Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 106. Sitzung / Seite 100

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jetzt schon ein bißchen besser geworden. Ich hoffe, der Klein- und Mittelstandsbericht wird noch aktueller sein. Ich möchte daher, obwohl wir den Bericht 1996 diskutieren, schon mit Zahlen aus dem Jahr 1997 arbeiten, weil sich außer geringfügigen Unterschieden die Tendenz nicht wesentlich geändert hat.

Die jüngsten Zahlen vom Nationalbankbericht Jänner 1998 über das Jahr 1997 zeigen, daß wir wiederum mit einem Rückgang der Einnahmen beim Tourismus rechnen müssen. Im Zeitraum Jänner bis November hat sich der Überschuß aus der Reiseverkehrsbilanz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4 Milliarden Schilling reduziert. Selbstverständlich nimmt dadurch auch die traditionell entlastende Wirkung der Reiseverkehrsbilanz auf die Leistungsbilanz ab. Ich werde später, weil es Kollege Haselsteiner angeschnitten hat, auf das Thema Leistungsbilanz zu sprechen kommen. Die Einnahmen im Tourismus sind zwar um 3 Prozent leicht gestiegen, auf der anderen Seite haben aber die Ausgaben – Kollege Ellmauer hat darauf hingewiesen – wieder um 7 Prozent zugenommen.

Österreich ist ein klassisches Fremdenverkehrsland, das wissen wir, und die Bedeutung des Fremdenverkehrs für Österreich wird im Rahmen der EU besonders deutlich. Die Einnahmen von Gästen aus den EU-Ländern haben im Jahr 1996 114 Milliarden Schilling ausgemacht. Dieser Betrag stellt immerhin beachtliche 29 Prozent der Gesamteinnahmen aus dem Warenverkehr mit der Europäischen Union dar. Ebenso wie andere klassische Urlaubsländer haben wir natürlich mit der internationalen Entwicklung zu rechnen. Daher glaube ich, daß es nicht sinnvoll ist, darüber zu jammern. Das ist eine Entwicklung, der wir nur innerösterreichisch entgegenwirken können.

Was können wir aber unserer Auffassung nach primär tun? Meine Damen und Herren! Wenn wir uns die Statistik ansehen, so muß uns eines auffallen: Von 1992 bis 1997 zeigt sich durchgehend, daß die Auslastung in den Kategorien der Vier- und Fünf-Sterne-Hotels in etwa gleichgeblieben ist. Bei der Drei-Sterne-Kategorie hat sie sich geringfügig verschlechtert, dramatisch verschlechtert hat sich die Auslastung bei den Ein- und Zwei-Stern-Betrieben.

Was heißt das? – Hier ist sicherlich die Kritik vom Kollegen Haselsteiner nicht unberechtigt, Herr Minister, wenn er sagt, die betriebswirtschaftliche Sicht wird ein bißchen außer acht gelassen. Auch das muß man sich anschauen. Welche Ursachen hat es? – Es kann nicht nur sein, daß der Städtetourismus den Vier- und Fünf-Stern-Hotels zugute kommt. Ich bin der Auffassung, daß das im Bereich des qualitativen Anbots zu liegen hat, ob das jetzt Einrichtungen der Infrastruktur sind, ob das die dort Tätigen sind – daher ist bessere Ausbildung angesagt –, ob das Fragen des Angebots, Schlagwort Event und so weiter, sind.

All das sind Dinge, die man untersuchen muß, wenn wir hier ernsthaft auf der Betriebswirtschaftsseite Angebote offerieren wollen. Dann kann man sich überlegen, ob das außer Diskussion ist. Das müssen wir tun, wir müssen danach trachten, daß die Eigenkapitalsituation der Betriebe verbessert wird. Das ist ein Muß. Bei der nächsten Steuerreform hat das zu geschehen. Alles andere, das Herumgejammere, das Fordern bringt tatsächlich nichts.

Meine Damen und Herren! Produktivitätssteigerung heißt letztlich auch Qualität. Und in diesem Zusammenhang möchte ich nur auf ein Beispiel hinweisen, welches zeigt, daß nicht alles im Trend gleich liegt, nämlich auf das Wiener Beispiel: Im Tourismus in Wien gab es 1997 – man höre und staune – um 19 300 Arbeitsplätze mehr als 1982. Diese Beschäftigungsdynamik spiegelt den starken Aufschwung des Städtetourismus sowie die Entwicklung der Freizeitgesellschaft wider. Um 137,4 Prozent ist die Mitarbeiterzahl gestiegen. Das heißt, daß wir nicht generell sagen können, daß der Tourismus negative Auswirkungen hat, daß er beschäftigungspolitisch keine Konsequenzen hat.

Wien ist ein Musterbeispiel dafür, aber es gibt noch einige andere punktuelle Situationen, anhand derer wir sehen, wo der Hebel anzusetzen und auch etwas zu bewirken ist.

Die Ausbildung habe ich angesprochen. Da ist einiges im Gange. Das Thema der Realisierung der Fachhochschulen ist bekannt. Ich bin überzeugt davon, daß sich das kurzfristig auf die Beschäftigungssituation auswirken wird.


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