Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 171. Sitzung / 48

Wie schauen denn diese Job-Coachings aus? – Sechs Wochen dauern sie, und auf Langzeitarbeitslose hin sind sie orientiert. Da sage ich einmal: zwei Vorgaben, gut.

Aber was passiert innerhalb der sechs Wochen? – Innerhalb dieser sechs Wochen finden acht Schulungseinheiten statt. In der ersten Woche drei, und ab der zweiten Woche bis zur sechsten Woche je eine Schulungseinheit, ein Schulungstag mit maximal sieben Stunden. – Also, da muß ich Ihnen sagen, da ich mit diesem Bereich auch sonst etwas zu tun habe: Sehr strukturiert, sehr kompakt und wirkungsvoll ist diese Schulungsmethode nicht!

Wenn man dann auch noch weiß, daß die einzelnen Stellen des AMS quasi auf Teufel komm raus rekrutieren müssen, damit sie diese Kurse voll bekommen, und mangels Zeit und Datenlage überhaupt nicht auf die individuelle Situation der zu Schulenden eingehen können, dann ist man ein weiteres Mal verdrossen! Und wenn man sich dann noch bewußt macht, daß die Schulungsdauer eigentlich hauptsächlich deswegen sechs Wochen beträgt, weil ein Langzeitarbeitsloser, wenn man ihn sechs Wochen in eine Maßnahme nimmt, seine statistische Qualität ändert – dann verändert er die Arbeitslosenstatistik nämlich strukturell und mengenmäßig! –, dann gehen einem die Augen auf.

Diese acht Tage werden praktisch auf sechs Wochen aufgeteilt, damit sich die Maßnahme auf der statistischen Ebene auswirkt. Und was auf der Schulungsebene dabei herauskommt, ist inzwischen völlig gleichgültig. Aber gehen Sie einmal zum Esteplatz und in die Pasettistraße! Schauen Sie sich einmal an, was dort im Bereich der Rekrutierung dieser Leute für ein verzweifeltes Chaos herrscht!

Es bleibt also übrig, was wahrnehmbar ist: die Fernsehwerbung, die bezahlten Werbeeinschaltungen in den Zeitungen und die BK-Spots des Herrn Bundeskanzlers – und das ist einfach zuwenig.

Daher kann ich nur sagen: Die Zahlen, die Sie genannt haben – die plus 100 000, Frau Bundesminister –, haben wir ja lange vor dem NAP durch eine Wifo-Studie kennengelernt. Das ist ja keineswegs ein Ergebnis des NAP, sondern der NAP hat sich auf diese Welle wie ein Wellenreiter draufgesetzt! Das Wifo hat prognostiziert: plus 100 000 an Beschäftigung. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Sie haben vermutlich gedacht: Das ist gut! Das schreiben wir jetzt in unser Programm hinein. Wir haben eine gute Chance, daß wir das erreichen werden. Denn wenn schon aus der Konjunktur heraus plus 100 000 Beschäftigte zu erwarten sind, umso leichter wird es sein, nachher zu behaupten, daß das über den NAP geschehen ist. – Aber das ist schlecht! Sie müßten die 100 000 der Konjunktur noch steigern, um wirklich zu zeigen, daß Sie etwas bewirken wollen!

Daher meine ich, es darf nicht in Vergessenheit geraten, daß die plus 100 000 Beschäftigten, die Sie uns über den NAP ankündigen und versprechen, nur ein Ergebnis der Konjunktur sind. Daher kann ich nur sagen: Gott gebe, daß die Konjunktur im Jahr 2000 oder im Jahr 2001 nicht in die Knie geht! Dann ginge nämlich Ihr NAP, der wie eine Schaumkrone auf der Konjunktur draufsitzt, mit in die Knie, und dann hätten Sie einen hohen Erklärungsbedarf. Vor allem würden die Betroffenen Ihnen das nicht zu danken wissen!

Frau Kollegin Reitsamer hat sich in ihren Ausführungen dankenswerterweise kurz mit den älteren Menschen, die arbeitslos sind, beschäftigt. In diesem Bereich haben wir eine Zunahme der Arbeitslosigkeit von plus 30 Prozent! Ich betone: plus 30 Prozent in der Altersarbeitslosigkeit, eingebettet in die sonstigen Effekte. Im Hinblick auf die Gesamtstatistik könnte man sagen, wenn man zynisch wäre: Schade! Aber auf der menschlichen Ebene muß ich sagen: Das ist eine Katastrophe!

Diesbezüglich enthält der NAP aber nichts Nennenswertes. Das muß ich betonen, darauf lege ich allergrößten Wert.

Wenn Sie, Herr Bundesminister Farnleitner, die Beschäftigtenzahlen und die Selbständigenquoten genannt haben, so muß ich sagen: Wie Sie hier vergleichbare Volkswirtschaften verglei


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