Nun zur Frage 6: Welche Erlöse erwarten Sie aus den Privatisierungen?
Zunächst einmal muss ich sagen, dass man jetzt schwer alle Erlöse prognostizieren kann, denn da werden sehr tief gehende Analysen und Bewertungen vorzunehmen sein. Aber ich erwarte schon, dass wir zumindest in dieser Legislaturperiode den gesamten aushaftenden Schuldenstand – das sind jetzt für ÖIAG plus ehemalige Post Schulden von etwa 80 Milliarden Schilling – auch wirklich wegbekommen. Wenn wir das schaffen, in Verbindung mit einer Art "Volksaktie", in Verbindung mit einer Werbung für eine Mitarbeiterbeteiligung, dann haben wir mehr für den Standort gemacht, als in den letzten zehn Jahren geschehen ist. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Die Frage 7 ist damit miterledigt.
Zur Frage 8: Wie wollen Sie künftig feindliche Übernahmen verhindern?
Darf ich offen sagen: Mich stört dieses Defensive, denn in Wahrheit ist Wirtschaft natürlich nie eine Einbahnstraße. Schauen Sie sich die lebendige österreichische Wirtschaft in den letzten paar Jahren doch an: Die AT, aus der Sie jetzt eigentlich fast einen Krisenfall gemacht haben, hat um 7,5 Milliarden Schilling Swedish Match gekauft. Die Wienerberger, auch die VOEST natürlich oder viele andere haben sich doch zu kleinen internationalen Multis entwickelt. Fürchten wir uns doch nicht ständig vor den feindlichen Übernehmern und vor den großen Ausländern, sondern vertrauen wir auf die Kraft unserer Betriebe und helfen wir ihnen dabei. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Natürlich hat die ÖIAG jede Chance, strategische Allianzen einzugehen. Das ist auch absolut sinnvoll. Warum soll sie nicht – so wie etwa bei der Austrian Airlines oder in der Bankenlandschaft, auch in der Frage der ATW – industriepolitisch geeignete Allianzen eingehen können? Aber bitte nicht unter politischem Druck und nicht durch die Verzögerung von Reformen!
Ich darf noch ein sehr ernstes Wort sagen: Was mich persönlich getroffen hat, war etwa, dass wir gerade im Telekombereich nicht jene Performance haben, die wir eigentlich haben sollten. Und wissen Sie, warum? Ich war dabei, ich war Zeitzeuge: weil der damalige Verstaatlichtenminister und Verkehrsminister – Sie wissen, wer es war –, sehr lange verhindert hat, dass man aufteilt und die einzelnen wettbewerbsfähigen Bereiche und Branchen der ehemaligen Post, die ein Ganzes war, an die Börse bringt und partnerfähig macht. Wir haben Jahre dadurch verloren. Wenn man bedenkt, wie die letzte Personalentscheidung vor 16, 18 Monaten verlaufen ist, die ja, wie ich höre, nicht ganz politikfrei verlaufen sein soll, wenn man bedenkt, dass jetzt praktisch der ganze Vorstand geht, dann, so meine ich, ist das nicht gerade ein Musterbeispiel für industriepolitische Erfolge oder für das Konzept, für das Sie gerade in Ihrer Rede eingestanden sind.
Seien wir doch ehrlich! Versuchen wir einen anderen Weg, einen moderneren Weg, wie er in vielen anderen Ländern bereits sehr erfolgreich gegangen wurde. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Zur Frage 9 hinsichtlich des stabilen Kern-Aktionärs.
Ich habe bereits gesagt, da gibt es einige Möglichkeiten: Pensionsfonds, Banken, strategische Allianzen; da könnte man sich vieles überlegen. Nicht haben möchte ich jedoch, dass das exklusiv immer der Staat oder öffentlich-rechtliche Körperschaften sein sollen. Da ist ein wenig mehr Phantasie gefordert. Wir haben auch bereits einige Studien in diesem Bereich in Auftrag gegeben. Ich bin überzeugt davon, dass uns da etwas gelingen wird, das durchaus spannend werden kann.
Zur Frage 10: Entpolitisierung.
Ich habe es bereits erwähnt: Wir werden eine völlige Neukonstruktion des Aufsichtsrates machen. Wir wollen Personalberater einschalten, die uns eine Liste erstklassig qualifizierter