Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 169. Sitzung / 201

Wo ist da der große Unterschied? (Abg. Dr. Khol: Als Pflichtfach! Das muß ich berichtigen! – Abg. Dr. Höchtl: Das ist ja etwas anderes!)

Die Frau Ministerin hat im Rahmen des Unterrichtsausschusses erfreut von 27 oder 26 Schulversuchen in diesem Bereich berichtet und hat gebeten, einfach noch die Evaluierung abzuwarten, bevor weitere Schritte eingeleitet werden. Ich nehme das zur Kenntnis. Darüber hinaus ist dieser Antrag, wie ich glaube, ja bereits seit zwei Jahren im Ausschuß gelegen, ohne daß er behandelt wurde. Wir haben hier bereits ausführlich eine Fristsetzung debattiert, die abgelehnt wurde. Aber ich gestehe ja gerne, Herr Klubobmann, daß wir uns in der Zwischenzeit bereits weiterentwickelt haben und uns nun tatsächlich einen verpflichtenden Ethikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler wünschen.

Leider habe ich nicht so viel Zeit, um auf unseren neuen Antrag, der umgehend eingebracht werden wird, einzugehen. (Abg. Dr. Stummvoll: "Leider"? – Gott sei Dank! – Abg. Schwarzenberger: Nehmen Sie sich doch Zeit!)

Einen Punkt noch, Herr Kollege Höchtl: Umfragen, in denen 70 bis 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler – das war die Zahl, die Sie genannt haben – ... (Abg. Dr. Höchtl: 80 bis 90 – wenn Sie zugehört hätten!) Ich habe es mitgeschrieben, Herr Kollege Höchtl! Vielleicht haben Sie sich auch versprochen. (Abg. Dr. Höchtl: Nein! Aber das macht ja nichts! Das ist kein Problem!) – Es spielt keine Rolle.

Es war eine Umfrage in Oberösterreich, die Sie zitiert haben, wonach 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler – einigen wir uns auf das Mittelmaß – gemeint hätten, die Ziffernnoten wären ein sinnvolles System der Beurteilung. Wenn Sie diese Umfrage zitieren, dann bedenken Sie doch bitte, Herr Kollege Höchtl, daß dabei nur jene Schülerinnen und Schüler befragt wurden, die bereits gelernt haben, mit diesem absolut unobjektiven, leistungsfeindlichen System zu leben, und die nichts anderes kennen. (Abg. Dr. Höchtl: Die Drei- bis Fünfjährigen kann ich nicht fragen!) Die Drei- bis Fünfjährigen, Herr Kollege Höchtl, werden Sie ja nicht gefragt haben, nehme ich einmal an (Abg. Dr. Höchtl: Ich habe gesagt: Die kann ich nicht fragen!), sondern Sie haben natürlich nur diejenigen gefragt, die bereits dieses Ziffernnotensystem kennen.

Eines jedoch ist ganz klar – und darin ist sich die Wissenschaft in diesem Bereich einig –: Müßte die Ziffernnote jetzt eingeführt werden, dann hätte sie keine Chance (Abg. Dr. Höchtl: Das ist eine rein theoretische Möglichkeit, die überhaupt nicht besteht!), so negativ wird sie von allen Experten und Expertinnen beurteilt.

Auch Landesschulratspräsident Riedl erprobt erfolgreich alternative Formen der Leistungsrückmeldung wie etwa die direkte Leistungsvorlage. Auch Montessori- und Waldorfschulen – hoch geschätzt von Ihnen – haben keine Ziffernnote, sondern alternative Formen der Leistungsbeurteilung. (Abg. Dr. Höchtl: Wir reden ja vom Regelschulwesen!) Aber wenn das alles so schlecht ist, dann sollten wir uns die langfristige finanzielle Sicherstellung der Waldorfschule vielleicht noch einmal überlegen, Herr Kollege Höchtl (Abg. Dr. Höchtl: Wir reden vom Regelschulwesen!), denn die Waldorfschule kennt die Ziffernnote nicht. (Abg. Dr. Höchtl: Wir haben vom Regelschulwesen gesprochen!)

Wo ist denn da der große Unterschied? (Abg. Dr. Höchtl: Da ist ein großer Unterschied zwischen Regelschulwesen und Waldorfschule!) Bei der so bedeutenden – ja, unverzichtbaren – Waldorfschule funktioniert es anscheinend!

Zu den Regierungsvorlagen. Frau Ministerin! Wir stimmen Ihrer Vorlage zur Reform der Reifeprüfung zu. "Reform" ist vielleicht nicht gerade das richtige Wort, aber ich halte es für wichtig, daß Prüfungsverfahren vereinfacht werden, daß Kommissionen verkleinert werden und – selbstverständlich; das ist eine unbedingte Notwendigkeit! – daß Projektarbeiten im Rahmen dieser abschließenden Prüfungen, wie sie jetzt ja auch heißen, verankert werden.

Ein paar kleine Probleme habe ich allerdings schon, und zwar auch aufgrund Ihrer Beiträge, die Sie in diesem Zusammenhang im Unterrichtsausschuß gebracht haben. Wenn ich sehe, daß einerseits die Zeit zwischen schriftlicher und mündlicher Prüfung mindestens drei Wochen zu


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite