Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 23

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Hohes Haus! Gerade in einer Zeit, in der immer mehr internationale Analysen sich die Fragen stellen, wann und unter welchen Umständen es gelingen könnte, die asiatische Krise nicht nur einzugrenzen, sondern wieder in einen Wachstumsprozeß umzudrehen, ist es notwendig, sich auch die Frage über die Standortqualität der Europäischen Union zu stellen.

Ich möchte Ihnen hier sagen, daß nach meiner Auffassung Europa im internationalen Vergleich regelmäßig weit unterbewertet wird. Wenn wir die ökonomischen Kennziffern der Wirtschaftsräume miteinander vergleichen, zeigt sich völlig klar, daß der beste regionale Wirtschaftsraum jener Westeuropas ist.

Meine Damen und Herren! Zum Unterschied von den Vereinigten Staaten hat Westeuropa ein riesiges Handelsbilanzaktivum, einen Überschuß von 169 Milliarden US-Dollar im Jahr 1997, und einen Leistungsbilanzüberschuß von 125 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich dazu: USA: minus 198 Milliarden Dollar beziehungsweise 166 Milliarden Dollar. Wir sollten daher nicht übersehen, daß der Weltwirtschaftsstandort Europa insgesamt günstig ist. Das sollte uns in die Lage versetzen, uns vor einem positiven Hintergrund mehr und offener mit den noch anstehenden Problemen auseinanderzusetzen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Es wächst nicht nur der Wirtschaftsraum Europa stärker als die anderen Wirtschaftsräume, sondern wir haben es gerade in Österreich mit dem Glücksfall zu tun, daß wir am Rande einer Wachstumsregion in den nördlichen und östlichen Nachbarstaaten leben. In diesem Raum, in dem etwa 100 Millionen Menschen leben, werden sich in den nächsten Jahren, vor allem auch forciert durch die finanziellen Hilfen, die die Europäische Union in diesem Bereich gewähren wird – in der "Agenda 2000" ist so etwas wie ein Marshallplan vorgesehen, Hilfe in der doppelten Höhe –, Wachstumsraten zwischen 4 und 6 Prozent etablieren, von denen Österreich durch seine außerordentlich dichte ökonomische Verflechtung in besonderer Weise profitieren wird. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Darüber hinaus ist auch die Besserung der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland für uns ein wichtiger Punkt, denn – dies sagte ich bei anderer Gelegenheit in München –: Wenn es Bayern gut geht, geht es Österreich besser. (Neuerlicher Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Mag. Schweitzer: Wie meinen Sie das?)

Meine Damen und Herren! Wenn wir fragen, wem die nächsten Jahre gehören werden, können wir vor diesem Hintergrund ruhig davon ausgehen, daß wir in ein europäisches Zeitalter hineingehen, jedoch nicht in eines, das von Märkten dominiert wird, wie wir es in der Literatur vor noch Jahren gelesen haben.

Kommen wir zu uns selbst! Meine Damen und Herren! Die erstaunliche Entwicklung im internationalen Vergleich, die Kollege Edlinger dargestellt hat, führen wir zunächst – genauso wie die Wirtschaftsforschungsinstitute – vor allem auf einen außerordentlich dynamischen Wachstumsprozeß der Exportwirtschaft zurück. Ich habe von dieser Stelle aus vor zwei Jahren gesagt, daß wir im Export vor allem eine Binnenmarktoffensive brauchen, weil wir das größte Handelsbilanzdefizit mit Ländern der Europäischen Union haben.

Die Zahlen, die Sie in meinem Bericht sehen, sprechen Bände: Österreichs Außenhandel mit dem oder Lieferungen in den Binnenmarkt sind stärker gewachsen als die Binnenmarktlieferungen anderer Länder untereinander, nämlich um 13 Prozent im Jahr 1997, und wir haben auch im ersten Quartal dieses Jahres einen Zuwachs von 10 Prozent zu verzeichnen. In Begriffen der Handelsbilanz bedeutet dies, daß wir im Jahr 1997 die Handelsbilanz im europäischen Raum, also in der EU, um 11 Milliarden Schilling verbessern konnten und allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres um weitere 4 Milliarden Schilling. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Das bedeutet: Österreichs Wirtschaft nimmt die Chancen des Binnenmarktes immer konsequenter wahr, und wir sollten alles tun, um das auch durch die Rahmenbedingungen im europäischen Binnenmarkt zu verbessern.

Meine Damen und Herren! Ein besonders erfreuliches Ergebnis bringt der Außenhandel mit Osteuropa. Österreichs Verflechtung mit diesen Teilen der Welt ist die höchste der OECD. Im


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite