Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 89

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auch den Prozeß darstellt. Er sagt: Es geht um die Abstraktion von persönlichem Standpunkt, und dann sehen wir uns das Resultat an, denn das ist das Wichtige dabei.

Wenn man aber Wissen als sozial konstruiert und Wissensgenerierung und Forschung auch als Teil einer Vermittlung und als Teil von Kommunikation begreift, dann wird es gelingen, daß Forschung und Lehre mehr ineinander rücken und sich mehr als soziale Konstruktion darstellen. Das ist ein wesentlicher Punkt dabei.

Zum dritten Punkt, glaube ich, gibt es etwas, was dagegen spricht, nämlich die Frage des Managements an den Universitäten. Ich glaube, daß hier ein Konflikt entstanden ist, entsteht oder vorhanden ist, der durchaus etwas künstlich ist: Es gibt auf der einen Seite die Intellektuellen, die sagen, wir sind für die Ideen zuständig, und auf der anderen Seite jene, die sich als Manager begreifen und sagen, sie sind für die Organisation zuständig. Für die Intellektuellen ist sozusagen die Organisation nur das Mittel zum Zweck, Wissen zu generieren, und für die Manager ist das Wissen das Mittel zum Zweck, nämlich die Organisation leistungsfähiger zu machen. Ich glaube, daß wir beide brauchen und daß dieser Konflikt, der hier entstanden ist, ein künstlicher ist. Es geht also um Gegensätze, die einander brauchen.

Wir befinden uns meines Erachtens – und damit komme ich zum letzten Punkt – in einer Phase des Übergangs von staatlicher Verwaltung in Richtung staatliche Aufsicht. Es gibt hiezu viele Diskussionen – wir haben das ja bereits beim UOG gehört –, ob es dabei nun um Frauen geht oder um verschiedene andere Bereiche, in denen hiezu durchaus Bedenken angemeldet werden. Und auch Frau Petrovic hat erwähnt, daß gerade im Frauenbereich dieser Rückzug des Staates sehr nachteilig für diese Gruppen ist.

Ich würde das so sehen: Ich glaube, der Staat muß im wesentlichen Rahmenbedingungen schaffen, und er muß – und da kann er sich sicherlich nicht zurückziehen – wissenschaftliche Leitlinien entwickeln und klar festlegen. Er muß zum Beispiel sagen, für uns muß die Förderung von Frauen in der Forschung ein wesentlicher Punkt sein, und dafür stellen wir auch Rahmenbedingungen zur Verfügung. Und er muß Ressourcen und Geld zur Verfügung stellen.

Auf der anderen Seite muß aber meines Erachtens die Universität die Fähigkeit entwickeln, Konflikte vor Ort zu lösen, und auch den Mut haben, dort eine Konflikt- und Streitkultur zu entwickeln, sodaß diese Konflikte auch in demokratischer Art und Weise miteinander ausgetragen werden.

Was das UOG in dieser Diskussion betrifft, sage ich immer: Reformen lösen Probleme, sie schaffen zweifellos auch neue, aber das ist ein Prozeß, der natürlich immer wieder so abläuft. Insofern gibt es eine Reihe von Herausforderungen für die Universitäten, und hier bin ich eigentlich sehr hoffnungsvoll, daß wir uns immer wieder diesen Herausforderungen stellen und sie lösen werden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

15.01

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist nun Herr Bundesminister Dr. Einem. – Bitte, Herr Bundesminister.

15.01

Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr Dr. Caspar Einem: Herr Präsident! Hohes Haus! Erlauben Sie mir, zu einigen der bisher aufgeworfenen Fragen Stellung zu nehmen, zunächst zu einigen der Fragen aus dem Kapitel Wissenschaften. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Frau Abgeordnete Gredler hat relativ ausführlich zum Thema Technologiepolitik Stellung genommen und versucht, eine Trauergeschichte zur Technologiepolitik darzustellen. – Frau Abgeordnete, es verhält sich nur nicht so, wie Sie es dargestellt haben. Richtig ist, daß die Bundesregierung in einem sehr solide vorbereiteten Prozeß, unter Einbeziehung externer Experten, ein technologiepolitisches Konzept der Bundesregierung entwickelt hat – entwickeln hat lassen und selbst entwickelt hat – und daß dieses Konzept im Dezember 1996 im Nationalrat vorgestellt worden ist. Richtig ist, daß aus diesem Grundsatzkonzept ein sehr detailliertes


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