Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 178. Sitzung / 70

gischen Akademien aufnehmen. In der Lehreraus- und -weiterbildung wird das bereits berücksichtigt.

Es wurde auch eine Studie über die Bildungsmotivation von Mädchen gemacht. Daß gerade im Bildungsbereich Mädchen einen Aufholprozeß hinter sich haben, zeigt sich an der Zahl der Absolventen und Absolventinnen. 1970 betrug der Anteil der Mädchen an den Maturanten 34 Prozent, 1998 waren es 55 Prozent. 1970 betrug der Anteil der Studentinnen an der Studentenschaft 39 Prozent, jetzt sind es schon 53 Prozent. Wir sehen also: Es ist ein enormer Aufholprozeß im Gange. Die Bildungschancen für Mädchen sind größer denn je. Wir müssen noch mehr dazu beitragen, daß Mädchen in ungewöhnliche Berufe gehen, daß Mädchen auch technische Berufe ergreifen, daß sich Mädchen verstärkt in den Naturwissenschaften ausbilden lassen. Wir haben deshalb diese Schwerpunktarbeit ebenfalls begonnen.

Meine Damen und Herren! Es wird immer wieder gesagt, daß wir in der Sprache eine geschlechtsneutrale Formulierung brauchen. Es ist für mich relativ schwierig, wenn ich statt "man" nicht "frau", sondern "mensch" schreiben soll. Das kommt mir in manchen Bereichen schon ein bißchen komisch vor. Ich würde einmal einen anderen Vorschlag machen: So viele Jahrzehnte lang ist immer die männliche Form genommen worden, und alle Frauen haben sich mit betroffen gefühlt. Ich schlage vor, daß wir in Zukunft einmal eine Zeitlang die weibliche Form verwenden und sich alle Männer mit betroffen fühlen. Dann schaut es in den verschiedenen Texten einfacher aus. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ sowie des Liberalen Forums.)

Meine Damen und Herren! Ich meine, daß noch viele Maßnahmen wirklich notwendig sind. Wir brauchen die verbindliche Quotenregelung in verschiedenen Bereichen, Frauen, die Netzwerke bilden, wir brauchen aber auch die Verantwortung gegenüber den Kindern. Ich verstehe es eigentlich nicht, warum in einem Parlament Kinder gegen Frauen, Frauen gegen Männer, Frauen gegen Familien ausgespielt werden. Ich meine, wir sollten die Gesamtheit des Lebens sehen und nicht ständig das eine gegen das andere ausspielen, denn ich glaube, daß Frauenpolitik auch Familienpolitik ist. Das kann man nicht voneinander trennen. (Beifall bei der SPÖ.)

Was ganz sicher noch geschehen muß: vieles in den Köpfen mancher Männer. Weil auch manche da heraußen meinten, gerade in den anderen Parteien seien die Machos zu finden: Ich glaube, es sind überall welche zu finden. Ich meine, es muß sich in der Einstellung der Männer noch manches ändern. Viele Frauen haben sich emanzipiert, aber Männer sind in den alten Verhaltensformen steckengeblieben, und da müssen sie raus. Sogar Professor Zulehner sagt: Wir brauchen den neuen Mann! – nämlich den Mann, der sich in die Familie hineinemanzipiert, den Mann, der auch seine Kinder aufwachsen sehen möchte.

Meine Damen und Herren! Als Frau möchte ich mir von niemandem eine Rolle vorschreiben lassen. Ich möchte aber die Verantwortung, die ich übernehme, wenn ich eine Familie gründe, wenn ich Kinder bekomme, auch tragen können. Aufgabe der Gesellschaft ist es, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, damit diese Verantwortung getragen werden kann. Aufgabe der Gesellschaft ist es auch, Familien zu unterstützen, und Aufgabe der Gesellschaft ist es, Wahlmöglichkeiten zu schaffen und keine verbindlichen Rollen vorzuschreiben. (Beifall bei der ÖVP.)

Deshalb muß das Modell der Zukunft, das Modell des 21. Jahrhunderts meiner Meinung nach eine echte Partnerschaft zwischen Mann und Frau sein! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

18.01

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Sophie Bauer. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

18.01

Abgeordnete Sophie Bauer (SPÖ): Herr Präsident! Werte Bundesministerinnen! Herr Staatssekretär! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Zur Dringlichen Anfrage betreffend das Frauen-Volksbegehren kann ich all das, was von meinen Kolleginnen heute bereits sehr deutlich


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