Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 165. Sitzung / 201

können und deren Finanzierung ermöglicht werden kann. Die Gewährung der Freifahrt wäre eine Möglichkeit, jenen Studierenden entgegenzukommen, die das wollen. Nicht jeder Studierende nimmt die U-Bahn, manche fahren das ganze Jahr über mit dem Rad, und manche müssen überhaupt nur zu Fuß gehen. Aber zumindest wäre das eine Möglichkeit, auch im Sinne jener zu agieren, die diese Verkehrsmittel benutzen.

Ich empfinde die Tatsache, die diesem Bericht zu entnehmen ist, daß nämlich der Fachhochschulstudienzugang sozusagen eine Explosion erfährt, als beachtlich. Das freut mich! Denn die Fachhochschulen bilden die Studierenden offensichtlich sehr praxisnah aus, sind auch in der Betreuung sehr intensiv und bieten ganz andere Möglichkeiten als die anderen Hochschulen, die im gesamten Forschungspaket enthalten sind. (Abg. Dr. Lukesch: Selektiv sind sie auch!)

Selbstverständlich führt die Selektion am Anfang dazu, daß sich ein "Studentengut" an den Fachhochschulen befindet, das sehr privilegiert ist – und noch dazu können diese Personen ziemlich sicher sein, daß sie unmittelbar nach dem Abgang von ihrer Fachhochschule einen Job finden. Manch ein Student von der juridischen oder der medizinischen Fakultät, der, wie wir wissen, auf der Straße steht oder Taxi fahren muß, hätte auch gern diese intensive Betreuung! Vielleicht sollte man den Hochschullehrern, die sich extrem um die Betreuung ihrer Studentinnen und Studenten bemühen, auch einen entsprechenden finanziellen Anreiz bieten. Oder vielleicht könnte man ihnen verzeihen, daß sie nicht so viele Publikationen machen, wenn andererseits die Bewertung der Studentinnen und Studenten entsprechend ausfällt. Aber das bedarf großer Flexibilität, und da müßte man über viele Dinge wie zum Beispiel die Pragmatisierung reden! Nicht wahr, Herr Professor Lukesch? (Abg. Dr. Lukesch: Mein Dienstrechtsantrag!)

Die Pragmatisierung wäre in diesem Paket auf jeden Fall mitzudiskutieren. Ich glaube, daß wir dann – aber das ist zugegebenermaßen ein anderes Thema – zu einer besseren Leistung der Studierenden kommen könnten. Ich meine, daß vor allen Dingen die Ausbildungsqualität der Studierenden zum Zeitpunkt ihres Abschlusses so gut ist, daß sie international wirklich ohne weiteres unterkommen und auch in Österreich entsprechende Jobs finden.

Jetzt sehen wir, daß in manchen Studienrichtungen die Qualität und die Attraktivität nicht ausreichend sind. Und das bedauere ich, weil diese Personen vier Jahre lang oder mehr etwas angestrebt haben und dann nicht das lukrieren können, was sie ursprünglich eigentlich wollten. – Danke. (Beifall beim Liberalen Forum.)

22.14

Präsident Dr. Heinz Fischer: Der Entschließungsantrag der Frau Abgeordneten Dr. Gredler ist ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Lukesch. – Bitte.

22.14

Abgeordneter Dipl.-Vw. Dr. Dieter Lukesch (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Frau Kollegin Gredler, es gibt Probleme in der Landwirtschaft, auf dem Arbeitsmarkt, im Zusammenhang mit Arbeitslosen; es gibt Probleme bei den Fraueneinkommen, bei den Bezieherinnen und Beziehern niedriger Pensionen. Und dafür gibt es nach dem Liberalen Forum eine einzige "Patentlösung" – jetzt auch für die Probleme der Studierenden –, nämlich die Grundsicherung. – Mich befällt riesiges Mißtrauen gegen derartige Patentrezepte! (Beifall bei der ÖVP.)

In meinen Vorlesungen können Sie hören, daß es unmöglich ist, wenn die Zahl der Instrumente kleiner ist als die Zahl der Ziele, diese Ziele zu erreichen. Dann ist nämlich das politische Können wesentlich geringer als das politische Wollen. Darüber können wir uns einmal unterhalten. (Zwischenruf des Abg. Hans Helmut Moser.) Die Grundsicherung ist mit Sicherheit kein sozial gerechtes Instrument, um unsere Studierenden aus niederen Einkommensschichten und kinderreichen Familien zum Studium zu bringen! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Gredler: Was sonst?) Sie sagen ja nie etwas über die Finanzierung einer solchen Grundsicherung!


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