Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 72

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Das ist mein Appell und meine Bitte! Ich hoffe, wir finden entsprechendes Gehör. – Ich bedanke mich. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.22

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Ing. Meischberger. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 8 Minuten. – Bitte.

13.22

Abgeordneter Ing. Walter Meischberger (Freiheitliche): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich habe sehr aufmerksam den Worten des ehemaligen Bundesministers Löschnak gelauscht und kann ihm in vielen Dingen wirklich recht geben. Er kämpft dafür, den österreichischen Sport gebührend zu fördern und ihm die notwendigen Grundlagen zu geben. Er hat seine Rede in drei Teile gegliedert. Er hat gesagt, er wolle darüber sprechen, was den Sport in Österreich ausmache. Zum ersten wäre da der staatliche Bereich, zum zweiten gebe es für ihn dann den Sportler, und der dritte Bereich sei die notwendige Finanzierung dieser Sportler. Und wir geben ihm recht, wenn er sagt, der österreichische Sportler beziehungsweise die Sportvereine müssen sich darauf verlassen können, daß Zusagen von früheren Funktionären oder Ministern oder vom Bundeskanzler eingehalten werden.

Aber wir sehen das Ganze auch mit einem sehr kritischen Auge. Wir glauben, daß man, bevor man diese Abermillionen auf den österreichischen Sport einfach losläßt, wie es bisher passiert ist, die Organisation des Sports in Österreich strukturell an Haupt und Gliedern reformieren und der heutigen Zeit anpassen muß.

Kollege Grollitsch hat schon davon gesprochen, daß es wirklich eine Ehre ist, daß wir über das wichtige Anliegen Sport einmal nicht irgendwann zu mitternächtlicher Stunde sprechen müssen und daß wir an mehreren Ausschußtagen ausführlich darüber debattieren konnten. Aber – und das sage ich als einer, der den Großteil der entsprechenden Ausschußberatungen verfolgt hat – das Ergebnis ist für mich ein denkbar schlechtes.

Der Bereich, den der Minister als ASKÖ-Präsident natürlich verteidigt und als gut hingestellt hat, der staatliche Bereich des Sports, also das Institutionelle, das Organisatorische, bleibt unberührt. Es gibt einen Wust an Organisationen, wie auf diesem Schaubild deutlich wird (der Redner hält eine Graphik in die Höhe), wobei man den Sport überhaupt nicht mehr erkennen kann vor lauter Fachverbänden, Sportvereinen, Dachverbänden, Bundesorganisationen. Darüber steht die Bundessportorganisation. Das alles ist noch gegliedert in Bundesbereiche, in Landesbereiche und so weiter. Dieser Wust an Organisationen und diese Funktionärsanhäufungen sind zuungunsten jener, die es eigentlich betrifft, nämlich der Sportler in diesem Lande. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich glaube, das ist der eigentliche Punkt, über den wir hier reden sollten. Wir haben es hier mit einer Proporzaufteilungsmaschinerie aus den späten sechziger Jahren zu tun, die wirklich nicht mehr in die Zeit paßt. Ich spreche speziell die Dachverbände an, die nach dem Proporzdenken aus den sechziger Jahren aufgeteilt sind: Der ASKÖ, angeführt von Bundesminister Löschnak, ist natürlich rot, der schwarze Bereich ist durch die Union abgedeckt, und dann hat man als Feigenblatt noch den ASVÖ installiert. Diese Organisationen sind allen Fachverbänden übergeordnet. Die Fachverbände wieder stehen über ihren Sportvereinen. Das ist eine Situation, die nicht mehr zeitgemäß ist.

Ich habe den Staatssekretär zweimal im Ausschuß die einfache Frage gestellt: Wofür sind diese Dachverbände eigentlich gut, und wer braucht sie? Darauf habe ich bis heute keine Antwort bekommen. Auch die Verteidiger der Dachverbände aus den Regierungsparteien sind die Antwort darauf schuldig geblieben. Die Dachverbände haben in Wahrheit nur eine Aufgabe: viele Millionen Schilling parteigerecht in Kanäle zu lenken und damit die Sportverbände zu politisieren.

Der Herr Staatssekretär spricht im Vorwort zum Bericht – Kollege Grollitsch hat dies aufgezeigt – von "3 Millionen Menschen, die in diesen Dachverbänden zusammengefaßt sind". Das stimmt einfach hinten und vorne nicht! Diese drei Dachverbände haben Mitglieder, rund 1,1 Millionen sind es beim ASKÖ, 1,1 Millionen sind es in der Union und 900 000 beim ASVÖ. Die


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