Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 169. Sitzung / 171

der Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere mit der Bevölkerung, unmöglich machen, und dann würden wir wieder zu einer Förderung kommen: Regierung gegenüber Regierung, etwas, das nicht optimal ist – das wird Kollege Gusenbauer auch sagen – und das wir längst schon abgelehnt haben.

Wir fordern das Spendengütesiegel für jene Organisationen, die Hilfsgelder einsammeln, und es sind die zuständigen Minister, der Herr Justizminister und der Herr Finanzminister, aufgerufen, dem Entschließungsantrag – ich nehme an, daß er einmütig war, wie der Herr Präsident sagen würde – auch raschest Folge zu leisten. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und Bravoruf des Abg. Dr. Khol.)

19.17

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist als nächste Frau Abgeordnete Jäger. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Frau Abgeordnete.

19.17

Abgeordnete Inge Jäger (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Damen und Herren! Im Falle "World Vision" gibt es nichts zu beschönigen und auch nichts zu entschuldigen. Es klärt die österreichische Justiz jene Bereiche, in denen die Vermutung krimineller Tatbestände vorliegt.

Besonders traurig finde ich in diesem Zusammenhang, daß das Ansehen aller österreichischen Entwicklungshilfeorganisationen, die hervorragende und ordentliche Arbeit leisten, durch diese Debatte geschädigt wurde und daß die Österreicherinnen und Österreicher, die bereitwilligst spenden, weil sie gegen das Elend, die hungernden Kinder vor Augen, etwas tun möchten, enttäuscht wurden. Da besteht Handlungsbedarf.

Ich muß mich auch der Kritik anschließen, daß auch von Amts wegen fahrlässig gehandelt wurde, denn seit diese Organisation in Österreich tätig ist, und zwar seit 1985, ist immer wieder in den Medien, zum Beispiel im "profil" oder in den "Entwicklungspolitischen Nachrichten", Kritik an dieser Organisation geübt worden. Da gab es Vorwürfe im Zusammenhang mit den Kinderpatenschaften, da gab es unseriöse Werbemethoden, da gab es einen exorbitant hohen Verwaltungsanteil bei der Projektabwicklung, und zwar einen solchen von 40 Prozent, während bei anderen Organisationen nur 15 Prozent in die Verwaltung gehen, da hat es keine transparente Finanzgebarung gegeben.

Die Organisation "World Vision" wollte zweimal in die AGEZ – dort sind alle österreichischen Entwicklungshilfeorganisationen zusammengeschlossen –, doch zweimal wurde deren Aufnahme abgelehnt. All das mußte dem Amt bekannt gewesen sein. (Ruf bei der ÖVP: Dem Bundeskanzleramt auch!)

Es wurde auch seitens kirchlicher Stellen, seitens der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz der Organisation "World Vision" ausdrücklich verboten, daß sie behauptet, daß sie ihre Abrechnungen nach den Kriterien der kirchlichen Organisationen durchführt.

Von der AGEZ wurde "World Vision" deswegen abgewiesen, weil der Jahresbericht und die Verrechnungsrichtlinien dieser Organisation nicht den Anforderungen der AGEZ entsprachen. An diese halten sich alle anderen Entwicklungshilfeorganisationen. "World Vision" hatte sich daran nicht gehalten.

Das heißt, daß "World Vision" in der entwicklungspolitischen Szene einen schlechten Ruf hatte. Aber trotzdem wurden dieser Organisation (Abg. Mag. Schweitzer: Darf ich Sie etwas fragen?) – nein, ich habe nur vier Minuten Redezeit (Abg. Mag. Schweitzer: Warum haben Sie einer Ladung eines Vertreters der Bischofskonferenz nicht zugestimmt?), ich hätte ja gerne zugestimmt (Abg. Mag. Schweitzer: Sie hätten! Aber Sie haben nicht!) – in nicht unbeträchtlichem Umfang finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, und zwar auch von seiten der EU. Es waren immerhin 130 Millionen Schilling.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite