Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 165. Sitzung / 146

Ich darf zitieren: "Punkten kann Österreich vor allem bei den geringen Steuerbelastungen für Unternehmen." – Das ist ein Faktum. Das stellt nicht nur diese Firma fest, sondern das stellen auch andere Unternehmen, die Standortberatungen durchführen, fest. Wir sehen daher keinen besonderen Grund, in dieser Situation die Steuerbelastungen noch einmal zu senken. (Abg. Böhacker: Aha, das ist wichtig! Das ist gut zu wissen! Diese Rede muß man sich merken!)

Was gesenkt wird und was vorgesehen ist, ist mit dem Steuerreformpaket fixiert. Das wird auch kommen, da wird es mehr für die Forschungsförderung geben und dergleichen. Aber die Behauptung, bei uns gäbe es zu hohe Lohnnebenkosten und zu hohe Kosten für die Unternehmen, stimmt nicht und hält internationalen Vergleichen einfach nicht stand. (Abg. Böhacker: Da sagt aber die Wirtschaftskammer etwas anderes! Da gibt es sogar Aktionen!)

Ein zweites: Die Seibersdorf-Kampagne regt auf. Im Prinzip ist das etwas ganz Einfaches. Wenn man Plakatwände betrachtet, so sieht man, daß etwa auch ein sehr erfolgreiches Wochenmagazin mit unserem Herrn Bundeskanzler wirbt oder auch mit dem Herrn Vizekanzler geworben hat. Das funktioniert so, daß sich ein erfolgreiches Unternehmen eben einer erfolgreichen Persönlichkeit bedient, um diesen Werbenutzen zu erzielen. (Heiterkeit bei den Freiheitlichen.) Wenn daher heute Seibersdorf beziehungsweise Austrian Research mit dem Bundeskanzler im Sinne der Forschungsinteressen wirbt, dann ist das sehr gut überlegt und hat sicherlich auch einen erheblichen Werbeeffekt im Sinne einer positiven Forschungsgesinnung. Daran gibt es überhaupt nichts auszusetzen. (Zwischenruf des Abg. Dr. Lukesch.)

Abgesehen davon ist es ein wenig widersinnig, Kollege Lukesch, auf der einen Seite zu sagen, wir Politiker ziehen uns jetzt etwas zurück, wir geben nicht alles im Detail vor, was eine Forschungseinrichtung tun soll, auf der anderen Seite aber, in diesem Falle bei Seibersdorf, zu sagen: Dieses Inserat dürft ihr nicht schalten! Das ist ein Auftrag der Politik! – Also das stimmt von der Linie her einfach nicht ganz überein.

Wesentlich bei all unseren Forschungsbemühungen, um die es hier geht, ist sicherlich das forschungspolitische Umfeld. Diesbezüglich hat etwa das Wissenschaftsministerium gemeinsam mit der Austria Presse Agentur eine sehr gute Aktion gestartet, daß nämlich jeder unentgeltlich bei der Austria Presse Agentur in jene Teile von Berichten über Forschungsergebnisse hineinschauen kann, die von Interesse sind.

Ich erwähne in diesem Zusammenhang auch die Aktion, die das Wissenschaftsministerium gemeinsam mit der Tageszeitung "Der Standard" durchführt, in deren Rahmen international renommierte österreichische Wissenschafterinnen und Wissenschafter vorgestellt werden.

All das sind Aktionen, die es unbedingt wert sind, fortgeführt zu werden, wobei ich mir denke – das nur als kleine Nebenbemerkung –, man könnte wahrscheinlich bei dieser APA-Seite ein wenig mehr Ernsthaftigkeit walten lassen. Ich möchte hier nur ein paar solcher Forschungsprojekte zitieren, die dort angeführt sind; sie sind wirklich mitten aus dem Leben gegriffen: "Handys verursachen keinen Gedächtnisverlust", ein sicherlich für viele interessantes Forschungsprojekt. Umgekehrt gibt es ein Forschungsprojekt, dessen Ergebnis in der Überschrift kurz mit den Worten "Bluthochdruck läßt Gehirn schrumpfen" zusammengefaßt wird. Oder ein drittes: "Gott war 25 000 Jahre lang eine Frau". – Also Sie sehen, hier gibt es eine Menge durchaus sehr "interessanter" Forschungsprojekte. Aber das ist nicht alles, es gibt auch sehr praxisrelevante Projekte.

Wenn es um das Verhältnis zwischen anwendungsorientierter Forschung, Grundlagenforschung und deren Überleitungen geht, dann glauben wir, daß es wichtig ist, daß die Mobilität der Personen zwischen den verschiedenen Bereichen deutlich gefördert wird, das heißt, die Mobilität etwa zwischen der Universität, zwischen außeruniversitären Forschungseinrichtungen und zwischen der Unternehmensforschung, und auch die regionale Mobilität. Daher ist es gar nicht so schlimm oder bedauernswert, wie das Vorredner zum Ausdruck gebracht haben, wenn österreichische Forscherinnen und Forscher eine Zeitlang oder auch Jahre irgendwo im Ausland verbringen und mit diesen Ergebnissen und diesen Erfahrungen wieder zurückkommen.


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