Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 71

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haben, wurde uns als Begründung gesagt, alle Valorisierungen seien auf zwei Jahre ausgesetzt, man könne den Sport davon nicht ausnehmen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Da kann ja irgend etwas nicht stimmen! Denn wenn ich richtig gelesen habe – und ich gehe davon aus, daß ich das noch kann –, dann heißt es in einer Presseaussendung des ÖVP-Klubs vom 14. September – ich zitiere wörtlich –: "Über Initiative von Außenminister Schüssel wurde Dienstag im Ministerrat beschlossen, für Vorsorgeprojekte in Österreich zusätzlich wertgesichert 100 Millionen Schilling aus Tabakgeldern zur Verfügung zu stellen."

Damit kein Mißverständnis auftritt: Ich bin sehr dafür, daß der Prävention zusätzlich – das heißt, "zusätzlich" ist zuviel, vielmehr erstmals – entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt werden, ich bin sehr dafür, daß diese auch wertgesichert sind. Nur: An der Begründung, was den Sport betrifft, kann irgend etwas nicht stimmen. Entweder stimmt die Begründung nicht, daß alle Valorisierungen in den nächsten beiden Jahren nicht wertgesichert sind, oder es stimmt die Presseaussendung der ÖVP nicht. Letzteres kann ich mir ganz einfach nicht vorstellen.

Meine Damen und Herren! Ich komme zum nächsten Punkt. Dieser ist für mich noch gravierender als das Argument, das ich als erstes erwähnt habe. Er geht nämlich über den Sport weit hinaus. Wieweit gilt eigentlich noch die Zusage eines Ministers, der dann nicht mehr im Amt ist? Und wieweit gilt die Zusage von ehemaligen Bundeskanzlern? Das ist für mich eine grundsätzliche Frage. Denn es muß in dieser Republik, unabhängig von den jeweiligen Funktionsträgern, natürlich auch ein Vertrauensgrundsatz über die Funktion hinaus gelten.

Daher, glaube ich, wird man es sich nicht so einfach machen können, daß man sagt: Diese Zusage hat zwar Herr Bundeskanzler Vranitzky getroffen, aber da er nicht mehr im Amt ist, fühlen wir uns daran nicht mehr gebunden. – Wir vom Sport werden weiterhin darauf pochen, daß diese Zusage eingehalten wird, noch dazu, da die Begründung, wie ich darzulegen versuchte, ganz einfach nicht stimmt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Abschließend: In den letzten Wochen und Monaten wurde andauernd von Problemen im Pensionsbereich gesprochen. Eine der Hauptbegründungen, warum man jetzt so intensiv darüber reden muß, ist unter anderen folgende: Man müsse den jungen Leuten in diesem Staat, man müsse der Jugend jetzt Sicherheit geben. Sie haben sogar ein Recht darauf, zu wissen, wie ihre Pensionsvorsorge in 10, 20, 30 Jahren sein wird. Das heißt: Jetzt muß gesichert werden, was die Jugend dann in Jahrzehnten einmal in Anspruch nehmen wird.

Ich frage mich ganz einfach, ob die Jugend kein Recht darauf hat, jetzt halbwegs gesichert Sport ausüben zu können, und zwar nicht nur im Eigeninteresse, sondern natürlich auch im Interesse der Prävention für später.

Daher mein Appell: Es ist wirklich zuwenig, sich auf Ehrentribünen zu setzen – die nächste Gelegenheit wird ja am 11. Oktober wieder gegeben sein – und dort sozusagen den Sport für sich zu vereinnahmen und verbal bei dieser Gelegenheit den Stellenwert des Sports zu beschwören (Beifall bei den Freiheitlichen), sondern man muß tatsächlich etwas für den Sport tun. Sich damit auseinanderzusetzen, ist nicht immer leicht und ist nicht immer einfach. Aber man muß tatsächlich etwas tun, wie zum Beispiel die Sportsprecher der beiden Regierungsparteien oder der Staatssekretär.

Ich glaube daher, den Appell an alle drei richten zu können, daß es kein Beharren auf dieser Nichtvalorisierung geben möge. Denn ein Beharren darauf, daß diese Valorisierung im nächsten und im übernächsten Jahr nicht stattfinden solle, wäre – so sehe ich das als Obmann der Bundessportorganisation und daher als Hauptverantwortlicher für den gesamten nichtstaatlichen Bereich des Sports in diesem Staate – schlicht und einfach ein Schlag gegen 14 000 Sportvereine, wäre ein Schlag gegen Tausende ehrenamtliche – ich unterstreiche: ehrenamtliche – Funktionäre, wäre ein Schlag gegen Millionen Sportausübende und letztendlich auch ein Schlag gegen die Jugend. Wir wären daher in unserer Gesamtheit gut beraten, Hohes Haus, dies nicht zu tun.


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