Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 169. Sitzung / 237

Das ist ein bedauerlicher Vorgang! Vielleicht könnten wir eine Enquete machen, die für alle Beteiligten neue Ergebnisse und Erkenntnisse bringt, nämlich erstens für die Studierenden, die dabei anwesend sind und wollen, daß sie als Partner an der Hochschule ernster genommen werden, zweitens für die Mitglieder des Mittelbaus, damit sie wissen, daß sie in Zukunft eine Bezahlung aufgrund ihrer Leistungen und nicht sozusagen aufgrund ihres Beharrungsvermögens bekommen werden, und drittens für die österreichischen Universitätsprofessoren, die aufgrund ihrer Leistung entsprechend honoriert und geschätzt werden sollten und nicht aufgrund irgendwelcher Pragmatisierungen, die zu einem Zeitpunkt ausgesprochen wurden, zu dem man noch nicht beurteilen konnte, wie diese Herrschaften sich entwickeln werden. – Ich sage "Herrschaften", weil Sie genau wissen, daß Frauen auf diesem Niveau kaum vertreten sind.

Ich möchte noch zu den anderen Punkten Stellung nehmen, die besprochen werden sollten, etwa zum Antrag der Freiheitlichen bezüglich Matura von Österreichern an ausländischen Schulen. Die Absolvierung der Matura an einer ausländischen Schule hat zur Folge, daß es Anrechnungsschwierigkeiten gibt. Im Fall von Ländern, in denen es einen Numerus clausus gibt, ist meine Fraktion in einer gespaltenen Situation, was während der Abstimmung auch zum Ausdruck gebracht werden wird.

Ich habe großes Verständnis für die Schwierigkeiten, die österreichische Kinder in einem solchen Fall haben. Ich glaube, daß man sie nicht etwas ausbaden lassen sollte, wofür sie überhaupt nichts können! Denn mit 17 können sie nicht einfach beschließen, die Eltern zu verlassen, um in Österreich ihre Matura zu machen! Und genau diese Kinder werden dann unter Umständen sozusagen bestraft. Das halte ich für sehr bedauerlich.

Herr Professor Brauneder, ich möchte auf Ihre Ausführungen replizieren. An der medizinischen Fakultät – die Sie natürlich nicht loben konnten, weil das Ergebnis wirklich verheerend ist – hat man wöchentlich die Möglichkeit, Prüfungen zu absolvieren! (Abg. Dr. Brauneder: Schriftliche Prüfungen?) Nein, mündliche Prüfungen, was den Professor noch viel mehr Zeit kostet als schriftliche Prüfungen! Und ich muß Ihnen sagen: Die Anzahl der Studierenden an der medizinischen Fakultät ist durchaus vergleichbar mit jener an der juridischen Fakultät! Es ist dies eine Organisationssache!

Ich halte es für sehr gemein, wenn Professoren an österreichischen Hochschulen nicht die Gesetze einhalten, die hier im Hohen Haus beschlossen worden sind. Ich habe vor kurzem an der Hochschule an einer Podiumsdiskussion teilgenommen. Sie wissen genau, wovon wir reden! Es waren alle Fraktionen dort vertreten, und es wurde uns klipp und klar gesagt, daß es nicht nur an der juridischen Fakultät, sondern auch an anderen Fakultäten Professoren gibt, die diesen dritten Prüfungstermin, der vom Gesetz vorgesehen ist, nicht einhalten. Das halte ich für eine Vorgangsweise, die sicherlich nicht zu begrüßen ist, und ich würde mir wünschen, daß das Ministerium diesbezüglich disziplinarrechtlich vorgeht, denn auf diese Weise wird den Studenten ein Recht verwehrt. Ich meine, auch deswegen sollten wir etwas Aktivität zeigen. Herr Bundesminister Einem wird das sicherlich von Ihnen erfahren, Frau Kollegin Hostasch, und es wäre gut, wenn er die betroffenen Studentinnen und Studenten doch unterstützte! (Beifall beim Liberalen Forum.)

23.52

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. – Bitte.

23.52

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Wenn man der Enquete zum Thema Qualitätssicherung beigewohnt und versucht hat, einen Schluß daraus zu ziehen, dann kommt man zu folgendem Schluß: Es gibt nicht viele Berufsgruppen, an welche die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt, wie sie das gegenüber dem modernen Hochschullehrer und der Hochschullehrerin tut.

Die Universitätslehrerin soll an einer Massenuniversität auf möglichst jede einzelne Studentin hochschuldidaktisch differenziert eingehen, dabei effizient, kostensparend, steuerschonend, aber unter Einsatz aller modernen, gratis angeschafften Hilfsmittel agieren. Sie soll zum selbständigen Lernen und Forschen motivieren, dabei darauf Rücksicht nehmen, daß Anwesen


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