Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 34. Sitzung / Seite 132

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Ich möchte auch ganz kurz auf das Schlagwort "Vollrechtsfähigkeit" eingehen, das auch nicht tabuisiert werden sollte. Ich gebe zu bedenken und würde bitten, in die Überlegungen miteinzubeziehen, dass Vollrechtsfähigkeit unter restriktiven Budgetbedingungen zu Leistungsverträgen führen wird, die Studien, Studentinnen und Studenten in eine Richtung drängen werden: Man wird sich den Moden des Marktes, den Trends mehr öffnen. Sie müssen aber auch wissen, dass die Trends in der Wirtschaft über drei Jahre in die Zukunft hinaus letztlich nicht festzulegen sind. Das sagen alle ExpertInnen. Es muss durch den Staat, den ich schätze, sichergestellt werden, dass Studien, die Humanwissenschaften betreffen, die Kulturwissenschaften betreffen, die kritische Gesellschaftswissenschaften betreffen, weiterhin angeboten werden, auch wenn sich dafür kein Mäzen in Wirtschaft und Industrie finden sollte.

Ich möchte auch betonen, dass die Universitäten im Prinzip keine Angst vor den Privatuniversitäten haben. Wir fordern nur Fairness. Außerdem: Kein Konzern kann sich Privatuniversitäten leisten, die das zu bieten imstande sind, was unsere Universitäten derzeit bieten. Auch das muss einmal gesagt werden. (Beifall bei den Grünen.)

Eine Anmerkung auch zur Debatte betreffend Trimester. Das LIF wollte das einmal, heute wird das vom LIF dementiert. Es ist selbstverständlich auch nicht verboten, an Trimester zu denken. Aber überlegen Sie: Bislang müssen StudentInnen noch arbeiten, müssen praktizieren. Das ist bei einer Studieneinteilung in Trimestern schwieriger. Hochschullehrer müssen auch forschen und sollen forschen. Nur dann, wenn Universitäten zu reinen Ausbildungsstätten werden, zu reinen Hochschulen , und keine Bildungsstätten mehr sind, dann ist die Trimestergliederung ein möglicher – ich sage nicht: ein notwendiger – Weg dazu. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

17.34

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Zu Wort gemeldet ist als nächste Rednerin Frau Abgeordnete Dr. Sylvia Papházy. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

17.34

Abgeordnete Dr. Sylvia Papházy MBA (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Darin sind wir uns sicherlich einig: Wir brauchen zukunftsweisende strukturelle Maßnahmen in Wissenschaft und Forschung. Die Verstärkung des Wettbewerbs zwischen den Universitäten ist eine der Forderungen des Regierungsprogramms.

Sehr geehrte Frau Bundesminister! Die ehestmögliche Anerkennung von Privatuniversitäten ist mir in diesem Zusammenhang ein großes Anliegen. Der Akkreditierungsrat sollte seine Tätigkeit bereits aufgenommen haben. Ich gehe davon aus, das wir die Ergebnisse demnächst erhalten werden.

Sehr geehrte Damen und Herren! Unser Universitäts- und Bildungssystem ist im Umbruch. Auch das "studium digitale" scheint nicht mehr so fern. Wie die "Neue Zürcher Zeitung" vom 16. Juni berichtet, plant ein US-Milliardär eine gebührenfreie Internet-Universität. Bei uns in Österreich tritt das angloamerikanische Bildungssystem neben das Humboldt’sche Bildungssystem. Das äußert sich auch in neuen, zusätzlichen akademischen Graden.

Private und staatliche Universitäten werden sich über den Bedarf der Wirtschaft an Absolventen und damit an Ausbildungsangeboten klar werden müssen. Die Wirtschaft braucht zeitgemäße Universitäten, die zeitgemäße Erkenntnisse vermitteln. Wichtig ist dabei Folgendes: In Österreich müssen akademische Grade vergeben werden, die auch international Anerkennung und Wertschätzung bringen. Deshalb, sehr geehrte Damen und Herren, müssen wir auch über die Zukunft der akademischen Grade nachdenken. Es genügt nicht, dem angloamerikanischen Bildungssystem unkritisch nachzueifern. Es ist wichtig, im Vorhinein richtungsweisende Akzente zu setzen, denn Lehrende und Studierende müssen in Zukunft klare Strukturen vorfinden. International übliche Rankings zwischen Universitäten dienen der Transparenz und sollten auch in Österreich bald gang und gäbe sein. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Private und staatliche Universitäten mit erweiterter Autonomie können sich damit sichtbar den Herausforderungen des Wettbewerbs stellen. – So schaut, sehr geehrte Damen und Herren, meiner Ansicht nach positiver Wettbewerb zwischen den Universitäten aus!


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