Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 24

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Exportbereich – wir haben hier Marktanteile von über 17 Prozent – bedeutet dies auch, daß wir nach einem Wachstum von fast 35 Prozent im letzten Jahr einen Zahlungsbilanzüberschuß von fast 40 Milliarden Schilling haben.

Das macht auch deutlich, daß wir in allen Diskussionen über die künftigen Beziehungen mit diesen Ländern mit Ängsten und Erwartungen sorgfältig umzugehen haben. Wir haben in diesen Ländern in den nächsten Jahren noch viel zu gewinnen, wenn der Prozeß so weitergeht, wie er sich abzeichnet. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Lassen Sie mich zu einem generellen Teil der Beurteilung des Standortes Österreich kommen. Es ist so, meine Damen und Herren, daß man nach Jahrzehnten der Tätigkeit in der Wirtschaftspolitik sagen kann, daß Österreichs Wirtschaftsunternehmen heute mit Rahmenbedingungen konfrontiert sind, von denen Vorgängergenerationen nur hätten träumen können. Ich rufe in Erinnerung, daß wir heute – nicht zuletzt auch dank des Euro – mit einer Situation konfrontiert sind, die von niedriger Inflation, sehr niedrigen Zinsen, niedrigen Unternehmenssteuern und freiem Marktzugang zu allen Nachbarmärkten gekennzeichnet ist, wobei zunehmende Innovation und Flexibilisierung unsere Standortqualität noch verbessern.

Entgegen vielen Unkenrufen ist der Standort Österreich in der Diskussion der Investoren weit besser als in der publizierten Meinung. Ich kann das aus den Erfahrungen der letzten Tage, vor allem aber aus der Erfahrung der ABA, der Austrian Business Agency, einem meinem Ministerium vorgelagerten Unternehmen, sagen. Wir haben im letzten Jahr das beste Ansiedlungsjahr seit Jahrzehnten gehabt, und wir haben allein im ersten Halbjahr dieses Jahres alle Voraussetzungen, daß wir in etwa gleicher Größe wieder Investitionen und Arbeitsplätze schaffen können. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Gerade in den letzten Tagen war eine Reihe von Großinvestoren auch in meinem Haus, um anzukündigen, daß sie in Österreich erneut und nachhaltig investieren werden. Konkret geht es dabei etwa um die neue Mercedes-Chrysler-Gruppe, es geht um Magna Europa, die eindeutige Pläne haben, hier in Österreich ihre derzeitigen Aktivitäten weiter zu vertiefen und vor allem – worüber wir sehr froh sind – den Bereich der Forschung in Österreich stark auszuweiten. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Unter diesen Rahmenbedingungen, meine Damen und Herren, muß sich die wirtschaftspolitische Diskussion auf den immer deutlicher werdenden Wettbewerbsvorteil in der modernen Auseinandersetzung verschiedener Gesellschaftssysteme marktwirtschaftlichen Zuschnitts konzentrieren, nämlich darauf, was man handwerkliche Fähigkeiten der Bevölkerung nennt. Der entscheidende Faktor im Vergleich von Standortqualitäten ist in Zukunft weniger mehr Förderung, weniger Steuern, Anschlußgebühren und ähnliches, sondern die Qualität der Mitarbeiter. Und das ist die Aufforderung – auch an dieses Haus. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Lassen Sie mich, Herr Präsident, eine Anekdote aus den letzten Tagen erzählen. (Abg. Mag. Schweitzer: Darf ich meine Sekretärin holen?)  – Mitschreiben, Kollege! (Abg. Mag. Schweitzer: Ich hole meine Sekretärin!) Wenn Sie es wollen.

Bei einer Ordensverleihung hat der Generaldirektor von BMW International erzählt, daß zuletzt bei einem großen Autorennen im Wettlauf von Dieselmotoren das in Österreich gefertigte Produkt so gut unterwegs war, daß das deutsche Konkurrenzprodukt vom Chef dieses Unternehmens nach einigen Stunden aus dem Wettlauf genommen wurde. Er sagte, er hätte am nächsten Tag den Generaldirektor des Konkurrenzunternehmens angerufen und ihm gesagt: Das war nur, weil Sie nicht mit österreichischen Motoren fahren, die von österreichischen Experten gemacht worden sind. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Die Schlußfolgerung daraus: Der bei der gleichen Ordensverleihung anwesende Vertreter eines weiteren österreichischen Großunternehmens – ich kann es hier sagen, es war Magna – hat dann erzählt, er hätte einen Tag vorher einen Anruf aus Deutschland bekommen mit dem Auftrag, einen 2,5-Liter-Dieselmoter in Österreich für das nächste Rennen im nächsten Jahr zu entwickeln. (Neuerlicher Beifall bei ÖVP und SPÖ.)


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