Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 176. Sitzung / 48

Ich möchte dabei insbesondere auf Herrn Abgeordneten Wabl replizieren, der gemeint hat, wir seien etwas sorglos, was den Umgang mit Antibiotika in der Landwirtschaft angeht. – Das stimmt nicht, Herr Abgeordneter Wabl! In jenem Antrag, den die Liberalen eingebracht haben und den auch Sie mit unterstützen, geht es nicht nur darum, Herr Abgeordneter, daß etwa im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion generell keine Antibiotika eingesetzt werden sollen. Wir teilen die Auffassung, daß sie dem Futtermittel nicht beigesetzt werden sollen, halten es aber für wichtig, daß nicht nur das Futter von Haustieren davon ausgenommen wird, denn es gibt auch Zuchttiere, die letztlich nicht für den Verzehr bestimmt sind, und bei denen es doch falsch wäre, keine Antibiotika einzusetzen. Wir teilen also die Auffassung, daß, wenn es um die Massenproduktion geht, Antibiotika der falsche Weg sind, und zwar sowohl im Futtermittelzusatz als auch sonst. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Wir sind überhaupt der Meinung, daß Massentierhaltung – ich erinnere daran, daß es hier im Hause einen Antrag gegeben hat betreffend Abschaffung der Käfighaltung von Hühnern – der falsche Weg ist!

Meine Damen und Herren! Daher muß man zu dem, was jetzt im Zusammenhang mit dem Dioxinskandal betreffend Belgien und die erhöhten Dioxinwerte, die es in Österreich gegeben hat, gesagt worden ist, klarstellen, daß diese gefährlichen Dioxin-Dosen insbesondere ein Produkt der Chlorchemie sind. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daß jener Weg, den man in Österreich, aber auch europaweit beschritten hat und bei dem es immer wieder zu völlig unvollständigen Verbrennungen kommt, zur Produktion von Dioxin führt.

Dieser Immission kann sich letztlich niemand entziehen! Ich erinnere daran, daß es in den siebziger und achtziger Jahren sogar in der Muttermilch gesundheitsschädliche Konzentrationen von Dioxin gegeben hat. All das hat man durch vermehrte Bewußtseinsbildung und bestimmte Maßnahmen in den Griff bekommen, zeigt jedoch, daß die Dioxin-Problematik nicht neu ist und nicht das erste Mal auftritt. Auffallend ist, daß sie, wenn sie heute auftritt, insbesondere Lebensmittel betrifft und da dann ganz besonders große Ausmaße erreicht. Das zentrale Problem dabei ist, meine Damen und Herren, daß die Landwirtschaft mittlerweile in einer industriell vernetzten Form betrieben wird, die es schwierig macht, einen Fehler, wenn er einmal irgendwo passiert ist, rechtzeitig einzudämmen.

Das ist die eigentliche Herausforderung, die wir in diesem Zusammenhang sehen. Denn bereits im März 1998 hat es in Milchprodukten in Nordfrankreich hohe Dioxin-Konzentrationen gegeben. Im Mai 1998 sind ebenfalls in Frankreich in bezug auf Fleisch besondere Probleme aufgetreten. Neuerdings gibt es den Skandal in Belgien, aber auch erhöhte Dioxinwerte in Österreich. Wenn man sich vor Augen führt, daß etwa die Bestandteile der Sojabohne in rund 30 000 Produkten enthalten sind, wird einem klar, daß, wann immer solche industriell vernetzten Vorgänge auch im Bereich der Landwirtschaft eingeführt werden, besondere Probleme auftreten können und besondere Herausforderungen an die Kontrolle gestellt werden müssen.

In Belgien war es so, daß zwar diese erhöhten Dioxinwerte nur in einer einzigen Futtermittelfabrik aufgetreten sind, davon aber 1 570 Hühnerfarmen sowie auch etliche Rinder- und Schweinezuchtbetriebe betroffen waren. Und das zeigt, daß es in diesem Bereich zu wenig Kontrolle gibt.

Daher, meine Damen und Herren, haben wir Liberalen klargelegt, daß wir selbstverständlich für eine faire Preisbildung im Bereich der landwirtschaftlichen Produkte sind, denn nur dadurch wird gewährleistet, daß mit anderen Methoden als Massentierhaltung gute Qualität erzielt werden kann. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Wir halten es für notwendig, daß es eine klare, und zwar klar ersichtliche und verständliche Kennzeichnung von Lebensmitteln geben muß. Es bedarf weiters eines einheitlichen Kontrollsystems, dessen Ergebnisse aber auch kontinuierlich veröffentlicht werden, da man sich sonst keine Meinung bilden und seine Kaufentscheidungen nicht anders gestalten kann.

Außerdem, meine Damen und Herren, brauchen wir besondere Grenzwerte, die sich auch an der Hintergrundbelastung, die es gerade hinsichtlich des Dioxins gibt, orientieren. Daher ergeht


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