Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 231

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Gerade auch in der Steiermark gibt es Vorzeigemodelle dafür – Frau Kollegin Silhavy weiß es –, wie man Frauen an nicht frauenspezifische Berufe heranführt, um auch diesen Einstieg zu erleichtern und diesen Anreiz zu geben. Das sind erste Versuche, Pilotversuche, aber aus diesen Versuchen wird man dann ersehen, wie die Entwicklung verläuft und wie die Bewusstseinsbildung sich in diese Richtung vollzieht.

Es ist selbstverständlich auch auf all jene Bereiche hinzuweisen, die uns die neuen Technologien bieten. Ich glaube, auch diesbezüglich – und das sage ich auch als Mutter zweier Töchter – ist Bewusstseinsbildung schon im Elternhaus und in der Schule gefragt, denn gerade in diesen Bereichen bietet sich für Frauen die Chance, an qualifizierte Berufe heranzukommen, die nicht mehr typisch männerspezifisch sind.

Ich sehe die positive Entwicklung hin zu einem Abbau der Einkommensunterschiede, aber auch bei der zukünftigen Zuverdienstmöglichkeit beim Karenzgeld, aber auch beim Kindergeld, das diese Koalitionsregierung vereinbart hat. (Beifall bei den Freiheitlichen sowie der Abgeordneten Dr. Khol und Kiss. )

Das ist die sprichwörtliche Wahlfreiheit. Die können wir dann tatsächlich verwirklichen! Ich sehe aber auch – und das sage ich durchaus kritisch – im öffentlichen Bereich einen Handlungsbedarf auf allen Ebenen – sei es auf Bundesebene oder auf Landesebene, aber auch in den Kommunen. Nach wie vor sind in führenden Positionen vorwiegend Männer tätig. Auch da ist dringender Handlungsbedarf gegeben.

Es wurde heute interessanterweise von der sozialdemokratischen Fraktion das Problem der Leiharbeit angesprochen. Wie oft haben wir darauf hingewiesen beziehungsweise wurde darauf hingewiesen, dass gerade bei der Leiharbeit eine Aushöhlung sämtlicher Rechte, die die Arbeitnehmer haben, vollzogen wird! Da frage ich Sie schon: Wo sind da die Kollektivvertrags-Verhandlungspartner? Wo sind sie? Wo ist die Gewerkschaft? Wo sind Sie da? (Abg. Verzetnitsch: Fragen Sie in der Wirtschaftskammer nach!) Wieso gibt es da noch keine Regelung? – Diese Frage muss ich an Sie zurückgeben! (Abg. Verzetnitsch: Weil die nicht wollen!) Ich sehe die Verantwortung dafür durchaus bei der Sozialpartnerschaft!

Abschließend möchte ich festhalten, dass dieser Bericht auch für uns wirklich eine Herausforderung darstellt, alles zu unternehmen, um die Einkommensunterschiede abzubauen. Daher wird auch ein Pilotprojekt in zwei namhaften Betrieben weiterverfolgt, und zwar unter Beteiligung der Sozialpartnerschaft, um klare geschlechtsunabhängige Arbeitsbewertungsmodelle zu erarbeiten, die in Zukunft ein mögliches Instrument zum Abbau von Einkommensunterschieden sein könnten.

Zum Schluss möchte ich auch festhalten, dass ich glaube, dass es ein gesellschaftspolitischer Auftrag an uns alle ist, dahin gehend zur Bewusstseinsbildung beizutragen, dass Frauenarbeit und Männerarbeit gleich bewertet werden müssen. Diesbezüglich sind wir alle gefordert, und gerade hohe Parlamentarier könnten hier Vorbildwirkung bei der Bewusstseinsbildung haben. – Danke sehr. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Ing. Westenthaler: Ganz ausgezeichnet!)

23.11

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Freund. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

23.11

Abgeordneter Karl Freund (ÖVP): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Der Einkommensabstand zwischen Frauen und Männern – das wurde heute schon festgestellt – ist derzeit kaum geringer als vor 30 Jahren. Tatsache ist ebenso, dass sich die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern seit mehreren Jahren nur unmerklich schließt.

Ich bin für den Bericht des Wirtschaftsministeriums besonders dankbar, da er Tendenzen offen legt, die zu dieser nicht zufriedenstellenden Entwicklung geführt haben. Diese Tendenzen haben folgende Ursachen: die wirtschaftlich unvorteilhafte Erstberufswahl von Mädchen und jungen Frauen, die Unterbrechung der Erwerbsfähigkeit durch Karenz, der schlechtere Zugang zu


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