Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 58. Sitzung / Seite 55

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zent Biobauern. Sie produzieren im Jahr ungefähr 500 Millionen Kilogramm Bio-Milch; aber nur die Hälfte davon kann als Bio-Milch verkauft werden. Sie haben im vergangenen Jahr 40 000 Tonnen Bio-Rindfleisch produziert, aber davon konnten nur 8 000 Tonnen als Bio-Rindfleisch verkauft werden und ein erheblicher Teil davon noch durch Exportanstrengungen.

Wenn die österreichischen Konsumenten bereit sind, etwas mehr zu bezahlen, werden wir sofort eine Steigerung der Biobauern haben. Man kann aber nicht die Forderung aufstellen, 50, 20 oder 30 – oder wie viele auch immer – Bauern müssen Biobauern sein, ohne dass sie auf dem Markt die Chance haben, ihre Produkte zu einem etwas besseren Preis zu verkaufen. Ich spreche hier aus Erfahrung. In meinem Wahlkreis sind es 48 Prozent aller Bauern, die biologisch wirtschaften. Aber von vielen wird natürlich auch beklagt, dass Bioprodukte – mit Ausnahme der Direktvermarktung und der getrennten Milchanlieferung – kaum besser verkauft werden können. (Abg. Gradwohl: Der Markt ...!)

Nun zur derzeit größten Krise in der Landwirtschaft: Sie betrifft die Rinderbauern, die zum allergrößten Teil Bergbauern sind und im vergangenen Jahr ein Durchschnitts-Monatseinkommen von 10 000 S hatten. Jetzt wird auf dem Rücken der Bauern eine Krise geschürt, und die Darstellung ist so, als ob auch Rinder in Österreich BSE-verseucht wären. Wir haben hier aber bei bisher rund 30 000 Proben keinen einzigen positiven Fall. (Abg. Gradwohl: Gott sei Dank!) Hier kommen die Bauern zum allergrößten Teil unschuldig zum Handkuss. (Abg. Gradwohl: Ihr im Bauernbund, eure Politik ...!) Bei den derzeitigen Rinderpreisen kann weder ein Großbetrieb noch ein Kleinbetrieb kostendeckend Rindfleisch produzieren. Ich bin deshalb schon sehr betroffen darüber, meine sehr geschätzten Damen und Herren, wie Medien auf dem Rücken der Bauern Emotionen schüren! (Beifall bei der ÖVP.)

Universitätsprofessor Dr. Walter Schuller, der Leiter der Bundesanstalt für Tierseuchenbekämpfung in Mödling, sagte bei der Parlaments-Enquete für gesunde Lebensmittel: "Gott sei Dank hat es nämlich bis jetzt in Österreich keinen BSE-Fall gegeben. Es war für mich aber faszinierend, zu beobachten, wie man eigentlich mit nichts Wellen schlagen kann."

Die Bauern bemühen sich um Sicherheit und Vertrauen der Konsumenten. Wir verfüttern an Wiederkäuer bereits seit 1990 kein Tiermehl mehr. Aber wenn es tagtäglich Bilder davon gibt, wie etwa in einen Verbrennungsofen ganze Rinder hineintransportiert werden, oder wenn man wochenlang nach Rindfleisch in der Wurst sucht, wie sollen wir dann Vertrauen bei den Konsumenten erreichen? – Diese Bilder gibt es nämlich in Österreich nicht! Aber das wird nicht dazugesagt.

Ich glaube, dass es wirklich ein zu hoher Preis ist, sozusagen Einschaltquoten auf dem Rücken der Ärmsten zu erhöhen. Mit dieser Art der Berichterstattung ruiniert man Tausende österreichische Rinderbauern, aber auch Tausende Arbeiter in der fleischverarbeitenden Wirtschaft. Ich appelliere deshalb an die Medien, dieses Thema mit mehr Ernsthaftigkeit zu behandeln und nicht viele Arbeitsplätze in Österreich durch Panikmache zu gefährden! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Man hat den Eindruck, BSE ist in Österreich eine von den Medien verbreitete Seuche. Die Rinder in Österreich haben es noch nicht, und wir hoffen, dass wir auch in den nächsten Monaten keinen Fall haben werden. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir wollen zur Sicherung der bäuerlichen Familienbetriebe das Budget 2000 dazu verwenden, um die ökosoziale Agrarpolitik, die von Riegler gestaltet worden ist und die, so hoffe ich, wie ein Sauerteig auch in den anderen europäischen Staaten zu wirken beginnt, weiterzuentwickeln. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

12.05

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Grünewald. – Bitte.

12.05

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Es gibt einen Spruch, der lautet: Der, die, das, es ist


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