Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 106. Sitzung / Seite 53

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gerechnet, zum Teil mit der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ergänzt. Dabei ergibt sich ein Rückgang der Wertschöpfung in der Land- und Forstwirtschaft von 61,9 Milliarden Schilling auf 61,2 Milliarden Schilling im Jahre 1996. Zusätzlich zu diesem Rückgang sind im Jahre 1996 allerdings die degressiven Zahlungen reduziert worden, sodaß sich daraus ein Einkommensverlust für die Landwirtschaft ergibt, der höher ist als der Verlust aus der verminderten Wertschöpfung.

1996 wurden von den Bauern aber auch wesentlich mehr Investitionen getätigt. Der Grad der Investitionen ist immer auch ein Gradmesser dafür, welche Zukunftshoffnungen die Bauern haben. Wer investiert, versucht, auch in der Zukunft wettbewerbsfähig zu sein. 1996 wurde gegenüber 1995 um fast ein Drittel mehr Traktoren neu zugelassen, in bauliche Maßnahmen wurden um 18 Prozent mehr investiert und für Maschinen um insgesamt 29 Prozent mehr. Diese starken Investitionen verringern natürlich das landwirtschaftliche Einkommen, denn Einkommen ist die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben. Der verbleibende Teil ist dann das Einkommen. (Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

1996 hatten die Grünlandbetriebe und Rinderhalter auch mit den Folgen der von England ausgehenden BSE zu kämpfen. Das Vertrauen der Konsumenten wurde auch in unserem Lande erschüttert. Der Rückgang des Rindfleischverbrauches hatte natürlich katastrophale Auswirkungen auf die Preissituation im Rinderbereich. Dazu kam 1996 noch, daß es durch die 1995 erfolgte Liraabwertung europaweit zu einem Preisverfall bei Rund- beziehungsweise auch Schnittholz kam, wodurch Österreich, das vor allem beim Holzexport sehr stark auf Italien ausgerichtet ist, besonders betroffen war.

Deshalb haben wir Schlüsse aus diesen Zahlen des Berichtes 1996 zu ziehen. Wir haben Rahmenbedingungen herzustellen, die die Einkommen der Bauern in Zukunft nachhaltig verbessern.

Welche Rahmenbedingungen brauchen wir? – Wir brauchen ein verstärktes Vertrauen der Konsumenten zu den heimischen Lebensmitteln. Dafür, Frau Abgeordnete Aumayr, ist auch die Rinderkennzeichnung notwendig, denn die Konsumenten verlangen, zu wissen, von welchem Bauernhof beziehungsweise aus welcher Region die Rinder kommen, damit sie wieder Vertrauen in das Rindfleisch haben können. (Beifall bei der ÖVP.)

Diese Rinderkennzeichnung, die im Jahre 1998 für die Bauern eingeführt wird, ermöglicht es, daß ab dem Jahr 2000 – ein Rind wird halt eineinhalb bis zwei Jahre alt, ehe es schlachtreif ist und dann sozusagen in den Lebensmittelbereich kommt – eine genaue Fleischkennzeichnung in Kraft treten kann, sodaß auch im Supermarkt bei jedem Fleischstück feststellbar ist, wo etwa dieses Tier geboren ist, wo es weitergemästet wurde, wo es geschlachtet worden ist. Diese wirklich lückenlose Darstellung soll dazu beitragen, das Vertrauen wiederherstellen zu können.

Eine zweite Maßnahme ist die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Wir haben mit dem ÖPUL-Programm 1998 eine verstärkte Umweltförderung. Österreich ist hier Europameister. Rund 10 Prozent aller unserer Bauern sind Biobauern, und rund die Hälfte der europäischen Biobauern sind in Österreich beheimatet. Dem entspricht auch unser Programm für eine umweltgerechte Landwirtschaft. So werden wir wesentlich mehr als das größere Frankreich oder wesentlich mehr als das größere Deutschland für Österreichs Bauern lukrieren können, und dieses Umweltprogramm ÖPUL 1998 wird auch eine wesentliche Verbesserung für die Grünlandbauern bringen.

Ein weiterer Schwerpunkt muß die Einführung eines Sockelbetrages für Bauern in Berggebieten und in benachteiligten Regionen sein, um auch den kleinen Bauern und Nebenerwerbsbauern das Überleben zu ermöglichen. Denn die Infrastruktureinrichtungen in einer Region erhalten zu können, hängt auch davon ab, wie viele Bauern dort noch weiterhin einen Betrieb bewirtschaften. Wir haben derzeit in Österreich noch rund 250 000 Betriebe. Im Vergleich dazu gibt es in der Schweiz nur mehr 80 000 Betriebe. Obwohl die Schweiz nur um eine Million weniger Einwohner als Österreich hat, haben wir dreimal so viele Landwirtschaftsbetriebe als die Schweiz!

Ein weiterer harter Punkt bei den Verhandlungen wird die Mehrwertsteueranrechnung für pauschalierte Betriebe bleiben müssen, so wie es im Europaübereinkommen verankert ist, denn


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