Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 166. Sitzung / 171

"Karenzgeld für alle" ist der erste Schritt hin zu unserem langfristigen Ziel, nämlich dem Betreuungsscheck. Ich kann Bundesministerin Prammers staccato Gegenpunktation, gegen "Karenzgeld für alle" wirklich nichts abgewinnen. (Beifall bei der ÖVP.)

Erstens kommt jetzt zu der Aussage "Hausfrauen arbeiten nichts" auch noch hinzu: Karenzgeld ist kein Ersatz für verlorenes Einkommen und nur dann zu bezahlen, wenn sie vorher in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben. – Darum ist es ja unsere Forderung, die Betreuungs- und Erziehungsarbeit, die die beste Arbeit und die unverzichtbar ist, entsprechend staatlich zu unterstützen! (Beifall bei der ÖVP.)

Als ich vor 14 Tagen mit Kollegen Verzetnitsch darüber gesprochen habe, wie es denn jetzt mit dem Karenzgeld aussieht und was es bedeutet, Karenzgeld für alle zu 100 Prozent aus dem FLAF zu bezahlen – es werden nach meiner Erklärung 2,5 Milliarden Schilling an Arbeitgeberbeiträgen nicht mehr eingezahlt werden, weil sie zu 100 Prozent aus dem Familienlastenausgleichsfonds kommen, und damit ist das der erste wirklich positive Vorschlag dafür, die Lohnnebenkosten zu senken, und zwar um 0,5 Prozent –, lautete seine Gegenfrage: Weiß Frau Bundesminister Prammer das überhaupt?

Daher sage ich es noch einmal: Mit diesem Vorschlag, der wahrscheinlich zu oberflächlich, zu ungenau gelesen worden ist, sind so viele positive Inhalte verbunden! (Abg. Silhavy: Frau Ministerin Prammer hat gemeint, wenn wir mehr Geld in der Arbeitslosenversicherung haben, wird es zu aktiven arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen kommen!) – Sie haben Ihre Redezeit schon gehabt.

Um noch einmal auf den Betreuungsscheck zurückzukommen: Wir haben mit diesem "Karenzgeld für alle", erste Stufe, die absolute Wahlfreiheit: entweder selber betreuen oder Teilbetreuung einkaufen oder Ganztagsbetreuung bezahlen. (Zwischenruf der Abg. Madl.) Meine Damen und Herren, zu diesem Selber-Betreuen möchte ich ganz deutlich sagen: Wir wissen aus zwei großen Studien, daß 87 Prozent der Frauen in dieser ersten Sozialisationsphase bei ihren Kindern bleiben wollen. Sie wollen in dieser ersten wichtigen Phase ihr Kind wirklich selbst betreuen.

Um zu sagen, was wir auch brauchen, darf ich vielleicht nur zwei Millionen Jahre in der Hominidenforschung zurückgehen. Damals gab es den Homo habilis, dieser wurde immer mit großen Über-Augen-Bögen charakterisiert. Erst die Eismann-Forschung – oder "Ötzi"-Forschung – hat herausgebracht (Abg. Schwemlein: Wie hat der die Kinderbetreuung gemacht?), daß da drinnen nicht nur knöcherne Masse, sondern unser Stirnhirn ist. Genau dieses liefert die Energie für unsere soziale Kompetenz! Wenn wir dieses unser Erbe ein bißchen besser trainieren würden, dann hätten wir auch mehr soziale Kompetenz und dann würde unsere Frage: Wie gehen wir Menschen eigentlich miteinander um? immer positiver beantwortet werden können. (Beifall bei der ÖVP.)

Und dazu – das sei nochmals angesprochen – vermehrt diese Unterstützung, die Bundesministerin Gehrer und Bundesminister Bartenstein unserer Jugend geben, auch die Einbegleitung unserer Jugend in Partnerschaft, mit schulischen und außerschulischen Möglichkeiten Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikationstraining und Streitkultur zu üben. Wir brauchen dies sehr, sehr dringend!

Was mit der Forderung nach "Karenzgeld für alle" ebenfalls verbunden ist, ist die absolute Wahlfreiheit zwischen Familie und Beruf. Erst letztes Wochenende fand in Deutschland in Kontinuität zu dem, was Bundesminister Bartenstein in Österreich schon begonnen hatte – Chancengleichheit in einer familienfreundlichen Arbeitswelt –, die Weiterführung dieses Themas in Düsseldorf statt. Sie hätten vielleicht auch anwesend sein sollen, um weitere Möglichkeiten zu erfahren, was es da zu erfahren gilt.

Das Anliegen, Familie und Beruf besser vereinbar zu machen, kommt auch in einer deutlichen Punktation in diesem Papier zum Ausdruck: zusätzlichen Verdienst ermöglichen; nicht nur de facto ein Berufsverbot erteilen, wenn Karenzgeld bezogen wird; die optionale Pensionsvorsorge, wie zum Beispiel auch bei den geringfügig Beschäftigten. Warum soll nicht auch eine Frau – in


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite