Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 73

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Sportler selber wissen zum Großteil gar nicht, in welchem Dachverband sie sind. Der Tennisklub etwa ist ein ASKÖ-Verein, der Fußballklub, bei dem man spielt, ist ein Union-Verein, und durch den Schiklub ist man vielleicht beim ASVÖ dabei. Die Sportausübenden interessiert das im Prinzip nicht. Nur die armen Eltern von Kindern, die gefördert werden wollen, die vielleicht in Richtung Spitzensport gehen, müssen sich sehr wohl überlegen, warum man ein Kind in Wien vielleicht bei einem ASKÖ-Verein oder etwa ein Kind in Oberösterreich bei einem Union-Verein anmelden soll, da diese Vereine natürlich je nach Regierungspartei ganz anders gefördert werden.

Diese Dachverbände, die überall auftauchen, auch zum Beispiel bei der Vergabepraktik der BSO, wo schon 86 Millionen Schilling zur Disposition stehen, vergeben eigenhändig noch rund 54 Millionen Schilling aus der eigenen Tasche. – Was heißt "aus der eigenen Tasche"? Aus den Förderungsmitteln!

Und wie sie das Geld vergeben, läßt sich ja gut anhand der Zusammenstellung über die Sportförderung im Jahre 1995 erkennen. Die Förderungen von Großsportveranstaltungen sind penibel aufgelistet. So wurde etwa der Europapokal der Rennrodler 1996 in Inzing mit 5 000 S gefördert. Ich muß aber dazusagen, damit das komplett ist: mit weiteren 5 000 S aufgrund eines zweiten Antrages. Dann gab es ein paar wichtigere Sportveranstaltungen, wie zum Beispiel die Alpine Schi-WM 1996 für Behinderte in Lech. Diese wirklich wichtige Veranstaltung, die wir alle sehr unterstützen wollen, wurde mit 1 Million Schilling gefördert. Aber bei der besonderen Sportförderung, bei der Sportförderung für Großveranstaltungen erhielten die mit Abstand höchste Summe die Union-Sommerspiele 1995 mit 3,6 Millionen Schilling. Diese wurden also um das 3,6fache höher gefördert als die Behinderten-Weltmeisterschaft, nicht zu reden von Europameisterschaften und so weiter. Das sind Sittenbilder dieser Vergabepraktiken!

Ein weiterer Punkt ist die Zwangsmitgliedschaft. Jeder Sportverein, der an einer Meisterschaft in Österreich teilnehmen will, muß Mitglied in einem dieser Dachverbände sein. Das ist doch in der heutigen Zeit wirklich nicht mehr zu vertreten!

Udo Grollitsch hat schon darauf hingewiesen: Die 1,1 Millionen Sportler beim ASKÖ, die 1,1 Millionen in der Union und die 900 000 beim ASVÖ gelten als 3 Millionen Sportler. In Wirklichkeit ist die Multiplikationszahl 2,6 – es gibt also rund 500 000 aktive Sportler in diesen Sportvereinen. Die Zahl der Mountainbiker in Österreich ist, wie er gesagt hat, bereits gestiegen, dennoch sind sie nach wie vor nicht geregelt, nicht zusammengefaßt und in diese Verbände nicht eingebunden; die Zahl der Inline-Skater ist ebenfalls gestiegen, von den Snowboardern gar nicht zu reden. All diese Sportler, die eben auch Sportler sind, fallen durch den Rost.

Wir Freiheitlichen meinen: Diese Dachverbände braucht wirklich niemand mehr außer die Funktionäre selbst, um die notwendigen Reisen "unter dem Dach" sozusagen stattfinden zu lassen. Die Fachverbände sind sehr wohl notwendig, diese gehören auch dementsprechend gefördert. Es gibt die BSO in Österreich, die wirklich funktioniert und die in Wahrheit von der Regierungsseite her die gleiche Aufgabe wahrnimmt, wie sie die Dachverbände erfüllen. Die BSO sollte genug sein, die Dachverbände hingegen könnte man auflösen. Die gesamten Förderungsmittel von 165 Millionen Schilling, die von den Dachverbänden freihändig vergeben werden, sollten von der BSO vergeben werden, die Dachverbände könnten mitsprechen.

Ich glaube, daß das dringend notwendig ist, und ich glaube auch, daß die Zwangsmitgliedschaften bei Verbänden im Sport höchst antiquiert sind und raschest zu stoppen sind. In diesem Sinne werden wir in naher Zukunft einen Initiativantrag einbringen, den ich hiermit ankündige. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

13.32

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Kopf. – Bitte. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 15 Minuten.

13.32

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zunächst aus aktuellem Anlaß doch kurz auf den Abgeord


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