Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 106. Sitzung / Seite 186

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Ich bin von ihrer Argumentation wirklich überrascht, Frau Kollegin Petrovic. Aber gut, für Überraschungen bin ich ja immer offen. Ich glaube auch nicht, daß es an sich um eine fraktionelle Meinung geht. Ich weiß, daß es auch in unserer Fraktion unterschiedliche Meinungen dazu gibt. Ich kann das selbstverständlich nicht von der ÖVP sagen. Ich nehme zum Beispiel an, daß es möglicherweise auch bei den Grünen unterschiedliche Meinungen dazu gibt. Ich glaube also nicht, daß es dabei um eine ideologisch-fraktionelle Meinung geht.

Ich kann aus meiner Erfahrung – ich habe nicht Jus und nicht Medizin studiert – dazu nichts sagen. Ich habe allerdings sehr viel mit Juristen gesprochen, die in bezug auf die von Ihnen erwähnten internationalen Verhandlungen eher gemeint haben, es wäre sinnvoller gewesen, sehr gut Englisch zu können. Was die Zeit betrifft, die man für Latein aufbringt, haben viele Rechtsanwälte, die ich kenne, gesagt: Das ist nicht der Punkt; sondern der Punkt ist vielmehr, eine Fremdsprache sehr gut zu können.

Was den Antrag der Kollegin Gredler betrifft, schließe ich mich dieser Meinung insofern an, als ich sage: Diese Überprüfungen finden jetzt statt, und diese Diskussion sollte man führen. Dabei denke ich, daß man dies jedenfalls nicht auf einer ideologischen Ebene tun sollte. Ich nehme zur Kenntnis und glaube es auch, daß einige Leute, die Jus studieren, für sich sagen: Mir hat Latein sehr viel geholfen. Das mag sein. Andere wiederum sagen: Mir hätte es mehr gebracht, wenn mehr Zeit für Englisch verblieben wäre. – Soviel zu diesem einen Punkt.

Zum zweiten komme ich auf den Antrag der Kollegin Petrovic bezüglich der Erforschung und Dokumentation der Kulturpflanze Hanf zu sprechen. Mir sind daran einige inhaltliche Unklarheiten aufgefallen. Sie sprechen in diesem Antrag in einem Atemzug von der Erforschung der Kulturpflanze Hanf in bezug auf Papier- und Textilproduktion sowie auch im Zusammenhang mit der Medizin.

Tatsache ist, daß es sich dabei um zwei unterschiedliche Pflanzen handelt. Was den Hanf für Papier und Textilien betrifft, liegen von uns und auch vom Ministerium eine Reihe von Forschungen, Untersuchungen und Aktivitäten vor. In diesem Bereich geht es um den gewöhnlichen Hanf, um Cannabis sativa, mit einem äußerst geringen THC-Gehalt. Im anderen Fall, bei dem Hanf, der für die Medizin interessant ist – wenn man annimmt, daß Hanf in der Medizin therapeutisch sinnvoll wäre –, geht es hingegen um den indischen Hanf mit einem sehr viel höheren THC-Gehalt. Daher wird im Antrag in einem Atemzug von zweierlei gesprochen, das meines Erachtens nichts miteinander zu tun hat. Diese Unterscheidung muß man treffen, wenn man davon spricht.

Aus verschiedenen Diskussionen weiß ich, daß Grund zu der Annahme besteht, daß der indische Hanf – mit dem hohen THC-Gehalt – therapeutisch sinnvoll im Bereich der AIDS-Behandlung, der Asthmabehandlung und der Behandlung des grünen Stars eingesetzt werden könnte. Da mag es sinnvoll sein, aber so, wie Ihr Antrag formuliert ist – sozusagen als Aufforderung an den Minister, eine Studie zu erstellen –, ist er für medizinische Aussagen nicht sinnvoll. Dafür müßte in einem Krankenhaus eine großangelegte Studie erarbeitet werden.

Das ist auch die Begründung für die Ablehnung dieses Antrages. Denn mir scheint, daß man möglicherweise etwas anderes dahinter versteckt – wie es Kollegin Petrovic der Kollegin Gredler bei einem anderen Antrag vorgeworfen hat –: Möglicherweise wollen Sie signalisieren, daß der indische Hanf auch sinnvolle therapeutische Auswirkungen hat. Das kenne ich, und das ist möglicherweise ein berechtigtes Anliegen. Der Antrag ist aber meines Erachtens eine dafür ungeeignete Krücke, weil man eben indischen Hanf nicht mit gewöhnlichem Hanf verwechseln sollte. Denn mit einem geringen THC-Gehalt werden Sie in der Medizin auf keinen Fall weiterkommen. – Soviel zu der Begründung dafür, daß dieser Antrag auch dann nicht sinnvoll wäre, wenn man für die medizinische Forschung eintreten würde.

Damit komme ich zum letzten Punkt. Kollege Lukesch hat von einem "Jahr der Arbeit" gesprochen, das vor uns steht. Dieser Meinung bin ich auch. Ich beziehe mich jetzt auf einen Artikel in der "Presse" von morgen, in dem ÖH-Vorsitzender Wolfgang Gattringer zu den tristen Berufsaussichten für Akademiker und zu ihrer sozialen Situation Stellung nimmt. Er spricht über


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