Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 102. Sitzung / Seite 90

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das in einem reichen Staat! – gestrichen. Selbst jene Frauen, die zum Zeitpunkt der Projektauflösung ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen haben, ...

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Den Schlußsatz bitte, Frau Abgeordnete!

Abgeordnete MMag. Dr. Madeleine Petrovic (fortsetzend): ...müssen ohne Abschluß der Ausbildung in die Arbeitslosigkeit zurückkehren. Frau Tichy-Schreder! Sie suchen qualifizierte Arbeitskräfte. Sie suchen vielleicht qualifizierte Frauen. Hier werden sie mit einer abgebrochenen Ausbildung in die Arbeitslosigkeit hinauskomplimentiert. Dazu möchte ich gerne den Herrn Bundeskanzler hören.

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Frau Abgeordnete! Bitte den Schlußsatz zu Ende zu sprechen!

Abgeordnete MMag. Dr. Madeleine Petrovic (fortsetzend): Ich fürchte, der Herr Staatssekretär wird uns zu dieser Thematik nichts sagen können. Aber das ist eben die Beschäftigungspolitik à la große Koalition! (Beifall bei den Grünen.)

16.46

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Hagenhofer. – Bitte.

16.46

Abgeordnete Marianne Hagenhofer (SPÖ): Herr Vorsitzender! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wenn Regierungen gemeinsam ein Ziel verfolgen, dann führt dies auch zum Erfolg – siehe Maastricht-Vertrag und eben die ausgemachten monetären Zielgrößen! Ich glaube, der Beschäftigungsgipfel in Luxemburg ist ein Schritt in diese Richtung.

Ich bin sehr stolz darauf, daß die Europäische Union nationale Beschäftigungsinitiativen gewürdigt hat, und zwar konkret zwei aus Österreich. Das sind zum einen unsere Arbeitsstiftungen und zum anderen die duale Ausbildung. Was die Arbeitsstiftungen betrifft, nimmt Österreich eine Vorreiterrolle ein. Dazu möchte ich Ihnen aus der praktischen Erfahrung ein paar Zahlen nennen.

In Oberösterreich sind seit 1992 5 000 Personen durch verschiedene Arbeitsstiftungen gegangen. Von diesen 5 000 Personen sind 4 100 Personen – und das muß man sich schon auch vor Augen halten: 4 100 Personen! – wieder in neuen Berufen im Rahmen eines Dienstverhältnisses tätig. Diese Angaben beruhen auf Erhebungen sechs Monate nach Ausscheiden aus der Ausbildungsmaßnahme. Darauf können und müssen wir stolz sein! Und ich frage: Was hindert uns daran, diese Arbeitsstiftungen auch landesweit einzuführen? Alle Betriebe sollten verpflichtet werden, dort in einen Topf einzuzahlen. So hat jeder Betrieb die Möglichkeit, bei Strukturproblemen dafür zu sorgen, daß sein Arbeitnehmer oder seine Arbeitnehmerin eine neue Qualifizierung erwirbt. Also was hindert uns daran? (Beifall bei der SPÖ.)

Noch eine letzte Zahl, auf die ich persönlich sehr stolz bin. Bei uns im Bezirk Braunau haben drei von fünf Arbeitsstiftungen eine Erfolgsquote von 100 Prozent. Das heißt, alle Personen, die durch diese drei Stiftungen gegangen sind, haben neue Arbeitsplätze oder neue Ausbildungsbereiche gefunden. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Alles in Butter!) Nein, es ist nicht alles in Butter! Aber ich meine, daran sollte man arbeiten, und zwar österreichweit.

Wir könnten auch eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn wir die Möglichkeit der im Rahmen der Pensionsreform beschlossenen Bildungskarenz bei den Betrieben bekanntmachten und auch entsprechend forcierten. Wir sollten zu deren Inanspruchnahme aufrufen und nicht immer alles als negativ und schlecht hinstellen. Ich würde auch meinen, daß die Pensionsreform einen weiteren positiven Anreiz für arbeitsmarktorientierte Ausbildung gesetzt hat, nämlich dahin gehend, daß Berufsinformation bereits in der dritten und vierten Hauptschulklasse und in der dritten und vierten Gymnasialklasse angesetzt wird und nicht erst im letzten Moment, wenn das Schuljahr zu Ende geht und man vor der Frage steht, was das Kind jetzt machen soll.


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