Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 80

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Beim Sport ist, weil er eben ein Teil des gesellschaftlichen Lebens ist, spannend festzustellen (Abg. Haigermoser: Helmut, du betreibst aber wenig Sport!), wie sehr er – wie so vieles in Österreich – von der Parteipolitik vereinnahmt wird. Die Dachverbände haben wirklich keine, aber schon gar keine andere Funktion, als parteipolitisch aufzupassen, daß man seine Finger mit dabei hat. Die Dachverbände Union, ASKÖ und ASVÖ sind in der Bundessportorganisation absolut verzichtbar. (Beifall des Abg. Ing. Meischberger. )

Wir diskutieren heute in vielen Organisationen Re-Engineering, Lean-Management, neue Strukturen. Und wenn man darüber nachdenkt, dann kommt man darauf, daß die Dachverbände im Sport, außer daß sie parteipolitischen Einfluß von Rot und Schwarz sichern, wirklich aber schon gar keine Funktion mehr haben! (Beifall beim Liberalen Forum und bei den Freiheitlichen.) Also wenn Sie Geldmittel freimachen wollen im Sport, dann lösen Sie die Dachverbände auf und verwenden Sie das Geld, das dort verbraucht wird, dafür, Sportler wirklich direkt zu fördern.

Schauen Sie sich, meine Damen und Herren, doch einmal die Organisation des Sports in Österreich an! Das ist ein Horror, bitte, das ist die Steinzeit der Organisation! Wir reden heute, Herr Staatssekretär, von Lean-Management, von Reingeneering und vielen solchen gescheiten Sachen. Wissen Sie, die haben auch ihren Sinn, denn das, was gut und alt ist, ist das Gefängnis der Erfahrung, aus dem wir uns, wie ich meine, befreien sollten. Es fällt halt schwer, sich zu befreien, wenn man sich aus parteipolitischem Einfluß befreien muß, das sehe ich schon ein, und die Multifunktionäre werden dann ihren Funktionärskalender etwas kürzen müssen.

Muß es wirklich parteipolitischen Sport geben, schwarze Radfahrer und rote Radfahrer, schwarze Läufer und rote Läufer? Das sollte doch bitte wirklich der Vergangenheit dieser Republik angehören! Ich hoffe, daß die beiden großen Regierungsparteien dieses Landes darauf verzichten werden.

Sport ist zu wichtig, Sport hat viel mehr zu tun mit ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Vereinen, mit den Trainern. Von denen sollten wir mehr reden als von den parteipolitischen Wichtigtuern! Was dort Positives geleistet wird von Leuten, die sich dem Sport in Vereinen ehrenamtlich zur Verfügung stellen, Menschen helfen, jungen Leuten ein Ziel geben, halte ich für großartig. Bedauerlich finde ich, wie schlecht wir es mit der Versicherung dieser ehrenamtlichen oder halbamtlichen Funktionäre halten. Es gibt zwar Unfallversicherungen da und dort, aber gerade bei den halbamtlichen Trainern fehlt meiner Ansicht nach eine sozialversicherungsrechtliche Basis, die wir finden sollten.

Die erste Forderung an die Sportpolitik aus liberaler Position ist ein Bekenntnis zum Spitzensport. Der Spitzensport ist die Voraussetzung und Vorbild für den Breitensport. Er ist vor allem auch ein Botschafter Österreichs, und ich meine, man darf diesen Botschafter Österreichs nicht unterschätzen.

Ich bekenne mich zweitens zu den Großveranstaltungen, zu den vielzitierten und vieldiskutierten Events. Diese Events, seien es die Olympischen Spiele, Fußballeuropameisterschaften oder was immer, sind letztlich ein Teil des Standortmarketings von Österreich. Und dieses Standortmarketing, die Positionierung Österreichs im Wissen der Welt halte ich für ganz besonders wichtig.

Was ich nicht einsehe, ist, warum die Schuleinrichtungen nicht schon lange für den Vereinssport geöffnet worden sind. Es gibt da und dort Beispiele, aber es geht wahnsinnig zäh. Es ist unendlich schwierig, durchzusetzen, daß leerstehende Schulsporthallen, daß leerstehende Schulsportplätze von Vereinen wirklich in extenso genützt werden können. Woran liegt das, Herr Staatssekretär? Wo ist das Problem? Warum geht es nur punktuell? – Ich glaube, da sollten wir den Förderungsschwerpunkt setzen.

Es ist doch zum Weinen, wenn ein bestehender Sportplatz, ein bestehender Sportsaal von Vereinen nicht genutzt werden kann. Da sollten wir den Schwerpunkt der Förderung setzen, und ich glaube, wenn wir diese ganze Sportorganisation etwas ausholzen und sie klarer und einfacher gestalten, werden Mittel dafür da sein. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)


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