Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 169. Sitzung / 203

bot ist, dann müssen wir eben außerschulische Fördermöglichkeiten für sie finden. Dies liegt in Ihrer Verantwortung, Frau Ministerin. Wir können die Verantwortung dafür nicht ausschließlich den Eltern überlassen. 300 Kinder sind zwar nicht viel, aber es sind eben genau um 300 Kinder zu viel.

Der letzte Punkt ist auch interessant. Er betrifft das Schulsprengelgesetz. Frau Ministerin! Über die diesbezügliche Diskussion im Ausschuß war ich mehr als verwundert, denn wenn wir Autonomie ernst nehmen, wenn wir den Schulen kleine Freiräume zugestehen – kleine, sage ich –, damit sie ein schulisches Profil entwickeln können, wenn wir glauben, daß dadurch auch Wettbewerb entsteht und Leistung gesteigert werden kann, dann können wir doch nicht alles so lassen, wie es derzeit ist: daß die Kinder möglichst gleichmäßig territorial auf die Schulen der jeweiligen Gemeinde verteilt werden; daß Kinder, unabhängig von ihren Bedürfnissen und Interessenlagen, einfach nach organisatorischen Überlegungen zugeordnet werden und daß diese ordnungsgemäße Zuweisung vor dem Recht auf freie Schulwahl geht!

Wenn darüber hinaus ein Kollege der ÖVP – ich weiß jetzt nicht mehr genau, wer das war – meint, dann könnte sich doch eine Schule einer Gemeinde auflösen, dann sage ich Ihnen: Würden alle Kinder eine andere Schule wählen – und das machen die Eltern und die Kinder nicht aus Jux und Tollerei –, dann ist es um diese Schule, die sich auflöst, wahrscheinlich auch gar nicht besonders schade.

Ich finde, man sollte Autonomie nicht nur propagieren und ein bißchen zulassen, sondern man darf sich einfach nicht davor fürchten, wenn es darum geht, einen Wettbewerb im Interesse der Kinder zuzulassen. – Danke. (Beifall beim Liberalen Forum sowie des Abg. Öllinger.)

21.30

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Herr Abgeordneter Dr. Khol hat eine tatsächliche Berichtigung verlangt. – Bitte beginnen Sie die Berichtigung mit der Darlegung des Sachverhaltes, dem Sie Ihre Version gegenüberstellen wollen.

21.30

Abgeordneter Dr. Andreas Khol (ÖVP): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich berichtige meine Vorrednerin. Sie hat gemeint, ich wäre dem Vorschlag des Liberalen Forums beigetreten, wonach die Religion zum Wahlpflichtfach werden sollte. (Abg. Schaffenrath: Ein Wahlpflichtfach!)

Der richtige Sachverhalt ist, daß ich mich vehement für das Pflichtfach "Konfessioneller Religionsunterricht" einsetze und daß ich für Kinder ohne Bekenntnis sowie für diejenigen, die sich vom Pflichtfach "Konfessioneller Religionsunterricht" abmelden, als Ersatzunterricht einen Grundwerteunterricht befürworte. (Beifall bei der ÖVP.)

21.30

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Dr. Rada. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

21.30

Abgeordneter Dr. Robert Rada (SPÖ): Sehr geschätzter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Leider Gottes habe ich zuwenig Redezeit, sonst würde ich sehr gerne in einen Diskurs mit Herrn Abgeordnetem Höchtl über den Wert der Ziffernnotenbeurteilung und zu den alternativen Formen der Ziffernnotenbeurteilung einsteigen. (Abg. Dr. Höchtl: Bitte! Sehr gern! Stehe zur Verfügung!) Zumindest in Niederösterreich haben wir nämlich genau umgekehrte Untersuchungswerte von jenen Schülern, die im Bereich der Schuleingangsphase und der Grundschule sind: Sie können in diesem Alter mit Ziffernnoten nichts anfangen, es sei denn, sie haben ältere Geschwister. (Abg. Tichy-Schreder: Unterschätzen Sie die Kinder nicht! Das ist ja erschreckend! – Abg. Dr. Höchtl: Besser als in jeder anderen Form!)

Aber es fehlt mir, wie gesagt, leider Gottes die Redezeit dazu. Das gilt auch für den Bereich des Ethikunterrichtes. Ich könnte mich aber sehr wohl damit anfreunden, daß für jene Schüler, die sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben, eine andere Form von Werteunterricht eingeführt werden könnte.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite