Unerhört! Sie sollten sich schämen! Herr Wittmann, schämen Sie sich! Ich schäme mich für Sie!)

Ich glaube, daß die Arbeit der "Wiener Gruppe" ein ganz wesentlicher Beitrag war, das kulturelle Leben nach dem Zweiten Weltkrieg tatsächlich unbefangen aufzuarbeiten. Ich meine, vor vordergründigen Anwürfen sollte man die Kunst in Schutz nehmen. Das ist auch die Aufgabe des Kunstpolitikers, für den ich mich halte. (Abg. Mag. Stadler: Vor Ihnen muß man die Kinder in Schutz nehmen! Unglaublich! Ich würde mich schämen!)

Ich glaube nicht, daß es einen Anlaß gibt, daß ich durch Abgeordneten Krüger für die FPÖ-Politik einzunehmen bin (Abg. Mag. Stadler: Sie kann man nicht einnehmen, denn mit Leuten, die solchen Dreck produzieren lassen, wollen wir nichts zu tun haben! Nehmen Sie das zur Kenntnis!), und möchte auch klarstellen, daß ich niemals den Begriff "Staatskünstler" im Zusammenhang mit Künstlern erwähnt habe. Ich distanziere mich von diesem Ausdruck deutlich, weil er diffamierend und herabwürdigend gebraucht wird und weil gerade das nicht im Sinne der Kunst ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich habe diesen Ausdruck nie verwendet und verwahre mich dagegen, daß er im Zusammenhang mit Künstlern gebraucht wird. Ich habe davon gesprochen, daß sich die Staatskünstler-Diskussion oder -Problematik erübrigen wird, wenn man eine andere Förderung wählt, aber ich habe niemals – und ich beabsichtigte das auch nicht – die Künstler als solche bezeichnet. Gerade das Gegenteil ist der Fall! Ich möchte diese Gelegenheit heute hier nützen, das in aller Form klarzustellen.

Es ist der Vorwurf gekommen, daß wir im Zusammenhang mit dem Stadtwappen von Innsbruck Künstler diffamierend behandelt hätten. Wir haben nicht das künstlerische Werk damit gemeint, sondern gesagt, daß die Förderung dieses Wappens falsch ist. Noch einmal: Wir haben nicht die künstlerische Leistung des Künstlers zu bewerten versucht, sondern – und das ist eine Form der Hinterfragung der Kunstförderung – die Ebene der Förderung.

Wir meinen, daß die Förderung eines Stadtwappens durch den Bund falsch ist. Das ist eine typische Förderung, die durch die Stadt oder Kommune zu erfolgen hat. Das ist also ein zu durchleuchtendes System. Wir müssen die richtige Ebene für die richtige Förderung finden. Es darf nicht so sein, daß sich manche Kommunen und manche Länder aus der Kunst- und Kultursubvention verabschieden und dem Bund auch noch diese Aufgabe übertragen. Das heißt, es geht da nicht um die Bewertung des Kunstwerkes, sondern um die Bewertung der Ebene der Förderung. Ich meine, es muß einem Bundespolitiker, der für Kunst zuständig ist, nach wie vor


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