Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 178. Sitzung / 97

traggebern eingehalten werden! Das spricht für sich. (Beifall beim Liberalen Forum und bei den Grünen.)

19.55

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Öllinger. – Bitte, Herr Abgeordneter.

19.55

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Hohes Haus! Es wäre jetzt natürlich verlockend, zum Thema "Euroteam" weiterzureden. Aber ich fürchte, die 5 Minuten werden uns nicht viel weiterbringen; das wäre etwas zu knapp. Darum möchte ich, zumindest zu Beginn, auch etwas zum Thema sagen, denn das Anliegen, das die Freiheitlichen mit ihrem Antrag vortragen, steht eigentlich auch zur Debatte.

Es ist noch nicht viel erörtert worden, und ich muß sagen, daß in diesem Antrag des Kollegen Prinzhorn – den es jetzt in diesem Hause nicht mehr gibt – Punkte enthalten sind, die auch wir unterstützen könnten, etwa, wenn darin von der Schaffung von sogenannten Flächenberufen gesprochen wird. Kollege Peter weiß das vermutlich, denn er kennt diese Arbeit im Ausschuß schon lange. Er wird mir wahrscheinlich auch sagen können, daß die Schaffung von Flächenberufen – die da als sogenannte Flächenberufe stehen – schon seit 10, 15 oder wahrscheinlich 20 Jahren auf dem Programm steht. Aber immer dann, wenn es darum geht, dies etwas zu verdichten, verliert sich die Fläche wieder in einer unendlichen Weite.

Das ist auch das Problem, das wir mit dem haben, was unter dem Titel "Lehrlingsoffensive" passiert ist. Davon ist einiges schon erwähnt worden. Man kann über die Lehrlingsoffensive sehr viel sagen, aber meiner Ansicht nach sollte man sie nicht mit "Euroteam" vermengen. Das Problem mit der Lehrlingsoffensive ist, daß sie fast genauso danebenliegt wie "Euroteam".

Zur Lehrlingsoffensive als solcher möchte ich weiters sagen: Einer der großen Fehler, die bei der Lehrlingsoffensive gemacht wurden – und es hat viele Fehler gegeben, Herr Kollege Koppler –, war ganz sicher der, daß man genau diesen Weg nicht weiter verfolgt hat und nicht in Richtung Flächenberufe gegangen ist, sondern eine Reihe von Berufsbildern gezimmert hat, die möglichst eng und klein sein sollen, weil es ja nicht darum gegangen ist, damit tatsächlich Lehrberufe und Befähigungen für die Berufswelt von morgen zu schaffen, sondern weil es darum gegangen ist, aus Jugendlichen unter dem Gewand von Lehrlingen billige Arbeitskräfte zu zimmern. Das war eines der Themen, und einige der Berufe wie der Systemgastronom, der Sportartikelverkäufer und so weiter – der heißt im Lehrberuf ja anders – deuten unmißverständlich darauf hin.

Meine Damen und Herren! Würden Sie die Sache ernst nehmen, dann müßten Sie sich die Frage stellen, ob wir mit der Berufsschulzeit, die wir haben – mit dem einen Berufsschultag an den Berufsschulen  –, noch das Auslangen finden und ob mit einem Berufsschultag ausreichende Qualifizierungen erzielt werden können, mit ein bißchen Englisch – und sonst fast gar nichts mehr. Diese Fragen müßten Sie sich stellen lassen.

Teilweise werden diese Fragen im Antrag des Kollegen Prinzhorn angesprochen, und teilweise werden sie dort völlig verkehrt beantwortet, etwa wenn er noch einmal das Lied von den "armen" Unternehmen, die es sich nicht leisten können, Lehrlinge zu beschäftigen, ganz hochhält. – Ich lese Ihnen die Zahlen darüber vor, was allein durch Maßnahmen im Bereich der Lehrlingsoffensive, teilweise völlig daneben, in die Betriebe investiert wurde.

Das beste Beispiel dafür war eine Graphik, die im Unterausschuß dargestellt wurde. In den Jahren bis 1997 haben die Unternehmen in der Regel in den Monaten August und September ihre Lehrstellen angeboten; daraus ergibt sich dort eine Spitze bei den Angeboten der Lehrstellen. So war es jedes Jahr, nur im Jahr 1997 war es anders: Damals boten die Unternehmen erst im September und Oktober an. Das hatte wirklich nichts mit Herrn Stuhlpfarrer, mit "Euroteam" oder mit der Hotline zu tun – das ist für diese Maßnahme auch zu spät gekommen –, aber es hatte sehr viel mit den Angeboten zu tun, die der Staat und die das AMS in diesen Zeiträumen machten.


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