Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 119

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Meine Damen und Herren! Darum ist es mir auch ein Anliegen, zur Bildung zu sprechen, weil es immer wichtiger wird, wie diese in Zukunft gestaltet wird. Wir haben festgestellt, daß sich das Wirtschaftsleben enorm wandelt. Die Märkte werden offener, und sie werden nicht nur wegen des Shareholder-value offener, sondern weil der Konsument, der vielfach als König gesehen wird, nun eine gute Auswahl zu günstigen Preisen treffen kann. Das sind Voraussetzung und Sinn eines funktionierenden Marktes: Der Konsument bestimmt den Preis, und danach richtet sich die Wirtschaft. Und in diesem Sinne hat es in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung gegeben. Sie war so rasant, daß manchmal die entsprechenden politischen Entscheidungen dazu gefehlt haben.

In Anbetracht dessen ist es sehr wichtig, zu klären, wie Bildung in Zukunft gestaltet werden kann und muß, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden. Eines unserer Erziehungsziele war oft, daß die jungen Menschen zur Kritikfähigkeit erzogen werden sollen. – Ich glaube, hier müßten wir ein wenig umdenken: Die Menschen sollten nicht nur zur Kritikfähigkeit erzogen werden, sondern auch zur Urteilsfähigkeit. Die jungen Menschen müssen lernen, wie man sich selbst in den Arbeitsprozeß einbringt. Dafür gibt es vorläufig leider nur einen englischen Begriff: Es wird in diesem Zusammenhang vom sogenannten Self-employment gesprochen. Gemeint ist damit die Art und Weise, wie man sich selbst in eine Gesellschaft einbringt, selbst Verantwortungen übernimmt und für sich selbst einen Arbeitsplatz nach den Bedürfnissen des Marktes schafft. Das ist die Herausforderung, die wir für die Zukunft haben! (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte den Kollegen auf der Seite der Freiheitlichen sagen: Lernen Sie, die Dinge etwas differenzierter zu betrachten, und verwenden Sie nicht nur den Holzhammer wie der Kasperl für das Krokodil! Eine differenzierte Betrachtungsweise ist wesentlich besser!

Kollege Nußbaumer hat zum Beispiel gemeint, daß die Exportoffensive nicht greift. Er möge sich die Ziffern ansehen! Die Exportoffensive greift sehr wohl! In den letzten zwei, drei Jahren ist es in Österreich gelungen, den Export prozentmäßig mehr zu steigern als den Import. Und das ist den österreichischen Betrieben zu verdanken, und zwar nicht nur den Unternehmerinnen und Unternehmern, sondern auch den Mitarbeitern.

Auch die Technologieoffensive hat schon Platz gegriffen, das zeigt etwa die Autozulieferindustrie. Und das hat seinen Grund: Denn hätten wir die Produkte durch das technische Know-how unserer Mitarbeiter nicht so gestalten können, daß wir im Export und in der Technologie federführend sind, dann hätten die ausländischen Autoindustrien nicht österreichische Betriebe herangezogen! Das ist ein gutes Beispiel dafür.

Herr Abgeordneter Nußbaumer! Spezielle Fragen an den Finanzminister werden dann in den Budgetberatungen in den einzelnen Ausschüssen gestellt und auch eingehend beraten werden können. Heute haben wir eine Grundsatzdebatte zu führen, und ich bin sehr froh darüber, daß diese hier gestartet worden ist. Ich meine, in den Budgetberatungen werden wir uns noch eingehender mit den Materien zu beschäftigen und einzelne Gesetze zu beraten haben. (Beifall bei der ÖVP.)

17.40

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet hat sich noch Frau Abgeordnete Aumayr. Die restliche Redezeit für Ihre Fraktion beträgt 3 Minuten. – Frau Abgeordnete, ich erteile Ihnen das Wort. (Rufe und Gegenrufe zwischen der ÖVP und den Freiheitlichen.) Ich bitte jetzt um Ruhe!

Bitte, Frau Abgeordnete, beginnen Sie!

17.40

Abgeordnete Anna Elisabeth Aumayr (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Herr Bundesminister! Im Budgetkapitel 51, Kassenverwaltung, geben Sie schwarz auf weiß zu, daß Sie rund 1,3 Milliarden Schilling an EU-Förderungen zurückbehalten. Ich frage Sie, Herr Bundesminister: Wieso sitzen Sie wie eine Bruthenne auf EU-Geldern, anstatt endlich Arbeitsplätze damit zu fördern und Investitionen in den verschiedenen Regionen zu tätigen? (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Stummvoll: Diese Frage gilt auch für Sie!)


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