Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 171. Sitzung / 174

nicht nur als Initialzündungen gesehen werden darf, denn derart gravierende Unterschiede in der Aufteilung auf die Länder können Fehlzündungen bei den Künstlern und bei der Bevölkerung verursachen, wirken eher diskriminierend und haben alles andere als den Charakter einer sozialen Intervention. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir sollten daher diese Entwicklung in den nächsten Jahren genau beobachten. Der Kunstbericht 1997 setzt dazu den ersten Schritt, und zumindest das ist sehr zu begrüßen, ebenso wie die Architekturkooperation mit den ÖBB. Diese ist sicher sehr löblich, schon Kaiser Franz Joseph hat dies gefördert, allerdings ist es nach wie vor die Bahn selbst mit ihren Abfahrts- und Ankunftszeiten sowie den Tarifen, die die Menschen zum Bahnfahren motiviert, denn in erster Linie ist der ökonomische Aspekt sehr wichtig und daher nicht ganz zu vernachlässigen.

Auch zum großen Budgetbrocken für die Filmförderung ist Ihnen zweifelsohne zu gratulieren.

Kunstkritik unterliegt auch immer wieder einer gewissen subjektiven Sichtweise. Frau Abgeordnete Höbinger-Lehrer, was den Greißler im vierten Bezirk betrifft, war das aus meiner Sicht ein starkes und gelungenes Projekt.

Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sie reden doch allerorts von Dezentralisierung. Für den Bund besteht gerade in diesem Bereich, und zwar was die Länder betrifft, Handlungsbedarf. Handeln Sie, wenn es geht, noch vor der Wahl! – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

19.48

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters ist Herr Abgeordneter Reheis zu Wort gemeldet. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abgeordneter.

19.48

Abgeordneter Gerhard Reheis (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! In meinem überhaupt ersten Debattenbeitrag in diesem Hohen Haus als Mitglied dieses Hauses geht es um den Kunstbericht 1997, also um ein äußerst gelungenes Werk, das uns einen breiten Überblick über die Kunstförderung in Österreich und einen Vergleich mit der Kunstförderung in Europa ermöglicht. Übersichtlich und detailliert gestaltet erfahren wir durch ihn etwas über die Fülle von Förderungen und all das, was in Österreich in großer Vielfalt kulturell geleistet wird. Dafür möchte ich auch von meiner Seite aus den Verfassern dieses Berichtes Dank und ein Kompliment aussprechen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Während Frau Abgeordnete Höbinger-Lehrer gesprochen hat, ist mir folgendes Zitat eingefallen: Kunst muß uns auch das Geld wert sein, das wir dafür ausgeben, denn das dokumentiert die Toleranz und die Freiheit der Kultur! – Zitatende. Dafür stehe ich ein! (Beifall bei der SPÖ.)

Trotzdem, Hohes Haus, findet sich in der Fülle der detaillierten Förderquellen eine meiner Ansicht nach für die Zukunftsentwicklung der Kulturarbeit sehr wichtige Gruppe in nur äußerst bescheidenem Rahmen gefördert wieder, nämlich die Jugend. Der gesamte Bereich der Jugendkulturarbeit hat für die Jugendkultur und Jugendkulturinitiativen eine sehr magere Ausbeute aus den Fördertöpfen lukriert.

Da ich einige derartige junge Initiativen und deren finanzielle Probleme kenne, ergeben sich für mich daraus einige Fragen: Was könnten die Probleme der jugendlichen Kulturmacher sein, wenn es darum geht, zu mehr Förderungen zu kommen? Wird ihnen der Zugang zu den Fördertöpfen erschwert oder erst gar nicht ermöglicht? Hemmen noch immer Vorurteile gegenüber jugendkulturellen Entwicklungen die Entscheidungsträger in der Gemeinde-, Landes- und Bundespolitik bei der notwendigen Öffnung des Zugangs zu finanziellen Unterstützungen? Wird durch entsprechende Einschränkungen, Auflagen oder Verbote die Aktionsfähigkeit der Jugendkulturarbeit gebremst? Oder wird in einigen Bereichen gar Anpassung und Wohlverhalten der Jugend als Grundvoraussetzung für die Förderung kultureller Aktivitäten gefordert? – Ich hoffe nicht. Jugendkulturpolitik muß Experimente zulassen und muß auch bereit sein, Risiken einzugehen. Es erscheint mir daher notwendig, diesem Erfordernis auch durch entsprechende Förderungen im jugendkulturellen Bereich gerecht zu werden.


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