Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 29. Sitzung / Seite 215

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ausschüttung für Forschung engagieren. Ich bitte beziehungsweise lade ein, dieses Engagement durchaus heute noch zu erneuern. Jedoch – in Bezug auf eine Einkommensquelle – so quasi das Fell schon zu verteilen, bevor der Bär noch geschlachtet ist, halten wir gewissermaßen für riskant, weil vielleicht gerade dadurch der Marktwert dieser Aktie geschwächt wird. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Dipl.-Ing. Schöggl. )

Lassen Sie mich an dieser Stelle auf ein paar wesentliche Punkte eingehen, die wir im Zusammenhang vor allem mit der diesbezüglichen Unterausschussdebatte in Zusammenarbeit mit den Experten festhalten konnten.

Der erste Punkt betrifft – und das ist wichtig, wichtiger, glaube ich, als es etwa Kollege Niederwieser und seine Kollegen im Klub nehmen – die Einrichtung des Rates für Forschung und Technologieentwicklung. Dieser Rat für Forschung und Technologieentwicklung soll die Regierung in der forschungspolitischen Schwerpunktsetzung beraten. Er soll auch helfen, eine forschungspolitische Strategie zu entwickeln und Monitoring-Vorschläge zu machen. Ich halte es für wichtig, dass dieser Rat schlank ausgestattet sein soll, nämlich mit in Summe acht Mitgliedern einschließlich des Vorsitzenden, dass dieser Rat einen schriftlichen Bericht abzugeben hat und dass er sparsam, aber mit der doch notwendigen Ausstattung, unter Berücksichtigung einer einzurichtenden Geschäftsstelle, arbeiten können soll.

Zweiter Punkt: Diese Beratungen, in die dieser Rat in sehr transparenter Weise eingehen soll, sollen auf der Basis eines differenzierten Evaluationsprogramms oder, besser gesagt, von Evaluationsprogrammen stattfinden. Diese Evaluationsprogramme sollen auf eine mittelfristig gesicherte Budgetierung oder Budgetplanung hinarbeiten. Dabei möchte ich, möchte das Parlament – und ich hoffe, sehr viele schließen sich dem an – ganz sicher die Regierung in der Erreichung des Zieles von 2,5 Prozent des BIP für Forschung unterstützen. Von diesem Ziel rücken wir nicht ab, auch wenn wir dem Antrag Niederwieser nicht beitreten. Dabei soll – vor der undifferenzierten Mittelausschüttung – auf die Qualität der Forschung und auf den gesellschaftlichen Nutzen, den Forschung bringen kann, Wert gelegt werden.

Dritter Punkt: Angestrebt werden soll auch eine bessere Kooperation universitärer und außeruniversitärer und wirtschaftsnaher Forschung sowie die Neuformulierung von lang- und kurzfristigen Forschungsprogrammen. Haben wir bisher – so wurden wir in dem Unterausschuss belehrt – von Grundlagenforschung und angewandter Forschung gesprochen, so müssen wir nunmehr umdenken und von mittelfristiger beziehungsweise langfristiger und kurzfristiger Forschung sprechen und auch im Hinblick auf deren Erfordernisse diesbezüglich denken.

Viertens: Forscher-, vor allem Forscherinnenkarrieren sollten zudem variantenreicher gestaltet sein. Die ÖVP, die sich dem Leitbild der selbstbestimmten Frau verpflichtet fühlt, hat die Anregungen von Frau Dr. Winiwarter gerne angenommen, eine bessere Au-pair-Regelung einzuführen und etwa die Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten besser zu berücksichtigen.

Fünfter Punkt – dieser ist mir sehr wichtig –: Damit – so will ich es umschreiben – die "Forschernachwuchskette" vor allem bei den Schülerinnen und Schülern nicht abreißt, muss es gelingen, bereits Kinder in jungen Jahren für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern. Ich zitiere in diesem Zusammenhang Peter Rosei, der im "Spektrum" vom 3. Juni von "Denkunlust, ja Gedankenangst" als "über Jahrhunderte eingelebte Seinsweisen" der Österreicher spricht: Diese sollten eigentlich vermieden werden.

Schließlich sechstens: Der Forschungsbericht 2000 macht sichtbar, dass die statistischen Grundlagen noch unzureichend sind und dass Österreich im Herzen eines Forschungsraums Europa zu neuen Anstrengungen angehalten ist, auch in der Herausforderung gegenüber den USA und Japan.

Meine Damen und Herren! Ich schließe mit Peter Rosei und wünsche mir mit ihm, dass mehr "Experimentierfreude, die Sehnsucht nach dem Neuen, Fremden, der Mut und der Wille zur Wahrheit" – "hierzulande kaum als Tugenden geschätzte Haltungen" – wieder verstärkt in unsere Schulen und Universitäten einziehen mögen, damit es der Forschung weiterhin gut und noch besser gehen möge. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

23.07


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