Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 62

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schon sehr einfach – als Angehöriger der Wirtschaft sicher Ihr gutes Recht. Sie plädieren natürlich für Steuersenkungen, für günstigere Rahmenbedingungen (Abg. Haigermoser: Der Stummvoll hat sich’s leichtgemacht, nicht ich!)  – ja, das ist auch das Recht des Wirtschaftskammergeneralsekretärs –, aber gleichzeitig wird dann etwa vom Kollegen Scheibner gefordert: Natürlich muß wesentlich mehr für die Landesverteidigung zur Verfügung gestellt werden! Kollegin Haller fordert wesentlich mehr für die Familienförderung, Kollegin Aumayr fordert wesentlich mehr für die Landwirtschaft. – Darüber würde ich mich auch freuen. (Abg. Haigermoser: Deine Rede werden sie sich einrahmen, die meisten Parteifreunde von dir – noch!) Gleichzeitig darf selbstverständlich das Nettodefizit nicht erhöht werden.

Diesen Bankomat gibt es noch nicht, wo man nur herausholen kann, ohne etwas hineinzugeben. (Beifall bei der ÖVP.) Ein Bundesbudget kann umschichten, aber es muß auch alles bezahlt werden, was ausgegeben wird.

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Ich möchte mich nicht länger mit dem Haigermoser befassen; meine Zeit ist mit 5 Minuten beschränkt. Ich möchte mich der wirtschaftlichen Lage am Agrarsektor zuwenden, denn auch die Landwirtschaft ist ein Teil der Wirtschaft.

Der Agrarsektor war im Jahre 1997 von einem Anstieg der land- und forstwirtschaftlichen Produktion um 2,5 Prozent auf rund 63 Milliarden Schilling gekennzeichnet. Diese Steigerung der Endproduktion ist in erster Linie auf bessere Preise und auf mehr Einschlag in der Forstwirtschaft zurückzuführen. Hier gäbe es noch Reserven, wenn entsprechende Rahmenbedingungen vorhanden wären. (Abg. Aumayr: Und wer beschließt die Rahmenbedingungen?)

Wir haben in Österreich einen Holzzuwachs von zirka 30 Millionen Festmetern pro Jahr, genutzt werden aber im Schnitt nur etwa 20 Millionen Festmeter. Das heißt, wir könnten die Nutzung um 50 Prozent ausweiten und trotzdem nachhaltig wirtschaften, weil immer noch so viel zuwächst, wie genutzt wird.

Es gibt sogar eine im Auftrag des Sozialministeriums erstellte Studie, die besagt: Wenn sämtliche Reserven genutzt würden, auch in der Biomasse, könnten in Österreich 40 000 bis 50 000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Natürlich ist es notwendig, daß wir mit einer ökologischen Steuerreform bezüglich dieser Rohstoffe, die alle sozusagen auf Arbeit aufgebaut sind, bessere Bedingungen gegenüber jenen fossilen Energiestoffen schaffen, die nur aus den Vorräten der Erde herausgeholt werden können.

Laut Agrarstrukturerhebung 1995 – und ich erwähne das auch in diesem Zusammenhang, weil die Landwirtschaft immer als kleiner Anteil am Bruttoinlandsprodukt abgetan wird –, laut Agrarstrukturerhebung 1995 – und das ist in jedem einzelnen Haushalt erhoben worden – leben in der Landwirtschaft 950 000 Personen in bäuerlichen Haushalten; das sind immerhin 12 Prozent der gesamten österreichischen Bevölkerung. Von diesen 950 000 Personen arbeiten 630 000 Personen entweder ständig oder teilweise in der Landwirtschaft. Wir haben sehr viele Nebenerwerbsbauern. 70 Prozent unserer Bauern sind Nebenerwerbsbauern, die in der Statistik selbstverständlich nicht mehr als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft erfaßt werden. Sie denken aber wie Bauern und arbeiten auch in der Landwirtschaft.

Trotz dieser Steigerung der Endproduktion gingen aber die Einkommen je Beschäftigten in der Landwirtschaft real um 2,5 Prozent zurück. Wie ist das zustande gekommen?

Ursache ist in erster Linie die planmäßige Zurücknahme der degressiven Ausgleichszahlungen; das wußten wir seit 1995. Es sind ja, um sozusagen den Beitritt zur EU in der Landwirtschaft abzufedern, über einen vierjährigen Zeitraum degressive Zahlungen vereinbart worden. Diese sind um 2,2 Milliarden niedriger gewesen als ein Jahr zuvor, aber auch, und das ist an und für sich für die Landwirtschaft wieder erfreulicher, die Abwanderung in der Landwirtschaft ist seit Mitte der neunziger Jahre etwa auf die Hälfte zurückgegangen gegenüber dem Beginn der neunziger Jahre, wobei damals schon die Abwanderung niedriger war, als sie etwa in den achtziger Jahren gewesen ist.

Es kann natürlich auch mit eine Rolle spielen, daß die Arbeitsplätze in zumutbarer Umgebung nicht in entsprechendem Ausmaß vorhanden sind, und ein gewisser Trend zur Abwanderung ist


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