Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 23

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Meine Damen und Herren – von der sozialdemokratischen Fraktion vor allem: Sie wissen ganz genau, daß Ihr eigener Wissenschaftssprecher und viele andere unter einer bewußten Mißdeutung der vorhandenen und bekannten Zahlen immer wieder fälschlicherweise behaupten, Studieren nütze nur den oberen sozialen Schichten. – Das stimmt nicht! Es ist wissenschaftlich widerlegt, es ist falsch. Dennoch vertreten Sie immer wieder gebetsmühlenartig diese These, und Sie haben dabei nur eines vor: Sie bereiten – zwar nicht bis zur Wahl 1999, aber bis dahin ist es entscheidungsreif – ein Modell von Studiengebühren vor. Es wird nicht in dieser Periode kommen, aber das Modell wird bei der Wahl 1999 fix und fertig in der Schublade liegen. Und was das bei einer nicht geänderten Struktur im universitären Bereich bedeutet, ist völlig klar: Die soziale Selektion der Studierenden geht weiter. Das wirkt sich zu Lasten der Frauen und zu Lasten der ärmeren sozialen Schichten aus, und es wirkt sich zu Lasten jener Studienrichtungen und Fächer aus, die nicht so direkt und handfest wie die Buchhalterei sind. Das ist ganz klar. (Beifall bei den Grünen.)

Ein Allerletztes zum Bereich der Forschung; zum Bereich des Verkehrs wird meine Kollegin Gabriele Moser dann noch Stellung nehmen. Was die Zusammenziehung dieser beiden Ressorts angeht, möchte ich sagen, daß heute, bei dieser Diskussion, der ganze Unfug wirklich deutlich zutage tritt: Da sitzen die RessortmitarbeiterInnen – auf verschiedenen Seiten. Die beiden Ressorts haben nach wie vor nichts miteinander zu tun. Von irgendeinem Synergieeffekt – dieses Wort ist ja sehr modern – durch dieses "Zukunftsressort", wie man es angekündigt hat, kann ich nichts erkennen. Es ist ein Pallawatsch geworden, und das bleibt es auch.

Daher von meiner Seite nur noch ein paar Worte zur Forschung. Auch da gilt: Man kann das Zahlenmaterial so oder so deuten. Man kann jetzt noch versuchen, durch Verscherbelung des Familiensilbers da oder dort ein bißchen etwas dazuzulegen, tatsächlich sind wir aber in allen Bereichen der Forschung im Vergleich der OECD-Staaten im untersten Bereich. Sogar bei den Forschungsgeldern, die gezahlt werden, ist alles Bluff und Schmäh. – Diese Wertung habe nicht ich erfunden, sondern ich schließe mich da dem Herrn Welzig, dem Präsidenten der Akademie der Wissenschaften, an, der in diesem Zusammenhang von "Bluff" und "Schmäh" spricht. (Abg. Dr. Khol: Das ist aber auch ein alter Professor männlichen Geschlechts!) Es ist ja nicht alles, was Professoren sagen, grundsätzlich falsch. Es ist nur falsch, wenn sie sich Gedanken über die Zukunft der Jugend machen und ihr in einer nicht marktkonformen Weise Vorschriften machen. Nichts anderes habe ich gesagt. Sie sollten etwas besser zuhören, Herr Kollege Khol.

Welzig spricht im Zusammenhang mit dem Forschungsbudget – und da konzediere ich dem Präsidenten der Akademie durchaus eine Kompetenz – von "Bluff" und "Schmäh". Ich weiß nicht, wie Sie es beurteilen, wenn etwa der Errichtungsaufwand für das AKH oder der Mehraufwand bei den Universitätskliniken, der klinische Mehraufwand, unter "Forschung" firmiert. Meine Damen und Herren! Das ist wirklich eine Zahlenspielerei, und das hat mit einer Unterstützung der Forschung nichts zu tun.

Und einmal mehr, Herr Kollege Lukesch: Auch ich bin absolut für die anwendungsorientierte Forschung, aber ich meine erstens, man sollte im Forschungsbereich viel klarer und deutlicher hervorheben, wo es eine Drittmittelfinanzierung gibt. Ich halte das ja für etwas höchst Löbliches, das braucht man ja nicht zu verstecken, das könnte man doch durchaus offenlegen. Ich finde es gut, wenn Wirtschaftsunternehmungen mit der Universität kooperieren, aber es gehört offengelegt, es gehört transparent gemacht, und ich glaube auch, daß ein gewisser Teil dieser Drittmittel der Universität zur Verfügung stehen sollte, etwa in der Größenordnung von 10 Prozent, unter anderem, um auch die sogenannten Orchideenfächer, die ich für sehr sehr wichtig halte, dotieren zu können, und zwar autonom durch die Universitäten, durch die Universitätsgremien.

Zweitens kann diese Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen ...

Präsident Dr. Heinz Fischer: Frau Abgeordnete, die 20 Minuten sind ausgeschöpft. Bitte um den Schlußsatz!

Abgeordnete MMag. Dr. Madeleine Petrovic (fortsetzend): ..., daß wir einen dramatischen Fehlbestand auch im Bereich der Grundlagenforschung haben. Und insgesamt tut es mir weh,


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