Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 169. Sitzung / 186

Dr. Brinek: Da gibt es ein anderes Bildungsziel!) In der Unterstufe gibt es noch kein anderes Ziel. Er wird anders ausgebildet und anders bezahlt.

Ich möchte gerne wissen – und erweitere damit die Frage –, warum ein Lehrer oder eine Lehrerin an einer Pädagogischen Akademie oder hochschulartigen Einrichtung schwerpunktmäßig pädagogisch ausgebildet wird, wogegen ein Lehrer oder eine Lehrerin an einer Hochschule kaum pädagogisch ausgebildet wird. (Abg. Dr. Brinek: O ja! Lesen Sie im Universitäts-Studiengesetz!) "Kaum"! Ich habe nicht "nicht", sondern "kaum" gesagt; mit Schwerpunkt auf der wissenschaftlichen Ausbildung.

Ich möchte wissen, wie es nach diesen acht Jahren sein wird. Kollege Niederwieser hat meiner Ansicht nach völlig zu Recht auf einen Einwand hin, der auch von den Oppositionsparteien vorgebracht worden ist, im Ausschuß gesagt: Na gut, es kann sein, daß bestimmte Beharrungstendenzen wirksam werden, sodaß wir jetzt noch nicht sagen können, ob sich innerhalb dieser acht Jahre die Strukturen, die sich da irgendwie transformieren, wieder verfestigen oder ob die Reise doch woandershin geht.

Ich möchte wirklich wissen, wohin die Reise gehen soll, nicht nur für die Studierenden, sondern auch für die Lehrenden an diesen Akademien. (Abg. Mag. Schweitzer: Für die Beteiligten!) Welche Ausbildung haben denn sie? Welche Lehrbefähigung erhalten sie an den Pädagogischen Akademien, Frau Bundesministerin? Können sie sich an diesen Akademien oder hochschulartigen Einrichtungen auch habilitieren? Oder wo findet die Habilitierung dieser Lehrenden statt? (Abg. Dr. Brinek: An der Universität!) Offensichtlich nach wie vor an den Hochschulen!

Damit bin ich bei einem abschließenden Punkt. Was Sie hier festhalten, ist die dem sekundären Bildungsbereich nachgebildete äußere Differenzierung um den Preis wesentlich höherer Kosten. Daß nach wie vor die schwerpunktmäßige pädagogische Ausbildung von der schwerpunktmäßigen wissenschaftlichen Ausbildung getrennt bleibt, daß nach wie vor die Synergien, die dadurch möglich wären, daß eine gemeinsame Ausbildung an einer gemeinsamen Hochschule stattfindet, nicht genutzt werden und daß dadurch auch nicht Kosten gespart werden, steht fest! (Abg. Dr. Brinek: Das muß überhaupt nicht so sein!)

Meine Damen und Herren! Das reicht bis hin zu dem Punkt, daß für die Hochschüler an den Pädagogischen Akademien oder hochschulartigen Einrichtungen nach wie vor das Bundesministerium für Unterricht und Kunst zuständig ist, wogegen für die Studierenden an den Universitäten nach wie vor das Wissenschaftsministerium zuständig ist. Was Sie hier festschreiben, ist der Proporz auf der Ebene der Ausbildung von zukünftig Lehrenden. Das ist schade, und das ist leider keine Verbesserung, sondern eine Verfestigung dessen, was wir in Österreich über Jahrzehnte hinweg schon gekannt haben, nämlich des Proporzes im Bildungsbereich. (Zwischenruf des Abg. Mag. Schweitzer.) Hier wird er noch dazu in eine Struktur gegossen, wobei auf der einen Seite die SPÖ sagt: Wir wollten das eigentlich gern, aber wir konnten uns nicht durchsetzen! und selbstverständlich auch die ÖVP etwas vorzeigen muß. Hier ist es in einer gemeinsamen, kaum – nur auf der Ebene der Studierenden – verzahnten Struktur auch noch festgeschrieben.

Ich halte fest: Diese Entwicklung ist bedauerlich! Sie ist leider kein Fortschritt in die Richtung, die wir uns vorgestellt hätten, die wir uns gewünscht hätten und die nicht nur die Entlohnung der Ausgebildeten, sondern auch die Ausbildungsinhalte selbst betrifft. Das ist eine wirklich versäumte Chance! Wenn Sie mit den Reformen in dem Tempo weitermachen, in dem Sie sie in den letzten 50 Jahren gemacht haben, dann sind wir auch noch in 50 Jahren nicht so weit, daß wir tatsächlich einen entscheidenden Schritt, der uns in diesem Bereich europareif macht, vorwärtskommen würden. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Brinek: Das geschieht hiermit!)

20.25

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Horngacher. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

20.26

Abgeordnete Katharina Horngacher (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Das neue Akademien-Studiengesetz, welches heute zur Beschlußfassung


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