Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 106. Sitzung / Seite 226

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23.31

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Die nächste Wortmeldung liegt von Frau Abgeordneter Sonja Moser vor. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

23.31

Abgeordnete Dr. Sonja Moser (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Kinder sind der Ausdruck der kreativen Generativität des Menschen, und ohne Kinder werden wir Barbaren. Das sagt uns Hartmut von Hentig. Der Schwerpunkt zur Kinderbetreuung, den ich letztes Jahr im Parlament gesetzt hatte, umfaßte sieben Gesprächsrunden. Ich will Ihnen daraus einige Streiflichter präsentieren.

Professor Zulehner: Mehr als bisher sollte die Familie vom Kind her entworfen werden, und so wichtig und unverzichtbar familiale Lebensräume für Erwachsene als Obdach der Seele werden zum Gegengewicht gegen die bedrohlichen psychischen Obdachlosigkeiten und unverzichtbar sind, sollte der Begriff der Familie doch für jene Lebensräume verwendet werden, in denen Erwachsene für ein oder mehrere Kinder einen gedeihlichen Lebensraum schaffen, geprägt von Stabilität und Liebe. In unserer Kultur stören Kinder. Sie stören in den Kirchen, in den Betrieben, bei den vielen öffentlichen Veranstaltungen, sie stören das Life-Design von Vätern – diese überlassen die Kinder den Frauen –, aber auch von Müttern: sei es im Zuge der Entkoppelung von Frau und Mutterschaft, sei es aber einfach auch wegen der Unvereinbarkeit von Familienwelt und Arbeitswelt. Kinder sind dadurch in Gefahr, in einen sozialen Entsorgungssog zu geraten. Trachten wir danach, daß wir nicht selbst im Alter ent sorgt werden!

Es ist daher politisch jene Voraussetzung zu schaffen, die es Mutter und Vater ermöglicht, dem Kind ausreichend Zeit, Zuwendung und Auseinandersetzung zu geben. Zu diesem Zweck sind Familien- und Arbeitswelt besser als bisher aufeinander abzustimmen – derzeit wird die Familienwelt der Erwerbswelt zugeordnet –, und neue Formen der Lebensarbeitszeitverteilung und Kinderbetreuung könnten dazu beitragen.

Der Humanbiologe Professor Seidler führte aus, daß das Großhirn des Menschenkindes nach der Geburt noch in einem sehr unreifen Zustand ist, daß die sensibelste Zeit der Kinder zwischen null und vier Jahren liegt und daß dementsprechend die Kinderbetreuung Rücksicht auf diese Dinge nehmen muß. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Mertel: Die Erwachsenen auch!)

Wir wissen um die Entwicklungsschritte und kognitiven Stufen unserer Kleinen. Wir wissen aber auch, daß Angst- und Streßzustände unserer Kleinen in falscher Kinderbetreuung lebensbegleitende Traumata zur Folge haben. Sie sind in Blut, Harn und Speichel nachzuweisen.

Wir haben also dafür zu sorgen, daß altersgemäße, qualitätsvolle Kinderbetreuung angeboten und innovative und institutionelle Kinderbetreuung von unserer Seite aus forciert wird. Ich bin sehr froh darüber, daß unser Familienminister schon längst neuerlich 600 Millionen Schilling gefordert hat, um den weiteren Ausbau und beste Angebote zu garantieren. (Beifall bei der ÖVP.)

23.34

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Es liegt dazu keine Wortmeldung mehr vor. Die Debatte ist geschlossen.

Ein Schlußwort seitens der Berichterstattung wurde nicht verlangt.

Ich bitte, die Plätze einzunehmen, denn wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Finanzausschusses, den Bericht 1000 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für die Kenntnisnahme sind, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Dieser Bericht ist mehrheitlich angenommen.

25. Punkt

Erstattung eines Vorschlages für die Ernennung eines Mitgliedes des Verfassungsgerichtshofes


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