Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 159. Sitzung / 85

Meine Damen und Herren! Daß, wie ich immer wieder höre, die Klienten in vielen Fällen penibel jedes kleinste Telefonat verrechnet bekommen, jede Briefmarke per Computerprogramm verrechnet wird, ist geradezu widerlich. Das muß man sich einmal im Dienstleistungsgewerbe vorstellen, meine Damen und Herren! Dort wäre so etwas undenkbar! Dort gibt es eine Reihe von Leistungen, die nicht honoriert werden. Was würde beispielsweise jemand sagen, wenn er heute in ein Kaffeehaus oder in ein Gasthaus geht, seine Zeche bezahlt und dazu einen Posten "Zeitungsgebühr" verrechnet bekommt, weil er die Zeitung gelesen hat? – Es gäbe auch noch andere Beispiele.

Oder: Wenn zum Beispiel ein Handwerker einen Kostenvoranschlag erstellt, meine Damen und Herren, der viel Arbeit erfordert, dann sind qualifizierte Kräfte tagelang tätig – und dann bekommt er den Auftrag nicht. Der kann das ja auch niemandem verrechnen.

Aber die Herrschaften in diesem Bereich, um den es hier geht, meinen, sie können jeden Handgriff verrechnen! Das wird wahrscheinlich in Zukunft nicht mehr möglich sein, das gehört dringendst abgeschafft. Es ist da teilweise – ich sage ausdrücklich teilweise – bei manchen Treuhändern eine Krämerseelen-Natur eingerissen, die es in diesem Berufsstand eigentlich nicht geben sollte.

Meine Damen und Herren! Der Beruf des selbständigen Buchhalters wird von uns in aller Form begrüßt, und wir sind sehr froh, daß er geschaffen wurde. Auch der gewerbliche Buchhalter – auch keine Frage – ist eine gute Sache. Es ist ja heute schon angeklungen, daß es viele kleine Firmen gibt, wo die Aufbuchungsarbeit – und ich weiß, wovon ich rede – ungefähr einen halben Tag pro Woche dauert. Es ist viel, viel sinnvoller, wenn ein gewerblicher Buchhalter mehrere solcher kleinen Firmen betreut. Er hat damit einen legalen Beruf, er hat sein Betätigungsfeld – ich glaube, das war eine Marktlücke, die zu füllen dringend notwendig war.

Die Fachkräfte, die in diesem Bereich tätig sind, meine Damen und Herren, machen ja schlicht und einfach die ganze Arbeit. Daher kann ich mir nicht vorstellen und es kann mich niemand davon überzeugen, daß kleine Betriebe durch jene gewerblichen Buchhalter, die in einem kleinen Betrieb die gesamte Arbeit und auch die Vertretung machen können, schlecht bedient werden. Ich finde das nur legitim!

Ich kann nur sagen, meine Damen und Herren: Das ist kein "laues Lüfterl", das hier weht, Kollege Haigermoser, sondern das ist eine ordentliche Reform. Der Freie Wirtschaftsverband und wir Sozialdemokraten stehen dahinter – und wir bedanken uns auch beim Koalitionspartner, daß er dabei mitgemacht hat. – Danke vielmals. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Dr. Khol: Wir bedanken uns bei euch, daß ihr mitgemacht habt! Wir sind eine Gesellschaft der wechselseitigen Bewunderung! – Heiterkeit.)

14.31

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Marizzi. Gleichfalls 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abgeordneter.

14.31

Abgeordneter Peter Marizzi (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch ich will meine Rede positiv anlegen, weil ich glaube, daß dieses Gesetz, das wir heute beschließen, eine Entbürokratisierung, eine Liberalisierung ist, und ich stehe nicht an, heute hier Frau Kollegin Tichy-Schreder und dem Kollegen Kurt Heindl, die in monatelangen Verhandlungen wirklich eine gute Arbeit geleistet haben, dafür zu danken.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Hofmann hat gemeint: Na ja, Arbeitsplätze, was ist das schon? – Wir haben dieses Gesetz im Ausschuß sehr ausführlich diskutiert, und ich freue mich auch über das, was Kollegin Langthaler gesagt hat und möchte das wiederholen: Mit diesem Gesetz werden natürlich viele, viele Frauenarbeitsplätze, vor allem in ländlichen Regionen, geschaffen werden. Ich glaube, die entsprechenden Rahmenbedingungen hiefür werden heute gesetzt.


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