Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 169. Sitzung / 225

gegeben. Ich würde Sie wirklich sehr bitten, Frau Minister, hier zu erklären, wann und in welcher Form und in welcher Höhe die Mittel eingesetzt werden.

Zum Schluß vielleicht noch eine Bemerkung, weil ich noch eine Minute Redezeit bekommen habe:

Bundesminister Einem hat – ich weiß nicht, ob es richtig ist oder nicht – im Ausschuß erklärt, daß Forschungsinstitute in der Regel zu klein und als schrebergartenhaft zu bezeichnen sind. Tatsache sei, so sagte er weiters, daß die projektbezogene Forschungsarbeit, die letztendlich Arbeitsplätze schafft, unterentwickelt ist.

Die Auswirkung kennen wir: Die Exportquote beträgt 8,2 Prozent im High-Tech-Bereich gegenüber 17 Prozent im EU-Durchschnitt. Aber, Frau Bundesminister, diese Kritik von Bundesminister Einem, die an sich sehr hart ist und gegenüber der Wissenschaft sehr hart ausgesprochen worden ist, ist dort anscheinend nicht angekommen. Es gibt keine Reaktion, auch nicht im Bericht. Wahrscheinlich haben sie resigniert.

Zweites muß ich auch annehmen, wenn ich jetzt in der Zeitung lese, daß Welzig in der Festsitzung der Akademie der Wissenschaften festgestellt hat, daß man Widerstand gegen die Spielregeln des Staates üben soll. Die Universitäten sollen Partner des Staates sein und sich von diesem nicht unterkriegen lassen. Eine stärkere Aufforderung, die zum Ausdruck bringt, daß von der Politik her nichts geschehen ist, kann man meines Erachtens nicht mehr auf den Tisch legen. – Ich danke vielmals. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

23.01

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Pittermann. – Bitte.

23.01

Abgeordnete Dr. Elisabeth Pittermann (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Dieser umfangreiche Forschungsbericht zeigt, wie breit Forschung betrieben wird. Es fällt bei Durchsicht kein Bereich auf, der unerforscht bleibt.

Im Bereich der Medizin – in anderen Bereichen wird es sich ähnlich verhalten – erachte ich es für äußerst problematisch, die Forschung zu einem sehr hohen Anteil von der Industrie finanzieren zu lassen. Wenn die Pharmaindustrie Kongresse, Fortbildungen, Studien und Forschungen finanziert, dann tut sie es kaum aus humanitären Gründen, sondern sie tut es, um Marketing zu betreiben.

Oft halten Produkte nicht, was erste Forschungsergebnisse versprechen. Wir wissen, wie unterschiedlich, ja widersprüchlich Forschungsergebnisse sein können, je nachdem, welches Resultat angestrebt wird. Wie oft wurde von Großbritannien BSE heruntergespielt – so wie jetzt von Amerika die Gefahren von Hormonfleisch! Der Einfluß von Hormonen auf hormonabhängige Tumoren ist gesichert. Wir sehen auch den realen Anstieg der Zahl von Patienten mit Brust- und Prostatakrebs.

Wie sehr bemüht sich die Tabakindustrie, die Folgen des Nikotingebrauchs zu verharmlosen! Obwohl Forschungsergebnisse auf die Gefahren hinweisen, leugneten in Diskussionen vor Beschlußfassung des Tabakgesetzes auch Wissenschafter manche nikotinbedingten Schäden. Solche Forschungsergebnisse erzielt man in vielen Bereichen. Man muß nur den Fragen und Versuchen die gewünschte Richtung geben.

Kurz zur Zeitgeschichte: Es gibt ein zeitgeschichtliches Großforschungsprojekt Österreich – Israel 1945 – 1995. Abgesehen davon, daß 1945 der Staat Israel noch nicht gegründet war: Hofft man, die Shoah, an der Österreich nicht unmaßgeblich beteiligt war, ausklammern zu können, wenn die Zeitrechnung der Beziehung erst 1945 beginnt? War für Theodor Herzl nur der Dreyfus-Prozeß ausschlaggebend für seinen "Judenstaat" oder vielleicht auch die Atmosphäre in Wien?


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