Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 175. Sitzung / 200

Es wird aber doch etwas passieren: Wenn sich diese Menge von 30 000 Autos, die bisher an starken Samstagen durch den Tauerntunnel gefahren ist – der Tauerntunnel hatte in den letzten drei Jahren 90 Stunden Stau, und das war immer an Samstagen –, vom Brenner bis zur Pyhrn Autobahn auf alle möglichen Ausweichrouten verlagert, ohne daß wir etwas tun, Herr Bundesminister, dann haben wir einen Stau, der für die gesamte Republik 24 Stunden lang dauert! Nicht nur Touristen können dann die Alpen nicht überqueren, sondern auch der Wirtschaftsverkehr steht still, Menschen, die beruflich unterwegs sind, und so weiter und so fort werden da drinnen stehen.

Ich glaube daher, es bedarf jetzt einer über alle Parteien greifenden wirklichen Anstrengung, um eine Antwort auf die Frage zu finden: Wie können wir aus dieser wirklichen Bedrohung – und ich halte es für ein Bedrohungsszenario – eine Chance machen, indem wir die Bahn einsetzen?

Die Lösung mit Pöckstein wird nicht genügen. Wenn dort 3 000 PKW am Tag im 24-Stunden-Rhythmus gefahren werden, dann ist das alles, was drinnen ist. Ich glaube, wir müssen den Weg gehen, festzustellen, was wir von München bis Villach und von Salzburg bis Villach an Autoreisezügen aktivieren können. Was läßt sich jetzt in den vier Wochen bis zum 10. Juli – das ist der Samstag des ersten Reisewochenendes – vorbereiten?

Welche Aktionen können wir starten, nicht um unseren Gästen den Urlaub zu vermiesen, sondern um eine Antwort auf die Frage zu finden: Wie kommen wir von diesem Samstag weg? – Das kann eine Chance sein, aber heute kleben wir alle noch am Samstag. Da gibt es immer diese Frage wie bei der Henne und dem Ei – Sie wissen schon –: Sind es die Kunden, die für Samstag buchen, oder sind es die Hoteliers, die immer am Samstag vermieten? – Ich will das jetzt gar nicht untersuchen.

Ich glaube, wir müssen bei den Verkehrsfunksystemen, in der Information viel mehr tun. Es ist ohne Zweifel gut gemeint, wenn der Landeshauptmann von Kärnten nach München fährt und sagt, es wird alles nicht so schlimm sein. Das ist nach außen ein ganz guter PR-Effekt, nur: Es wird furchtbar sein, und es gibt nicht nur den 10. Juli, sondern es gibt auch noch den 17. Juli, den 24. Juli und so weiter – all die Samstage bis Mitte beziehungsweise Ende August.

Ich meine, wir müssen versuchen, auch wenn es nicht um große Mengen geht, an Optimierungen zu denken. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir Kurswägen an die Züge anhängen können, die heute Villach als Hauptumschlagspunkt meistens nur mit Umsteigen erreichen. Wir werden aber sicherlich auch in der Tourismuswirtschaft selbst unseren Kunden kostenlose Abholung vom Flughafen und Bahnhof anzubieten haben, und wir werden uns überlegen, wie wir einen Mautersatz anbieten können.

Herr Bundesminister! Ich bitte Sie, meinen Beitrag als einen Appell zu verstehen! Ich sehe den 10. Juli auf uns zukommen, und ich glaube, wenn ich von meinem Informationsstand ausgehe, nicht, daß bis jetzt das Menschenmögliche getan wurde. – Danke. (Beifall beim Liberalen Forum und bei der ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Aber recht hat er! Du bekommst einen Applaus!)

20.12

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ellmauer. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

20.13

Abgeordneter Matthias Ellmauer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ganz kurz zu Frau Moser: Frau Moser, ich glaube, Sie wissen doch sicher auch, daß die Voraussetzung jeder prosperierenden Wirtschaft eine intakte, gut ausgebaute Infrastruktur ist (Abg. Mag. Kukacka: Das weiß sie nicht!) und daß das Nichtvorhandensein einer solchen mit ein Grund dafür war, daß die COMECON-Staaten zusammengebrochen sind. Möchten Sie mit Ihrer Politik die österreichischen Betriebe aus Österreich vertreiben und Hunderttausende Arbeitslose produzieren? – Ich glaube, das wollen Sie doch auch nicht. Schwören Sie daher der Theorie von Professor Knoflacher "Straßen bauen heißt Verkehr säen", ab, denn sie wird immer eine Utopie bleiben! (Beifall bei der ÖVP.)


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