Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 96

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6. Beabsichtigen Sie ein Importverbot für Gentech-Raps zu verhängen?

In formeller Hinsicht wird begehrt, diese Anfrage gemäß § 93 Abs. 1 GOG dringlich zu behandeln."

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Präsident Dr. Heinz Fischer: Erster Redner hiezu ist Herr Abgeordneter Gradwohl. Er erhält das Wort gemäß § 93 Abs. 5 der Geschäftsordnung. Die Redezeit darf 20 Minuten nicht überschreiten.

Im Anschluß daran wird die Frau Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz die Dringliche Anfrage beantworten. – Bitte, Kollege Gradwohl.

15.01

Abgeordneter Heinz Gradwohl (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Mit unserer heutigen Dringlichen Anfrage wollen gerade wir Sozialdemokraten unserer Informationspflicht der interessierten österreichischen Bevölkerung gegenüber in einem heißen und emotional geführten Diskussionsprozeß um die Gentechnologie nachkommen.

Wie geht die österreichische Bundesregierung in der Causa des ausgesprochenen Importverbotes für Gentechnik-Mais weiter vor? Welche Schritte zur wirkungsvollen Aufrechterhaltung des Importverbotes setzt die österreichische Bundesregierung, aber nicht nur diese, sondern auch dieses Hohe Haus?

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Darüber möchten wir umfassend informieren und diskutieren. – Doch bevor ich zu den Fragen komme, die Gegenstand der Dringlichen sind, einige wenige Gedanken zur gesamten Thematik: Wie jedes Ding hat auch die Problematik der Gentechnologie meiner Meinung nach zwei Seiten. Man kann einen breiten Diskussionsbogen spannen, und ich bin überzeugt davon, daß er in dieser heutigen Diskussion auch gespannt werden wird.

Eine Vielzahl von Behörden, öffentlichen Einrichtungen, Vereinen und Verbänden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, darüber hinaus auch sechs Ministerien dieser Republik haben sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Der Bogen läßt sich von der wissenschaftlichen Betrachtung über die Anwendung dieser Technologie in der Medizin, in der landwirtschaftlichen Produktion, der Verarbeitung und Zubereitung der nach dieser Technologie erzeugten Produkte bis schließlich hin zum Konsumenten spannen.

Biotechnologie und Gentechnologie sind, wie viele sagen, eine zukunftsweisende Technologie, und zwar sowohl in wirtschaftlicher als auch in technischer Hinsicht. Sie bergen enorme Möglichkeiten der Entwicklung in sich. Mancherorts werden diese beiden Technologien in einem Atemzug mit der Computertechnik, der Informationstechnologie, aber auch der Telekommunikation genannt. Und weil die Biotechnologie eine relativ junge und aufstrebende Wissenschaft ist, erwarten sich internationale Konzerne von dieser Technologie und aus deren Ergebnissen auch große Gewinne für ihre Konzerne.

Ich darf hiezu aus der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zitieren: "Das Spekulationsfieber hat sich darin niedergeschlagen, daß der Börsenwert der Biotech-Unternehmen nach Angaben von Ernst & Young von 52 Milliarden Dollar Mitte 1995 auf 83 Milliarden Dollar 1996 gestiegen ist." – Ende des Zitats.

Beflügelt wird dieses Spekulationsfieber meiner Meinung nach vor allem durch den Biotech-Pharmabereich. Dieser Bereich – und das werden mir all jene Kolleginnen und Kollegen, die mit mir gemeinsam im Unterausschuß des Gesundheitsausschusses mit den Experten diskutierten, bestätigen – steht weitgehend außer Frage und außerhalb der Diskussion. Auch Österreich wird in diesem modernen Bereich der Biotechnologie seinem internationalen Ruf als führendes Industrieland gerecht. Die in diesem Sektor tätigen Unternehmen sind einerseits große Weltkonzerne, andererseits zahlreiche kleinere und mittlere Unternehmen. Das bedeutet für 5 700 Mit

 


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