Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 137

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im Ranking, bei dem es um die Ausbildung geht, die den Anforderungen der Wirtschaft entspricht, EU-weit an vierter Stelle vor Staaten wie den Niederlanden, der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich oder Großbritannien. Hinsichtlich des Anteils höherbildender Schulen in bezug auf die Bevölkerung ist Österreich mit einer Quote von 67,9 Prozent absolut führend. Auf Platz zwei liegt die Alpenrepublik, wenn es um den Anteil der Bildungsausgaben in Prozenten des Bruttoinlandsproduktes geht, nämlich mit 5,8 Prozent.

Dementsprechend positiv haben sich auch die budgetären Ausgaben für das Kapitel Unterricht entwickelt. Während des letzten Jahrzehnts gab es durchwegs Ausgabensteigerungen. Das ist äußerst positiv zu erwähnen, und es wirkt sich auch auf das Bildungsniveau aus.

In einer im Jahre 1997 erfolgten Umfrage unter 523 heimischen Topmanagern wurde die Aus- und Weiterbildung nach der Senkung der Lohnnebenkosten als zweitwichtigste wirtschaftspolitische Aufgabe des Staates aufgelistet.

Nach jüngster Statistik nehmen 7,5 Prozent der erwerbstätigen Österreicherinnen und Österreicher über 30 an Weiterbildungsmaßnahmen teil. Damit liegen wir knapp über dem EU-Durchschnitt. Da aber die Halbwertszeit des Wissens – je nach Fachbereich – bei dreieinhalb Jahren liegt, ist es logisch, daß die Hälfte der Zeit des Lernens heute bereits nach Schul- und Universitätsabschluß stattfindet. Doch noch immer werden in Österreich gut 90 Prozent der Unterrichtsausgaben in die Erstausbildung und nur 10 Prozent in die Weiterbildung gesteckt. In den USA beträgt dieses Verhältnis 40 zu 60.

Dieses Umschichten wird naturgemäß von einem Bewußtseinswandel, der auch die Schule miteinbezieht, begleitet sein müssen. Dazu meint etwa der Zürcher Professor Ernst Buschor: "Schule besteht ja nicht nur aus Pauken. Die notwendige Kultur des lebenslangen Lernens entwickelt sich nur dann, wenn Schule Spaß macht."

Ich bin überzeugt davon, daß den Schülern von heute mit den Lehrkräften von heute auch für die Zukunft das Beste gegeben wird. Mit ihrem Einsatz unterstützen die Lehrer das lebensbegleitende Lernen. Und das dient dem guten Wirtschaftsstandort Österreich! (Beifall bei der ÖVP.)

18.37

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Gaßner. – Bitte.

18.37

Abgeordneter Mag. Kurt Gaßner (SPÖ): Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Meine Redezeit ist ebenso gering wie der Budgetansatz, mit dem ich mich kurz beschäftigen möchte, nämlich der Ansatz für die Erwachsenenbildung. Lediglich 0,23 Prozent des Bildungsbudgets entfallen auf die Erwachsenenbildung. Unter dem Aspekt, daß es sich dabei um lebenslanges Lernen beziehungsweise um Maßnahmen für lebensbegleitendes Lernen handelt, ist das doch etwas wenig – vor allem, wenn man weiß, daß sich diejenigen, die ihr Wissen effizient auswerten, im Wettbewerb wesentlich besser durchsetzen können.

Dies bedeutet umgekehrt, daß sich der Trend, je schlechter die Qualifikation, desto größer das Risiko, einen Job zu verlieren, weiter beschleunigt. Die Hälfte aller Arbeitslosen haben "nur" – unter Anführungszeichen – Pflichtschulabschluß beziehungsweise gar keinen Abschluß.

Im Bereich der sogenannten regulären Ausbildung bis hin zur Matura hat die österreichische Bevölkerung in den letzten 25 Jahren eine signifikante Höherqualifizierung erreicht. Im tertiären Sektor hingegen sind wir in Österreich noch unterentwickelt. Die Erwachsenenbildung muß, meine Damen und Herren, wie die Erstausbildung als integrierter Bestandteil der österreichischen Bildungslandschaft institutionalisiert werden. Die Schulen müssen für die Erwachsenenbildung geöffnet werden. Die Zusammenarbeit von Schulen und AMS-Schulungsträgern wie BFI und Wifi ist zu forcieren. Die Lehrpläne sind gemeinsam mit diesen Institutionen zu erstellen und vor allem arbeitsmarktorientiert abzufassen.


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