Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 130. Sitzung / Seite 121

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Herr Kollege Prinzhorn! Laut einer jüngsten Umfrage unter österreichischen Wirtschaftstreibenden, die nicht von uns, sondern von der Industriellenvereinigung gemacht wurde, wird der Wirtschaftsstandort Österreich grundsätzlich positiv beurteilt. Besonders hervorgehoben werden die hohe Lebensqualität, stabile soziale und politische Rahmenbedingungen, qualifizierte und einsatzbereite Arbeitskräfte und daß die Arbeitskosten für hochqualifizierte Mitarbeiter eher durchschnittlich bis unterdurchschnittlich sind. Kritisiert werden – auch das ist zu sagen – die leider relativ hohen Arbeitskosten für Arbeitnehmer mit geringer Ausbildung.

Meine Damen und Herren! Das Fazit lautet: Wie immer man die einzelnen Positionen – ob Steuerangelegenheiten oder andere Fragen von Belastungen oder sonstige Rahmenbedingungen – sieht, Österreich verfügt als Industriestandort über eine Reihe wertvoller Qualitäten, die für internationale Unternehmen und Anleger interessant sind. Sie werden sagen: Woher haben Sie diese Gewißheit? Ich aber antworte: Warum sollte sonst jemand in Österreich investieren?

Die Auslandsinvestitionen in Österreich, die 1996 bei 40,5 Milliarden Schilling betrugen, lagen allein im ersten Quartal 1998 bereits bei 13 Milliarden, das heißt, daß sie heuer sicherlich auf 45 bis 50 Milliarden Schilling steigen werden. Auslandsanleger kauften inländische Wertpapiere – also Anteile von österreichischen Unternehmen – im Wert von 95 Milliarden Schilling, im Vorjahr waren es noch 54 Milliarden Schilling.

Herr Kollege Prinzhorn! Würden Sie sich in ein Land einkaufen, in dem es so schlecht ist, wie Sie es darlegen? Ich kann es mir nicht vorstellen. (Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn  – eine Graphik in die Höhe haltend –: Warum gehen wir im Wettbewerb so herunter? Das muß doch einen Grund haben! Gehen Sie einmal darauf ein!)

Ich komme noch dazu, Herr Kollege Prinzhorn! Wenn ich Zeit hätte, würde ich mit Vergnügen mit Ihnen eine Diskussion über einen längeren Zeitraum führen, weil ich davon überzeugt bin, daß es Dinge gibt, die man kritisch hinterfragen und verbessern muß – keine Frage. Aber stellen wir jene Dinge, die in Ordnung sind, außer Diskussion! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn: Das sind nur Fakten!)

Herr Kollege! Sie kritisieren in Ihrer Anfragebegründung die schlechte Exportentwicklung. Ich kann nur sagen, daß wir noch nie eine Exportquote von 28,5 Prozent hatten. (Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn: Wir machen auch Fortschritte!) Wir haben noch nie ... (Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn: Gegenüber den Deutschen! Die sind aber ...) Herr Kollege, das sind Fakten. Das heißt, wir sind auf dem richtigen Weg. Sie sagen, daß nichts geschehen ist. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn. ) Pühringer hat kürzlich gesagt, die Maßnahmen der Exportoffensive seien bereits zum Teil umgesetzt oder in Umsetzung begriffen.

Es steht ja auch im nun anlaufenden Programm der Exportoffensive, daß – wie Sie mir als erfolgreicher Unternehmensleiter bestätigen werden – das Humankapital auf der einen Seite – da bin ich ganz Ihrer Meinung – stärker entlastet, gleichzeitig aber auch seine Qualität verbessert werden muß. Der Dienstleistungssektor hat Zukunft, wenn Österreich weiter Arbeitskräfte anbieten kann, die mehrsprachig sind und Qualität haben. (Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn: Sie machen doch wohl einen Witz!) Dann sind wir gefragt, dann sind wir so wettbewerbsfähig wie in der Vergangenheit!

Darüber lasse ich mit mir nicht diskutieren. Das ist unsere Chance! Und da unsere Politik diesbezüglich in Ordnung ist, haben wir auf diesem Sektor Erfolg. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn: Ihr Regierungskollege Farnleitner sagt, wir seien ein Entwicklungsland!) Davon weiß ich nichts. Diesbezüglich müssen Sie mit Minister Farnleitner sprechen. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Weil die Universitäten auf Platz 30 sind, wie Marokko!) Meine Position habe ich Ihnen dargelegt.

Wir haben aber nicht nur in den vergangenen Jahren entsprechende Maßnahmen gesetzt, sondern wir werden auch heute wieder etwas beschließen, und zwar den Exportfonds. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wir sind Schlußlicht in der Forschung!) Schon gestern haben wir einige Änderungen beschlossen. Insgesamt genommen geschieht also etwas.


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