Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 175. Sitzung / 128

finanzielle Unterstützung. Daß auch die Rahmenbedingungen stimmen sollen, ist ja ohnehin klar! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Viele Frauen und viele Familien könnten ihre Position entscheidend verbessern, wenn sie über einen Kinderbetreuungsscheck in der Höhe von 5 700 S verfügen könnten. Aber Sie lassen sich, um diesen Kinderbetreuungsscheck nur möglichst weit wegzuschieben, alle möglichen Absurditäten einfallen, und zwar ganz besonders Sie von der sozialistischen Seite. Ich möchte Sie konfrontieren ... (Zwischenruf der Abg. Dr. Mertel.) – Sie können dann Stellung nehmen, ich bin schon sehr neugierig darauf.

Frau Buder sagte hier, die Frauen würden, gäbe es den Kinderbetreuungsscheck, auf Berufstätigkeit und Selbständigkeit verzichten. Dieses Taschengeld würde nur eine unaufholbare Benachteiligung bedeuten, denn die Zukunftsvorstellung der jungen Frauen sei, Beruf und Familie vereinbaren zu können.

Andere sagen wieder, das ist ein Zurück-an-den-Herd-Rufen. Der Herr Bundeskanzler versteigt sich sogar zu der Aussage, ein Kinderbetreuungsscheck wäre ein Verführungsinstrument für Frauen, um sie aus dem Arbeitsmarkt zu drängen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich sehe wirklich ein und stehe dazu, daß Frauen berufstätig sein sollen und daß man selbstverständlich auch Beruf und Tätigkeit in der Familie verbinden können muß. Aber Sie wissen doch genausogut wie ich, daß nicht alle Frauen berufstätig sein wollen, und daß es außerdem das Bestreben vieler Frauen ist, zumindest die ersten Jahre bei ihrem Kind zu sein. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Jene Frauen, die kleine Kinder haben und trotzdem arbeiten wollen, müssen über einen halbwegs passablen Job verfügen, denn Sie können mir nicht erzählen, daß die Frauen, die an irgendeiner Supermarktkassa sitzen und im Monat 8 000 S oder 9 000 S bekommen, oder die Frauen, die Fließbandarbeit leisten, den Beruf mit der Familie vereinbaren wollen. Das stimmt ganz einfach nicht, weil es nicht erstrebenswert ist, um 9 000 S arbeiten zu gehen und sich abzustrudeln, damit man daheim dann auch noch den Haushalt und die Kinderbetreuung machen kann.

Verschließen Sie doch nicht immer die Augen vor der Realität, sondern schauen Sie doch einmal, wie es in der Praxis wirklich ausschaut! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Und was das Argument angeht, man wolle durch den Kinderbetreuungsscheck Abhängigkeit schaffen: Gerade wenn man den Frauen 5 700 S gäbe, würde man ihre Unabhängigkeit fördern, und das ist es ja, was die Frauen wollen.

Die Sozialministerin sagt, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei für Frauen eine Grundvoraussetzung für stabile und erfolgreiche Berufskarrieren. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Frau Minister lebt offensichtlich in einer Scheinwelt, denn sie tut so, als ob Berufskarrieren allen Frauen offenstünden. Sie vergißt ganz einfach, daß sehr viele Frauen, insbesondere im ländlichen Bereich, überhaupt keine Chance auf eine Berufskarriere haben. Wir haben gerade gehört, daß die Arbeitslosigkeit ungeheuer groß ist.

Schauen Sie sich doch bitte einmal Ihren Bericht über den Gleichbehandlungsausschuß an! Schauen Sie sich doch einmal an, wo die Karrieren der Frauen sind, dann sehen Sie, daß es selbst im öffentlichen Bereich kaum Frauen gibt, die als Gruppenleiterinnen, als Ministerialrätinnen tätig sind. Die Frauen sind in den unteren Beschäftigungsgruppen vertreten, aber nicht in den oberen.

73 Prozent aller geringfügig Beschäftigten, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind Frauen. Diese Frauen drängen nicht in den Beruf, sondern machen aus der Not eine Tugend und gehen arbeiten, weil sie auf die paar tausend Schilling angewiesen sind. Und nicht einmal die wollen Sie ihnen vergönnen, sondern Sie stellen sich gegen den Kinderbetreuungsscheck! (Lebhafter Beifall bei den Freiheitlichen.)


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