Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 13. Sitzung / Seite 120

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bist du gewesen. Wahrscheinlich ist es wirklich so gewesen. Aber du hast es dann überzeugend vorgetragen.

Verstärkt durch den Eindruck, den die Rede des Abgeordneten Cap hervorgerufen hat, kann man, glaube ich, schon jetzt nach wenigen Wochen feststellen: Die Sozialdemokratie hält die Rolle der Opposition einfach nicht aus. Man muss in der Demokratie in der Lage sein, sich an die Situation anzupassen, in die man befördert wird. Man muss sich nicht darüber freuen. Ich weiß nicht, wer es war, war es Karl Marx oder Lenin – das sage ich aber jetzt nicht polemisch in diese Richtung –, der gesagt hat: Das Sein bestimmt das Bewusstsein! Wen man heute in die Rolle der Opposition kommt, wenn man das Sein der Opposition hat, muss man auch danach trachten, das entsprechende Bewusstsein zu gewinnen. Es nützt nichts, wenn man herumschlägt wie ein Ertrinkender und sich bemüht, mit der Faust oder, wenn das nicht geht, mit der flachen Hand noch möglichst alle mit zu erwischen und jedem noch die Nase blutig zu hauen, bevor man endgültig untergeht. Das wird es auf die Dauer nicht bringen.

Wenn Sie jetzt bei der verbrannten Erde sind – den Eindruck habe ich –, dann darf ich sagen: Ich fürchte mich, was da noch kommen wird. Und ein bisschen bin ich da bei Frau Bundesministerin Ferrero-Waldner, die in ihrer "Pressestunde" am Sonntag – und das muss ich als Angehöriger einer anderen Partei als der Österreichischen Volkspartei sagen – ganz hervorragend war. Sie hat keinen Wunsch offen gelassen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.) Ich bin ganz weg gewesen, was in dieser Frau als Ressortchefin offensichtlich steckt, was als Staatssekretärin naturgemäß nicht ganz zum Ausdruck kommen konnte. Ich wünsche mir immer wieder Auftritte dieser hervorragenden Vertreterin Österreichs vor möglichst großem Publikum im In- und im Ausland, meine Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Dr. Khol: Bravo!)

Ich glaube, dass die linke Seite dieses Hauses ein altes Wiener Wort vergessen hat oder nicht nachvollziehen wollte. Es war ein warnendes Wort und hat gelautet: Es san scho Hausherren g’storb’n! Wenn man natürlich Jahrzehnte in der Regierung sitzt und glaubt, es muss immer so weitergehen und passieren kann immer nur das, was man sich selbst so vorstellt, und man braucht nur von allen Seiten in diese Führungsbereiche hineinzudrängen, dann wird man ganz von selbst etwas, und wenn das dann plötzlich zu Ende ist, dann ist natürlich die kalte Brause eine nachhaltig spürbare. Aber bitte lassen Sie es die Republik nicht allzu deutlich wahrnehmen, dass Sie von der SPÖ mit der Oppositionsrolle nicht fertig werden. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Wie hat die Frau Bundesministerin am Sonntag so treffend zu dem Redakteur Hoffmann-Ostenhof gesagt: Man gewinnt ja fast den Eindruck, dass Sie sich darüber freuen würden, wenn es große Schwierigkeiten für Österreich gäbe. Und genau das trifft auf die meisten von Ihnen zu! Nicht auf alle – Gott bewahre! Viele verhalten sich korrekt, ruhig und abwartend, aber der eine oder andere, der das halt gar nicht bewältigen kann, flippt da völlig aus.

Ich habe mir einen Artikel aus der Zeit um die Nationalratswahl herausgeschnitten, etwas vorher oder etwas nachher. Da hat Hoffmann-Ostenhof entweder in der "Washington Post" oder in der "New York Times" – ich weiß es nicht mehr – ein Interview gegeben, in dem er schon erklärt hat, was für eine entsetzliche Partie von Nazis da heraufdämmere. Und jetzt geht er her und vergießt im Fernsehen und sonst wo Krokodilstränen darüber, dass Erfolge dieser seiner diskriminierenden Äußerungen heraufzudämmern scheinen. Aber er hat die richtige Antwort von Benita Ferrero-Waldner bekommen. Das ist die richtige Antwort darauf gewesen! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Auf viele Fragen, die du, Karl Schlögl, an den Bundeskanzler stellst, kann man nur sagen: Frag doch lieber den designierten Chef deiner Partei, Alfred Gusenbauer, denn er hat ja den direkten Zugang zum inneren Kreis der Dinge. Man muss sich doch in Erinnerung rufen, dass der Portugiese Guterres immerhin noch eine Funktion hat: Er ist Vorsitzender der Sozialistischen Internationale, und ein Stellvertreter dieses Vorsitzenden ist Alfred Gusenbauer. (Aha!-Rufe bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Fischl: Herr "Gruselbauer"!) Auch das muss man wissen! Das ist ja schon eine schöne Schiene. Jetzt möchte ich gar nicht unterstellen, dass man


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