Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 106. Sitzung / Seite 89

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Herr Bundesminister! Der Bericht ist im großen und ganzen vernünftig, übersichtlich und auch informativ. Sie, Ihre Beamten und wir wissen, daß er ein beschreibender Bericht ist. Aus unserer Sicht ist er auch etwas beschönigend und geht nicht wirklich auf die Probleme der Tourismuswirtschaft ein. Er hat in meinen Augen auch einen großen Mangel: Er wurde aus makroökonomischer Sicht erstellt und geht nicht auf die betriebswirtschaftliche Problematik Tausender österreichischer Tourismusbetriebe ein, und das finde ich bedauerlich.

Was vor allem fehlt, sind die Ansätze zu Problemlösungen. Es gibt auch keine Diskussion über die Auswirkungen der Tourismuskrise. Herr Puttinger! Auch wenn Sie meinen, positives Denken ist angesagt, wird man schon noch sagen dürfen, daß wir sehr wohl eine Krise haben. Das hat mit positivem Denken nichts zu tun. Es gibt eine Tourismuskrise in Österreich, und sie ist sehr ernst. Sie hat auch Auswirkungen: regionalpolitische – ohne Zweifel –, beschäftigungspolitisch unerwünschte Auswirkungen und natürlich die sattsam bekannten und gut nachvollziehbaren Auswirkungen auf das österreichische Leistungsbilanzdefizit, das ja schön langsam zu einem ernsten volkswirtschaftlichen Problem für diese Republik wird, wobei uns auch der Euro und die Integration innerhalb Europas nicht sehr viel helfen werden.

Meine Damen und Herren! Ich glaube, wenn wir jetzt – Mitte Jänner – den Tourismusbericht diskutieren, dann tun wir das automatisch mit einer gewissen Entwarnung. Es fällt Schnee, gerade jetzt, erfreulicherweise, und wir können daher in den entscheidenden Ländern, in den Schwerpunktländern, eine gute Wintersaison erwarten. Einige Tage vor den Rennen in Kitzbühel wird das auch eine entsprechende Außenwirkung und Werbewirkung entfalten. Darüber sind wir glücklich. (Abg. Leikam: Auch am Mölltaler Gletscher fällt Schnee!)  – Auch am Mölltaler Gletscher, Herr Leikam, wiewohl natürlich ein Gletscherskigebiet, wie Sie wissen, auch in schneearmen Wintern oder gerade in schneearmen Wintern für die betroffenen Regionen und für das Bundesland Kärnten und wahrscheinlich in Zukunft auch für Salzburg von entscheidender Wichtigkeit ist. Wir müssen eben die Sicherheit anbieten, diesen Sport ausüben zu können, auch bei sozusagen widrigen Witterungsbedingungen. Das wird uns helfen, die Auslastung zu verbessern beziehungsweise zu garantieren.

Ich glaube auch, daß der Wintertourismus im Verhältnis zu den Problemen, die wir im Sommer haben, eine untergeordnete Rolle spielt und daß daher wenigstens in jenen Betrieben, die zweisaisonal geführt werden können, die Krisenerscheinungen auch bei weitem nicht so stark sind. Trotz alledem haben wir in den Schwerpunktländern Tirol, Kärnten, Salzburg und Vorarlberg – wenn wir jetzt von Städtetourismus reden, wäre natürlich auch Wien zu nennen, aber da gelten andere Gesetzmäßigkeiten, wie wir wissen – bestenfalls eine kleine Atempause gewonnen beziehungsweise gewinnen durch eine gute Wintersaison oder durch zwei gute Wintersaisonen eine Atempause, und diese sollten wir auch nützen. Ich glaube, hier darüber zu diskutieren und die Feststellungen des Tourismusberichtes aufzugreifen, ist auch ein Gebot der Stunde.

Die regionalpolitische Auswirkung der Krise ist in den genannten vier Bundesländern am stärksten zu spüren, das ist keine Frage. Ich darf aus eigener Erfahrung sprechen, daß das in erster Linie auf die Bauindustrie oder auf die Bauwirtschaft, auch auf die gewerblich strukturierte – vielleicht dort sogar in erster Linie –, auf das Baunebengewerbe und auf die Zulieferer entsprechende Auswirkungen haben wird beziehungsweise bereits hat.

Wir können das sehr gut nachvollziehen. Wir haben – um Ihnen nur eine Vorstellung zu geben – Ende der siebziger Jahre in Kärnten unseren Umsatz im Ausmaß von fast 40 Prozent für die Tourismuswirtschaft erbracht, und heute sind es noch 5 Prozent. (Abg. Haigermoser: Wer ist "wir"?)  – Meine Unternehmung, Herr Haigermoser, und das ist eine maßgebliche, eine renommierte in Kärnten, wie Sie vielleicht wissen. Dadurch können Sie erkennen, daß auch eine Schlüsselindustrie betroffen ist, die aufgrund ihres hohen Multiplikators insgesamt volkswirtschaftlich positive Impulse in diesen tourismusstarken Regionen zu geben in der Lage war.

Der zweite Aspekt betrifft ohne Frage den Aspekt der Beschäftigung. Auch wenn wir uns zehnmal bemühen, über Flexibilisierungen und andere Dinge, die ohnehin nicht einhellig hier in diesem Haus betrachtet werden, diese Krise etwas zu entschärfen, dann ist doch unverkennbar


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