Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 134. Sitzung / Seite 169

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eines stattfindet, hingehen und mit Schauspielern und dem Regisseur reden können. (Abg. Dr. Cap: Genau das wird weiter sein!) Das kann nach dieser Vorlage nicht mehr sein (Abg. Dr. Cap: O ja!), und hättest du es gewollt, lieber Josef, und Sorge gehabt, daß das nicht alle Theater machen, dann hättest du in das Gesetz hineingeschrieben, daß jedes Theater dazu verpflichtet ist, zweimal im Jahr Publikumsgespräche abzuhalten. Schluß, aus! (Abg. Dr. Cap: Das steht ja drinnen, mindestens!) Dafür hättest du sogar meine Zustimmung bekommen. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Was du machst, ist, Funktionäre zu "züchten", die das Publikum scheinbar vertreten. Er (in Richtung des Abg. Dr. Khol) redet von Bürgernähe, wenn seine Leute – genau abgezählt – dort sitzen, die sagen, was gut und richtig ist. (Zwischenruf des Abg. Dr. Cap. ) Wenn das euer Kulturverständnis ist, dann, muß ich sagen, wundert es mich nicht, daß hier ein Kulturkampf entsteht. (Beifall beim Liberalen Forum sowie der Abgeordneten Dr. Petrovic und Dr. Khol. )

22.58

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Franz Morak. – Bitte. (Abg. Dr. Khol: Das Engagement ersetzt die Sachkunde!)

22.58

Abgeordneter Franz Morak (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Frau Dr. Schmidt, für eine Erregung, wie Sie sie gerade hingelegt haben, ist es doch schon ein bißchen spät. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Dr. Cap. )

Sie haben von der Ausgliederung geredet und von einer alten Forderung der Liberalen. – So alt sind die Liberalen aber noch nicht. Oder meinen Sie die Forderung, die Sie gestellt haben, als Sie noch bei der "F" waren? Was meinen Sie jetzt? (Zwischenruf des Abg. Dr. Kier. )

Bezüglich der Kollektivverträge gebe ich Ihnen recht. Das ist ein altes Versäumnis, das auch von mir relativ oft eingefordert wurde und das das augenblickliche Generalsekretariat nie zusammengebracht hat. Aber Sie haben gesagt, Sie wollten den Arbeitern dort etwas wegnehmen ... (Abg. Dr. Schmidt: Nein! Ich will sie ordentlich entlohnen!)

Entschuldigen Sie! Wissen Sie, wieviel ein Meister, der 25 Jahre lang gearbeitet hat, dort verdient? – 16 000 S! Und dem wollen Sie etwas wegnehmen? Das Kuttengeld zum Beispiel, oder was sonst? Also das ist lächerlich, darüber wollen wir uns gar nicht unterhalten. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Dr. Cap und Dr. Nowotny.  – Abg. Hans Helmut Moser: ... nur ein Schauspieler!) Ja! Wir sind nicht beim Bundesheer, befehlen können Sie anderswo! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Dr. Cap. )

Die Überführung der Bundestheater in eine privatrechtliche Gesellschaftsform ist grundsätzlich – und ganz egal, wie das passiert ist – etwas Wesentliches. Ich kann Ihnen sagen, daß die Ausgliederungsverhandlungen auf objektiver Basis, sehr konsensual und auf sehr guten Gutachten fußend geführt worden sind. Die Faktenlage war also wunderbar.

Das Ganze fand außerdem noch – weil das in der Diskussion sehr oft erwähnt wurde – unter dem Prätext statt, daß keine Kindesweglegung stattfindet. Das heißt, der Staat bekennt sich nach wie vor zu seinen Theatern, und das ist bereits mehr, als viele andere Staaten – ich würde sagen: die meisten – für ihre Theater tun. (Beifall bei der ÖVP.)

Zwei Punkte waren wesentlich: erstens die Sicherung des Status quo durch eine ausreichende Budgetierung der Theater und zweitens die Festschreibung der erwarteten Leistung im Kulturauftrag und dessen – und darauf lege ich Wert – angemessene Vermittlung!

Die Handlungsspielräume der einzelnen Häuser, finanzielle wie künstlerische, wurden dadurch – wir haben das heute schon öfter gehört – wesentlich erweitert. Die Zuordnung der Verantwortung ist mehr, als man glaubt. Wenn ein Direktor weiß, für wen er Theater spielt, woher er das Geld nimmt und wie er wirtschaften muß, ist das ein wesentliches Korrektiv (Abg. Dr. Cap: Das ist richtig!)  – genau, Herr Cap! – für die österreichische Theaterlandschaft. Glauben Sie mir, das ist mehr, als man zu hoffen gewagt hat.


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