Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 60

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Nach wie vor ist eine Erklärung ausständig. Und ich kann mit Sicherheit nicht akzeptieren, dass man vor der Wahl Juden beschimpft und nach der Wahl ein wunderbares Fußballmatch mit Israel genießt. (Abg. Achatz: Das ist ungeheuerlich!)

Auch die israelischen Sportlerinnen und Sportler lesen Tageszeitungen und fragen sich, in welches Land sie kommen (Beifall bei den Grünen), und auch sie haben das Recht, in einer Art und Weise empfangen zu werden, dass sie sich uneingeschränkt in diesem Land und in dieser Stadt Wien als Gäste fühlen können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Frau Vizekanzlerin! Eine Entschuldigung in Ihrer Funktion, und zwar nicht in der Bundesregierung, sondern als Parteichefin, ist ausständig und längst überfällig. Aber wenn Sie als Vorsitzende einer antisemitischen Partei nicht zu dieser Entschuldigung in der Lage sind (Rufe der Empörung bei den Freiheitlichen – Abg. Dr. Krüger: So etwas Mieses! Sie sollten sich schämen! – Abg. Achatz: Das ist eine unbeschreibliche Schweinerei! – weitere heftige Zwischenrufe bei den Freiheitlichen), dann fordere ich Sie auf, im Interesse Österreichs an diesem Abend zumindest zu Hause zu bleiben. (Beifall bei den Grünen. – Pfui- sowie Raus-Rufe bei den Freiheitlichen. – Abg. Ing. Westenthaler: Ordnungsruf! – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

12.01

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Herr Abgeordneter Pilz! Für die Bemerkung an die Frau Vizekanzlerin "Sie als Vorsitzende einer antisemitischen Partei" erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Ruf bei den Freiheitlichen – in Richtung des Abg. Dr. Pilz –: Mieser Marxist! – Weitere anhaltende Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kopf. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

12.01

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Herr Präsident! Frau Vizekanzlerin! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Lieber Kollege Pilz! Wenn es hier eine Entgleisung gegeben hat, die gerügt gehört, dann ist es sicher die von Ihnen, und sie ist auch vom Herrn Präsidenten entsprechend gerügt worden. (Lebhafter Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Heute Abend findet in Wien ein Fußballspiel statt, das sicher nicht ein Fußballspiel wie jedes andere ist, weil es zwischen zwei Ländern stattfindet, zwischen denen es, aus der Vergangenheit herrührend, eine sensible Situation gibt. Der Österreichische Fußballbund hat schon eine Mehrzahl solcher Spiele organisiert und hat auch in der Vergangenheit bewiesen, dass er mit sehr viel Fingerspitzengefühl vor diesen Spielen imstande war, eine Situation zu schaffen, die es verhinderte, dass es zu einer Eskalation kam. Gerade beim letzten Spiel vor nicht allzu langer Zeit in Wien war er in der Lage, eine Situation unter den Zuschauern zu schaffen, dass die Gäste aus Israel in Wien als Gäste begrüßt worden sind, als Gäste im Stadion begrüßt und beklatscht worden sind.

Aber ich habe leider – und das zeigt auch, wie sensibel die Situation zwischen den beiden Ländern ist – auch erleben müssen, dass beim letzten Auswärtsspiel die österreichische Mannschaft in Israel ganz anders empfangen worden ist. Es wurde nämlich schon während des Absingens der österreichischen Bundeshymne – und das wurde den Menschen in Österreich per TV in ihre Wohnzimmer geliefert – unsere Mannschaft und unser Land ausgepfiffen.

Ich möchte bei allem Verständnis für die Sensibilität dieses Themas dennoch sagen: Das war nicht in Ordnung! Wir haben noch viel daran zu arbeiten – in unserem Land, aber auch die Israelis in ihrem Land –, dass sich diese Situation entspannt, sodass Fußballspiele – zwischen welchen Ländern auch immer – künftig Fußballspiele sein können. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

12.04

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Zu Wort gemeldet ist als Nächster Herr Abgeordneter Mag. Schweitzer. – Bitte.


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