Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 101. Sitzung / Seite 14

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Wohnort wechseln und weil dort ein vertikaler und horizontaler Finanzausgleich besteht. Das ist unvergleichbar. Es ist daher unredlich, was Sie damit der Bevölkerung vorzugaukeln versuchen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Dann kommt noch das zweite Argument ... (Abg. Dr. Nowotny: Ein einheitlicher Währungsraum und ein einheitlicher Arbeitsmarkt ...!) Herr Professor Nowotny! Ich bin so froh darüber, daß ich in der Hochschule nicht Sie gehabt habe. Wenigstens ist aus mir etwas geworden. Gott sei Dank habe ich Sie oder einen anderen derartigen Professor in der Hochschule nicht gehabt. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Nowotny: Manche sind über ihre Unwissenheit froh!) Ich habe die Gnade der etwas früheren Geburt. (Abg. Dr. Haselsteiner: Der "späteren" heißt das!)

Herr Bundeskanzler! Zur Frage der Abwertung: Pausenlos wird von Ihnen und Ihren Regierungskollegen dargelegt, daß in diesem Fall eine Abwertungsfrage ganz einfach nicht zu diskutieren sei. (Rufe und Gegenrufe zwischen der SPÖ und den Freiheitlichen.) Es wird am 1. Jänner 1999 eins zu eins umgestellt. (Zwischenruf des Abg. Dr. Haider. ) Es wird sich jedoch rächen, Herr Bundeskanzler, daß dabei unterschiedlichste Volkswirtschaften verbunden werden, daß der Euro sich einer internationalen Bewertung wird stellen müssen und daß die Frage der äußeren und inneren Stabilität dieser Währung ökonomisch wichtig und von Bedeutung sein wird.

Es geht nicht an, Herr Bundeskanzler, daß Sie ökonomische Parameter, wo wir meinen, daß wir damit auf der sicheren Seite stehen, beiseite wischen und glauben, daß eine politische Lösung gefunden werden muß. Herr Bundeskanzler! Das wird bei dieser Währungsunion ganz einfach nicht möglich sein! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Herr Bundeskanzler! Mir kommt es ein wenig so vor, als ob Sie vielen Leuten die Unwahrheit sagen. Ein "kleiner" Sparbuchbesitzer soll ganz einfach seinen Schilling verlieren und gegen den Euro einwechseln. Jemand – Herr Kollege Haselsteiner, dort gehören Sie dazu –, der über 500 000 S in ein Portfolio-Management einbringt, hat da schon andere Möglichkeiten. (Abg. Dr. Haselsteiner: Das tue ich nicht!) Es gibt Banken, die sagen: Ein dynamisches Depot sieht so aus, daß zu 40 Prozent in Währungen wie den japanischen Yen, den Schweizer Franken und den US-Dollar gegangen wird. Das sagen österreichische Banken! Sie beteiligen sich zwar an der Pro-Euro-Kampagne, aber ihren guten Klienten sagen sie: So heiß wird das nicht gegessen, bitte veranlagen Sie 40 Prozent Ihrer Barschaft lieber in US-Dollar, in Yen oder in Schweizer Franken.

Herr Bundeskanzler! Was ist denn das? Was ist das anderes, als den Leuten einfach die Unwahrheit über die tatsächlichen ökonomischen Verhältnisse zu sagen? (Abg. Dr. Haider: Die Erste!)  – Die Erste Österreichische Spar-Casse zum Beispiel macht das, ebenso andere Sparkassen, die Raiffeisen-Bank macht es und die CA genauso.

Herr Bundeskanzler! So wird man mit der österreichischen Bevölkerung nicht verfahren können. Ich möchte Ihnen das an einem Beispiel demonstrieren. (Der Redner hält eines der mitgebrachten Fläschchen in die Höhe.) Schauen Sie, das ist keine Schildlaus, sondern portugiesischer Rosé. (Abg. Dr. Haselsteiner: Was ist da drinnen? – Weitere Zwischenrufe.) Herr Bundeskanzler! Ein Wasserglas, Leitungswasser aus Wien, klares Hochquellenwasser. Daneben, nicht ganz voll – ich mache es zu drei Vierteln voll ... (Der Redner schüttet die rötliche Flüssigkeit aus dem Fläschchen in ein Glas. – Ruf: Giftmischer! – Weitere Zwischenrufe.) Ich bin kein Giftmischer, sondern Önologe. Ich kann das, Herr Präsident, keine Sorge. Ich habe vier Jahre Weinbau studiert. Ich kann das ohne weiteres mischen. (Abg. Dr. Stummvoll: Weinpantscherei! – Weitere Zwischenrufe.)

So, Herr Bundeskanzler, 20 Prozent hinein, bitte sehr: klares Wasser vermischt mit etwas "rotem Gift". Rotes Gift bedeutet: höhere Inflation, höhere Zinsen, Abwürgen der Investitionsbereitschaft, Abschwächung der Konjunktur und höhere Arbeitslosigkeit. (Beifall bei den Freiheitlichen.)


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