Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 118

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was?), daß die Frau Bundesminister (Abg. Freund: Lauter!) im Gegensatz zu dem, was ich vorhin gesagt habe, bereits ein Lehrerleitbild erarbeitet hat.

Tatsache ist, daß die Frau Bundesminister kein Lehrerleitbild erarbeitet hat, sondern daß es sich bei dem angesprochenen Lehrerleitbild vielmehr um eines handelt, das von der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst erarbeitet (Abg. Mag. Stadler: Ah da schau her! Das verwechselt der Höchtl!) und gemeinsam mit Frau Bundesministerin Elisabeth Gehrer in der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Zwischen Erarbeiten und Präsentieren, Herr Kollege Höchtl, ist doch noch ein gewisser Unterschied. (Abg. Mag. Stadler: Jawohl!) Wollen wir bei der Wahrheit bleiben! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

17.07

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Schaffenrath. – Bitte, Frau Abgeordnete. (Rufe und Gegenrufe zwischen der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Schwimmer: Einbildung ist auch eine Bildung!)

17.07

Abgeordnete Maria Schaffenrath (Liberales Forum): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Schweitzer, ich bin nicht überall einer Meinung mit dir, wenn es um Bildungspolitik geht, aber ob sich Kollege Höchtl eigentlich erlauben sollte, deine Kompetenz in Frage zu stellen, das lasse ich einmal dahingestellt. Und selbstverständlich hast du völlig recht, wenn es um die Erstellung des Lehrerleitbildes geht. (Beifall der Abg. Dr. Preisinger und Dipl.-Ing. Schöggl. ) Hier scheint das Informationsdefizit wohl beim Kollegen Höchtl gelegen zu sein.

Da Kollege Höchtl hier in seinen Ausführungen feststellte, wie bedeutend es wäre, in welche Richtung sich unser Bildungssystem weiterentwickelt, muß ich ihm leider sagen, daß unser Bildungssystem sich überhaupt nicht bewegt, daß es gar nicht in eine bestimmte Richtung gehen kann, weil es nicht nur durch die Zweidrittelgesetzesmaterie, sondern insbesondere durch diesen – ich möchte sagen – ideologischen Selbstfesselungstrick von ÖVP und SPÖ eigentlich schon lange erstarrt ist.

Ich muß noch einmal die Kompetenz des Kollegen Höchtl hier anzweifeln, wenn er tatsächlich glaubt, daß das Lehrer-Schüler-Verhältnis ein echtes Qualitätsmerkmal für unsere Schule wäre. Er als Bildungssprecher dieser Partei müßte doch zumindest wissen, wie denn solche Lehrer-Schüler-Verhältnisse zustande kommen. Herr Kollege Höchtl, Sie müßten doch wissen, wie die Realität insbesondere an den berufsbildenden Schulen ausschaut: 36 Schüler und Schülerinnen in den Klassen als Regelfall, 30 Schüler und Schülerinnen auch noch in den dritten und vierten Klassen, weil wegen der Beschränkung der Werteeinheiten Klassen zusammengelegt werden müssen. Herr Kollege Höchtl! Ich hätte mir gewünscht, daß Sie mehr Insiderwissen zeigen, anstatt hier irgendwelche Lobhudeleien von sich zu geben. (Abg. Mag. Schweitzer: Aber die Realität ist anders!)

Herr Kollege Schweitzer! Sie haben die Lehrer- und Lehrerinnenausbildung hier angesprochen, und ich gebe Ihnen in jenen Bereichen recht, wo Sie eine inhaltliche Verbesserung verlangen. Ich gebe Ihnen aber nicht recht, wenn Sie sozusagen Eingangsprüfungen für künftige Lehrer und Lehrerinnen verlangen, weil es keine punktuelle Prüfung gibt, mit der Sie jene Kompetenzen feststellen können, die Sie genauso wie ich für die Beurteilung der Qualifikation von Lehrern oder Lehrerinnen als notwendig erachten.

Sie haben meine Unterstützung, wenn es um die Lehrerfortbildung in der unterrichtsfreien Zeit geht, und zwar verpflichtend. Ich halte Ihre Idee, das Monopol der PIs aufzuheben, für sinnvoll und für einen großen Schritt im Bereich finanzieller Autonomie der Schulen, wenn die Schulen tatsächlich ein Budget bekämen.

Zur Lehrlingsausbildung muß ich eines feststellen: Es ist wirklich nicht gerecht, sozusagen die ganze Problematik der Lehrlingsmisere der Frau Unterrichtsministerin in die Schuhe zu schieben. Hier ist ein Wirtschaftsminister, hier sind die Sozialpartner und hier ist auch die Frau Sozialministerin in die Verantwortung zu nehmen.


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