Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 133. Sitzung / Seite 103

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Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer am Phönix-Theater das Turrini-Stück "Der Babyficker" gefördert hätte.

Ich stelle richtig: Das Phönix-Theater bekommt vom Bund, vom Land und von der Stadt Linz eine Basisförderung. Diese Basisförderung wird im voraus gewährt, und es wird auf die Programmgestaltung weder im Positiven noch im Negativen Einfluß genommen, weil es sich ansonsten dabei um Kunstzensur handeln würde. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Jung: Das ist ja noch verantwortungsloser!)

16.43

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Moser-Starrach. – Bitte, Frau Abgeordnete.

16.43

Abgeordnete Dr. Sonja Moser-Starrach (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Es darf kein Pardon für Kinderschänder geben! Kinderschänder sind das letzte, was wir in diesem Land wollen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Aber der uns jetzt vorliegende Dringliche Antrag ist bereits mindestens zweimal wortidentisch eingebracht worden; das letzte Mal am 26. Feber 1998. Wir, die Abgeordneten der ÖVP, arbeiten bereits in diese Richtung. Kollegin Fekter hat bereits aufgezählt, welche Gesetze und Novellen hier bereits ein- und durchgebracht wurden. Wir werden morgen 60 000 Unterschriften zum Schutz der Kinder vor Mißbrauch an den Herrn Präsidenten übergeben. (Abg. Jung: Wer regiert dieses Land?) Die Regierungsvorlage betreffend Sexualdelikte und Penetration wird ebenfalls zügig und gewissenhaft im Herbst verhandelt werden.

Die Scheinheiligkeit ist schon deshalb sehr interessant ... (Abg. Jung: Wer regiert eigentlich in diesem Land?) Lassen Sie mich aus dem Artikel "Haiders Porno-Pärchen muß zurücktreten!" zitieren! Es handelt sich dabei um den Skandal des Ehepaars Genser, den auch Kollegin Petrovic schon angesprochen hat. Im Interview meinte der "F"-Mandatar:

"Ich habe nicht gewußt, daß diese Fotos erscheinen würden. Die ganze Sache hatte sich nach einem Gespräch mit Bekannten ,irgendwie ergeben‘". – Bei Rosenstingl hat man es auch nicht gewußt, und es hat sich dann irgendwie ergeben.

In jedem Menschen, sagt Konrad Lorenz, gibt es latente Aggression. Er spricht es mit dem Begriff "innerer Schweinehund" an. Wir dürfen dafür niemanden in Geiselhaft nehmen – nicht die Medien, nicht die Video-Hersteller –, aber wir müssen die Rahmenbedingungen dafür dementsprechend in Ordnung bringen.

Für alle Dinge, die in der Gesellschaft nicht stimmen, ist letztendlich der einzelne Mensch zuständig und verantwortlich. – Einmal mehr einer meiner Leitsätze: Menschen kompetent machen; sie stolz sein lassen auf das, was sie leisten können. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.

Es gibt unter uns einen breiten Konsens darüber, Gewalt abzulehnen. Trotzdem akzeptieren wir diverse Leichen im "Alten", in "Kommissar Rex" und selbst in Schnittkes "Gesualdo". Die Wissenschaft hat einen Namen dafür: "third-person-effect". Wir haben den Durchblick, die anderen sind die Gefährdeten. – Das sagen die anderen allerdings auch.

Was also in der öffentlichen Diskussion im allgemeinen im Vordergrund steht, ist der reine, pure Wirkungsansatz im Zusammenhang mit Gewalt. Welche Wirkungen haben diese Gewaltdarstellungen, Darstellungen von entsetzlichen sexuellen Übergriffen, Berichte und Darstellungen von Selbstmorden? – Sie sind Trigger-Phänomene, Auslöse-Phänomene. Die Darstellung ermöglicht den Leuten erst, einen Entschluß zu fassen und Ideen zu ventilieren.

Wenn wir sexuelle Gewalttaten näher beleuchten, müssen wir eindeutig feststellen – das kam auch ganz klar bei der Enquete am 1. Juli 1998 "Gewalt und Horror" heraus –: Monate- bis jahrelange Hilferufe hätten der Umgebung signalisieren müssen, daß da etwas schiefläuft. Die


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