Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 97

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arbeiter und Mitarbeiterinnen in den Großkonzernen und für rund 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den 49 kleineren und mittleren Unternehmen einen Arbeitsplatz. Sechs von insgesamt neun internationalen Konzernen betreiben Forschung in Österreich, und sechs Institute an österreichischen Universitäten forschen auf diesem Gebiet der Gentechnologie und der Biotechnologie.

Es gibt aber – das habe ich bereits eingangs erwähnt – auch die Kehrseite der Medaille. Mit über 1,2 Millionen unterstützenden Unterschriften – das sind immerhin 21,3 Prozent der Wahlberechtigten Österreichs – hat das Gentechnik-Volksbegehren den zweiterfolgreichsten Abschluß in der Geschichte der Zweiten Republik erbracht. Organisiert und getragen wurde dieses Volksbegehren von einer Vielzahl von Umweltgruppen, Tierschutzorganisationen, kirchlichen Organisationen, Biolandbaubetrieben und -verbänden und von zahlreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

In der Ausgabe 9/1996 der Zeitschrift "ÖMIG" – Österreichische Milch- und Lebensmittelwirtschaft – ist zu lesen, daß eine Umfrage der AK-Konsumentenschutzabteilung ergab, daß 82 Prozent der Österreicher – ich zitiere wiederum – " keinerlei gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen" würden. "97 Prozent verlangten eine eindeutige Kennzeichnung solcher Produkte." – Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist ein klarer Auftrag an die Politik.

Daß der Handel und die Handelsketten in Österreich darauf bereits reagiert haben, darf ich Ihnen ebenfalls anhand eines Zitates näherbringen. So ist zum Beispiel im "Cash" zu lesen  – ich zitiere –: "Die Manager des Billa-Konzerns haben seit vielen Jahren ein untrügliches Gespür, was der Konsument denkt. Jüngstes Beispiel: 85 Prozent wollen keine gentechnisch veränderten Lebensmittel – ergo wird es bei Billa keine geben." – Ende des Zitats.

Aber nicht nur der Handel, sondern auch die Gastronomen haben auf diese breite Bewegung in der Bevölkerung reagiert. So schlossen sich die führenden Spitzengastronomen Österreichs bereits zur Plattform "Gastronomen gegen Genmanipulation" zusammen. Der Wiener Spitzengastronom Christian Wrenkh meint – ich zitieren ihn hier – : "Als Koch kann ich meine Gäste nicht bevormunden. Ich bin aber dafür verantwortlich, ihnen nach bestem Wissen und Gewissen gesundes Essen zu servieren. Daß ich kein Gentechnik-Essen auftische, ist für mich selbstverständlich." – Diese Aussagen und Zitate beweisen, daß Handlungs- und Informationsbedarf bestehen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt aber noch einen Bereich, der mir besonders am Herzen liegt, nämlich der österreichische Biolandbau und die österreichischen Biobauern. Sie haben in den letzten Jahren viel unternommen und große Anstrengungen auf sich genommen, um den Konsumentenwünschen entgegenzukommen und gentechnikfrei zu produzieren. Auch die EU hat sich nun nach einiger Diskussion mit deutlicher Mehrheit für ein allgemeines und striktes Verbot der Gentechnologie im Bereich des Biolandbaus ausgesprochen. Das ist nur aufgrund des Druckes und der entsprechenden Information möglich gewesen. Und was im Biolandbau zufriedenstellend für alle Beteiligten funktioniert, könnte – bei dementsprechender Zusammenarbeit und gemeinsamer Anstrengung und Aufgeschlossenheit – auch im Lebensmittelbereich erreicht werden.

Die Beratungen im Unterausschuß des Gesundheitsausschusses, die ich bereits angesprochen habe, haben die Bandbreite der Diskussion und der Meinungen der Experten gezeigt, aber auch die Notwendigkeit der Information. Die Kolleginnen und Kollegen, die mit mir gemeinsam mit den Experten diskutiert haben, werden das heute bestätigen.

Im Rahmen der Verhandlungen zum Saatgutgesetz – auch ein für die Landwirtschaft wichtiger Bereich – wurde ein Entschließungsantrag angenommen, der in den nächsten Wochen einen Entwurf des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft zur Folge haben wird, in dem eine klare Kennzeichnung gentechnisch veränderten Saatgutes zu erwarten ist, die Inhalt dieser Vorlage sein wird. – Auch das ist ein Schritt in die richtige Richtung, ein Schritt hin zu mehr Sicherheit für den Produzenten, den Verarbeiter und den Konsumenten.


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