Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 166. Sitzung / 74

richt diskutierten, traten die Verhandlungen zur Agenda 2000 in die entscheidenden Phase. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir alle sehr große Sorgen, und es kam auch zu einer Demonstration.

Bundesminister Molterer und seinem Team ist es nun gelungen, diese Verhandlungen mit einem für Österreich und insbesondere auch für unsere Bergbauern erfreulichen Ergebnis abzuschließen. Dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung. Ich meine, er hat das Bestmögliche für uns herausgeholt. (Beifall bei der ÖVP.)

Nun aber kommt es zum "Heimspiel". Frau Abgeordnete Aumayr hat davon gesprochen, daß die Verhandlungen so schlecht geführt worden seien, daß es daher zu einem "Heimspiel" kommen mußte. Das, muß ich sagen, halte ich für eine sehr eigenartige Sicht der Dinge. Frau Aumayr – sie ist nun leider nicht mehr anwesend, aber man wird es ihr schon ausrichten – sieht immer nur schwarz oder weiß. Es ist aber nicht alles nur schwarz oder weiß! Wenn sie in der Landwirtschaft alles nur schwarz sieht, so ist das für mich wenig glaubwürdig. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Dennoch möchte ich auf die trotz allem noch schwierige Situation der Bergbauern hinweisen. Die Einführung eines Sockelbetrages ist gerade für Betriebe mit geringer Flächenausstattung beziehungsweise erhöhtem Arbeitsaufwand von großer Notwendigkeit. Ich bin froh darüber, daß es dazu gekommen ist, und ich bedanke mich dafür. Diese Regelung dient zur Existenzsicherung vieler kleinstrukturierter Betriebe in unseren Berggebieten, die ihrerseits wieder unverzichtbare Leistungen für die Region erbringen. Als ganz wesentlich erscheint mir aber, daß die Milchquote beibehalten werden konnte – bis auf weiteres zumindest.

Da Frau Gredler in ihrem Debattenbeitrag ihr Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht hat, daß die Milchquote noch so lange beibehalten werden soll, muß ich ihr schon folgendes dazu sagen: Im Berggebiet stellt sie schlechthin die Existenzsicherung dar. Der Produktpreis sollte für den Bauern immer noch einen großen Teil seines Einkommens ausmachen. Der Bauer leistet Arbeit und er will landwirtschaften; das steckt ja bereits im Wort "Landwirtschaft". Nutznießer des niedrigen Preises ist der Konsument. (Abg. Wenitsch: Das stimmt ja überhaupt nicht, Frau Kollegin!) Selbstverständlich ist der Konsument der Nutznießer! (Abg. Wenitsch: Nein, der Konsument ist kein Nutznießer! Der Handel, der Großhandel ist der Nutznießer! Die Bauern bekommen immer weniger für ihre Produkte!) Auch der Konsument ist ein Nutznießer! Schauen Sie doch einmal in die Zeitung und sehen Sie sich die neuesten Anzeigen der Handelskette Merkur an, in denen ein Kilo Schweinefleisch für 39 S angeboten wird. (Abg. Böhacker: Warum ist es denn soweit gekommen? – Abg. Wenitsch: Wer hat denn in den letzten Jahren die Agrarpolitik gemacht?) Das hat es nie gegeben, solange ich zurückdenken kann. Aber jetzt gibt es das eben. (Beifall bei der ÖVP.) Für den Konsumenten ist das gut, für den Bauern weniger. (Abg. Wenitsch: Das stimmt ja überhaupt nicht!)

Das Modell, das Frau Gredler uns vorgestellt hat und wonach der Bauer eigentlich zum Sozialhilfeempfänger wird, wollen wir nicht verwirklicht sehen. Wenn ich meinem Buben, meinem Sohn, der eine Schlosserlehre gemacht hat, als Vision für die Zukunft anbiete: Übernimm den Hof und werde Sozialhilfeempfänger, dann erhält dich der Staat!, so ist das keine verlockende Vision. Er wird diesen Hof nicht übernehmen. Er muß seine Freude an der Landwirtschaft haben, und er muß dort wirtschaften können. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe des Abg. Wenitsch. – Abg. Dr. Khol – in Richtung des Abg. Wenitsch –: Der glaubt, weil er auf dem Platz des "Dobermann" sitzt, muß er "bellen"! – Weitere lebhafte Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

In diesem Zusammenhang möchte ich zum wiederholten Male den dringenden Bedarf anmelden, eine Kalbinnenprämie, also eine Prämie für die Aufzucht von Kalbinnen einzuführen. Es ist nun einmal so: Jede Reform besteht aus kleinen Schritten, und in solchen kleinen Schritten müssen wir uns eben das Einkommen holen. Wir befinden uns nämlich auf keiner Insel, völlig abgekoppelt von der gesamten übrigen Welt. Und genau darum geht es in Wirklichkeit! (Abg. Wenitsch: Die Bauern werden immer mehr zu Sozialhilfeempfängern! Sie werden immer stärker in Abhängigkeit gebracht!)


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite